Donnerstag, 15. März 2012

Erzkonservativ? Konservativ? Stockkonservativ?

Man mag gerne darüber streiten, wie konservativ Politiker sind. Weil die Mehrheit im (Wähler)Volk eher dazu neigt, ängstlich auf Veränderungen zu reagieren, abwartend, unsicher, feindlich, gelingt es den volksnahen Politrednern immer wieder, über ihre wahren Überzeugungen die Aura von Nebelkerzen wabern zu lassen. Unklar genug ausgedrückt?



Bei den konservativen Amerikanern, die jedem neuen Mist auf dem Markt begeistert zujubeln, ist es nicht anders, als bei denen, die den Neuerungen skeptisch, aber nicht total ablehnend gegenüberstehen. Wes Geistes Kind jemand ist, stellt sich oft heraus, wenn jemand bereits zum Präsidenten gewählt ist. Leidvolle Erfahrung haben die Bundesbürger mit einem solchen gemacht, bis er sich (halb sank er hin), nicht ganz überzeugt, davon trollte.

Jetzt ist Amerika dran. Der nächste Präsident soll gewählt werden. Barack Obama muss um seine Wiederwahl fürchten. Auf der konservativen Seite hat die Schlammwahlschlacht begonnen. Die Kandidaten der Republikaner müssen sich bis Ende August 2012 an die Spitze geboxt haben. Dann wird der Sieger, der noch keiner ist, mit Barak Obama um die Gunst des amerikanischen Volkes ringen. Für Europa ist es immer noch wichtig, wer in den USA den Ton angibt. Wer das Gleichgewicht zwischen israelischem und iranischem Säbelgerassel halten kann. Ein Demokrat mit Augenmaß? Ein Republikaner mit verschwommenen Sprüchen, die er im Falle eines Wahlerfolges wieder und wieder revidieren müsste? Ein Republikaner, der unter dem Druck der Lobbies ruppige Kompromisse machen muss? Schauen wir uns die konservative Seite einmal näher an:

Mitt Romney, konservativ, religiös, gut aussehend. Seit Kennedys Wahl wissen wir, dass die Ansehnlichkeit von Politikern, die ja im Fernsehen täglich zu besichtigen sind, von Frauen bestimmt wird. Gefällt er den Frauen, ist er gewählt. Gefällt er nicht, muss er zum Ausgleich ein hervorragender Redner sein. Mitt ist ein 1947 in Detroit geborener Millionär. Ehemals Gouverneur von Massachusetts, ist er in der 5. Generation Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Als Jungmormone war er zwei Jahre lang in Frankreich missionarisch tätig. Von 1981 bis 1986 war er sogar mormonischer Bischof. Man schätzt sein Vermögen auf lumpige 250 bis 350 Millionen Dollar. Für amerikanische Verhältnisse eine Hungerexistenz. However: Good looking! Interessant ist, dass er in Massachusetts die Todesstrafe wieder einführen wollte, und zwar für Terrorismus, Massenmord und Mord an Polizisten. Ein Gesetz gegen Stammzellenforschung hatte er auch geplant. Dieses scheiterte im Repräsentantenhaus. Was seine Popularität betrifft, so erhielt er 2005 unter den 50 amerikanischen Gouverneuren den Platz Nummer 31. Das hätte Wulff auch geschafft. Nun hat er wieder eine der Vorwahlen gewonnen: die in Florida. Seine Super PACs haben ihm dabei geholfen. Das sind politische Aktionskommittees, zusammengesetzt aus Multimillionären, die den Wahlkampf Mitt Romneys finanzieren. Dass er zwar gegen Abtreibung und gleichgeschlechtliche Ehen ist, aber eingetragene Partnerschaften toleriert, macht ihn eher zum Konservativen, ohne das Erz davor.

Newt Gingrich, geboren 1943, der Vater war 19, die Mutter 16. Seine Halbschwester (er war schon erwachsen) Candace Gingrich, ist eine anerkannte Aktivistin der Lesben- und Schwulenbewegung in den USA. Er selbst spielte eine führende Rolle bei der damals gescheiterten Amtsenthebung von Präsident Bill Clinton, der wegen einer Monika Lewinsky ins Schleudern geraten war. Herr Gingrich musste sich dann aber selbst aus der Politik verabschieden, weil auch er in eine außereheliche Affäre verstrickt war. Trotz schon eingeheimster Niederlagen bei den Vorwahlen will er nicht aufgeben. Die New York Times vom 16. November 2011 nannte ihn "Professor of Profits". Das spricht Bände. Die FAZ am 30. Januar 2012: "Der Parallelweltkrieger". Vielleicht sollten wir diesem Kandidaten noch nicht die nötige Aufmerksamkeit schenken.

Rick Santorum, mit 54 Jahren der jüngste unter der engeren konservativen Vor-Wahl. Stock- oder erzkonservativ ist hier die Frage. 1995 bis 2007 war er Senator für Pennsylvania. Sieben Kinder und ein achtes, das kurz nach der Geburt starb. Beachtenswert. Hat ein Problem mit der Gewissensfreiheit, die er als korrupt anprangert. Was er wohl damit meint? 2003 verglich er gleichgeschlechtliche Ehen mit Pädophilie und Bestialität. Ein Verfechter der Homorechte, ein erfolgreicher Blogger, machte ihn lächerlich. Jetzt hat Santorum ein Problem, das man Santorum's Google Problem nennt, während er vergeblich dafür streitet, diese "Art von Vulgarität" aus dem Internet streichen zu lassen. Wie er zur Todesstrafe steht? Wen interessiert das eigentlich? Ein gewinnendes Lächeln wird ihn noch ein wenig weiter bringen. Präsident der Vereinigten Staaten? Das geht uns nichts an. Sollen sie doch wählen, wen sie wollen. Ausbaden müssen sie es auch selbst. Oder nicht? Wir erinnern uns an Dabbelju Bush. Auch ein Konservativer.

Ich persönlich hoffe, dass die wenigen Infos zu diesen Kandidaten für den jetzigen Präsidenten sprechen. Aber, das geht uns auch nichts an. Barack Obama, obame dich unser!

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