Als ich vor Jahren in der Schweiz lebte, fiel mir etwas auf, was ich in Deutschland damals nicht so bemerkt hatte: wenn von Geld oder Umsätzen die Rede war, erhöhte sich der Lidschlag im Gesicht des Gegenübers. Eine Art Trance trat ein, denn, häufig von Geld zu reden, hatte damals schon etwas Erotisches. "Geld macht sinnlich", ließ Bert Brecht verlauten. Eine gewisse Verschämtheit beim Umgang mit Geld war aber allenthalben noch zu beobachten. Heute ist in der ganzen westlichen Welt das Reden von Geld zur Selbstverständlichkeit geworden. Ist das der Grund, warum die eidgenössischen Behörden ( oder sind es die kantonalen Bankenaufsichten?) so gierig hinter den Übertretungen der Autofahrer her sind? Schon leicht daneben zu parken, zieht todsicher einen Strafzettel nach sich. Eine Geschwindigkeitsüberschreitung gar die strafrechtliche Verfolgung bis ins Ausland. Berappen kommt von "Räppli". Abkassieren wollen auch alle anderen Länder heute mehr und mehr.
Jetzt komme ich zum Thema: Raserei auf deutschen Autobahnen. Er hat getönte Scheiben, einen großen schwarzen Mercedes, BMW oder Audi, die Farbe darf auch silbrig-metallisch glänzen, die Lichter sind meist an, auch bei Tageslicht, du bist mit mäßiger Geschwindigkeit am Überholen auf der Autobahn, da siehst du ihn im Rückspiegel. Ein wenig zu dicht auf und den Umständen entsprechend viel zu schnell. Er will dich wegdrücken, was nicht geht, denn vor dir sind noch viele andere am Überholen, und du lässt dich nicht in eine Lücke zwischen zwei LKWs drängen. Warum solltest du auch! Außerdem denkst du, dass eine Edelmarke keine Sonderrechte verleiht. Dann denkst du, es könnte ja ein Zusammenhang bestehen zwischen dem Selbstbewusstsein des Rasenden und der Größe seines Schniedels, die eher minimal ist. Vielleicht läuft da nicht viel bei ihm. Irgendwie muss ich denken: Ersatzsexprotz, total impotent. Man möge mir das verzeihen, denn ohne dieses Herumgeballere mit Großzylindern käme ich nicht auf die Idee, die Autobahn hätte etwas mit Sex zu tun. Die vielen anderen, die es eventuell einfach nur eilig haben, geraten automatisch in den Generalverdacht, es den Großen nachmachen zu wollen. Oder, sie sind einfach gestresst. Da kann man schon einmal einen Fehler machen.
Es gab einmal ein Ministerchen aus Baden-Württemberg, das nach seiner politischen Arbeit für die Regierungspartei in die Vertretung der Kfz-Industrie überwechselte, um als Verbandsvertreter weiterhin gegen Geschwindigkeitsbeschränkungen auf die Bremse zu treten. Manche nennen ihn einen Lobbyisten. Die arme Autoindustrie, wie soll sie weltweit wettbewerbsfähig bleiben, wenn sie auf den heimischen Straßen nicht mehr hemmungslos herumrasen darf! Wie er (der Miniminister) reagiert, wenn er von einem dieser Ritter der Autobahn selbst einmal weg gemobt wird, muss uns nicht interessieren. Was mich eher interessiert, ist der Zusammenhang (auch) zwischen Aggressivität auf Straßen und Intelligenzquotient. Es kann doch nicht sein, dass ein Raser, der in gefährlicher Kleinarbeit bis zur nächsten Ampel zwanzig Fahrer überholt, sich einen Zeitgewinn von mehr als einer Minute verspricht. Wo bleibt da das Gehirn? Auch das dichte Auffahren ist eher ein Zeichen von mangelnder Intelligenz, oder sollte es sich hier um eine Sportart handeln, die noch nicht olympiareif ist? Takt und Distanz wäre hier die Lösung. Ein IQ unter dreißig hilft dabei nicht.
Die Schweiz ist ein schönes Land, in dem die Geschwindigkeit begrenzt ist. Gründe dafür gibt es viele. Aber, muss man sich unbedingt austoben, wenn man die Landesgrenzen hinter sich gelassen hat? Ein unangenehmes Phänomen, einen schwarzen Großzylinder mit Nummern wie ZH, BE, GE, LU etc. mit der gleichen Raserei herumirren zu sehen wie die mit dem S, K, F, M, etc. Könnte es sein, dass unsere schweizer Mitfahrer sich auf deutschen Autobahnen für die heimische Strenge rächen wollen? Oder sich ein wenig austoben? Das mit dem Schniedel möchte ich ihnen jetzt doch nicht anhängen. Halten wir fest: Fast Food hat sich als Irrtum erwiesen. Slow Food war die Antwort darauf. Ein langsameres Deutschland auf den Straßen wäre ein glückliches Deutschland, und die Schweiz behielte immer noch den großen Vorteil, langsam einreisende Deutsche diskret und kostenfrei in den zahlreichen Bankfilialen parken zu lassen.
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