Dienstag, 24. Mai 2011
Ach, du dickes ZwEi
Eier haben etwas, was man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Nicht umsonst entsteht vor Ostern immer ein ungeheurer Wirbel um die ovalen, um nicht zu sagen, eirunden Schokolade-bzw. Hühnerprodukte, deren Herkunft und Haltbarkeit oft nicht mit den frommen Versprechungen der österlichen Zeit vereinbar scheinen. Da Ostern eiermäßig schon kurz nach Weihnachten beginnt, ist das Ei als solches Gegenstand vieler Vorschriften, die alle zum Ziele haben, die Gesundheit des eiersüchtigen Verbrauchers nicht unnötig infrage zu stellen. Den Durchblick haben dabei die wenigsten.
Das Offenburger Ei war einst das Signal, von der A5 abzuweichen und in die Kinzigmetropole einzubiegen. Heute gleicht dieses Ei eher einer Baustelle. Was dabei herauskommen wird, ist mehr mit einer Bühler Zwetschge zu verwechseln. Auch ein Eierkuchen ist kein Kuchen, und die Eierstöcke werden wohl nie für Nordic Walking einsetzbar sein.
Umso erfreulicher ist es, wenn man beim Kauf von Eiern, einer kolesterinfördernden Basisnahrung, korrekt informiert wird. Eigentlich reicht es dann, wenn man ein einigermaßen glaubhaftes Gütesiegel zu sehen bekommt, wie etwa: "Prüfung auf artgemäße Hühnerhaltung 'Sehr gut', derzeit höchster Standard in Europa". Gemäß weiterer Hinweise auf dem Eierkarton, scheint es in Österreich "Die besten Eier unter der Sonne" zu geben, das zusätzliche Gütesiegel lautet dann: "Geprüfte Qualität, AMA Gütesiegel, Austria, Güteklasse A". Dann: "Ohne Gentechnik hergestellt, gemäß Codex-Richtlinie "Gentechnikfreie Produktion"/ Kontrolle durch agroVet GmbH. Darauf folgt die "Bewertung laut Tiergerechtigkeitsindex (TGI) 35 L nach Univ.-Prof. Dr. Helmut Bartussek. Durchgeprüft von der Kontrollstelle für artgemäße Nutztierhaltung GesmbH". Lassen wir einmal Erläuterungen über Eier aus Freilandhaltung (10 qm Wiese pro Henne), sowie weitere Verbraucherhinweise beiseite (die Eier hielten, was versprochen wurde), und konzentrieren wir uns auf die Notwendigkeit, beim Verkauf von Produkten, die zum Verzehr bestimmt sind, die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit walten zu lassen. Dann muss allerdings Verwirrung entstehen, wenn man die wenig hilfreichen Hinweise in Supermärkten zu lesen bekommt. Oft wird man da verschaukelt: mal sind es plötzlich nur 400 statt 500 Gramm, die Frische als solche wird dem Käufer geradezu um die Ohren gehauen, und alles ist Premium und Delikatess. Schaut man dann genauer hin, erkennt man die Tricks und Verschleierungstechniken. Wer kann, wechselt den Laden. Da ist eine bürokratische Aufzählung aller Gütekriterien zwar ein trauriges, aber irgendwie glückbringendes Beruhigungsmittel. Denn das Ei, das der Mensch Jahrtausende lang zu sich genommen hat, ohne mit der Wimper zu zucken, hat irgendwie überlebt.
Ich selbst gehe zu Angelika. Die hat ein Bauernlädle. Da wird nicht gefragt, woher die Eier kommen. Die Frische der Eier ist dadurch garantiert, dass die dörflichen Hühner nur begrenzt legen und der Nachschub nicht aus Käfighaltung gedeckt wird. Es wäre auch unangepasst, nach dem Preis zu fragen. Manchmal ist ein Ei eben nur ein Ei und keine Nachrichtenagentur für ängstliche Gesundheitsinformationen. Dennoch, das Ei des Kolumbus haben wir noch nicht gefunden.
Montag, 23. Mai 2011
Die geheimnisvolle Welt des Horst Köbele
Manchmal muss man sich fragen, ob Freiburg immer weiß, was in seinen Mauern geschieht und warum ein begnadeter Künstler wie Horst Köbele ausgerechnet, und das seit Jahren, einen Ort im Kaiserstuhl wählt, um seine Bilder auszustellen. Man sollte es dem verwöhnten, oft etwas blasierten Betrachter nicht zu leicht machen, muss er gedacht haben. Die menschliche Neugier mag auch ein gutes Motiv sein, eine Ausstellung nicht in eine schicke Galerie im Zentrum der Stadt, sondern an den Rand eines vor Tausenden von Jahren erloschenen Vulkans zu verlegen. Nichts anderes ist der Kaiserstuhl im Breisgau. Und ein gutes Maß an Neugier ist nötig, um den Weg dahin zu finden. Die privaten Ausstellungsräume Willi Haucks, eines befreundeten Künstlers, haben sich für unbestimmte Zeit geöffnet, um Köbeles "Offene Reisebilder" zu zeigen. Eichstetten, Geitzbachstraße Nr. 16, so steht es in der Einladung, beim Gasthaus zum Ochsen biegt man links in den Altweg ab. Bei der Nr. 120 geht es links in die Geitzbachstraße. Das Haus Nr. 16, eine interessante Holzarchitektur, findet sich dann irgendwie ganz leicht, und schon ist man in die exotische Welt schreiender Acrylfarben und geheimnisvoller Bildwerke eingetreten.
Erstaunliche Welten erschließen sich da, bedeutungsschwer und dennoch schwierig zu deuten: Hochzeit in Tamanrasset, Djema el Fna, Tschai-Bude III, Minarett, Wüste I und Vulkan I und II. Letzteres ist sicher keine Hommage an den Kaiserstuhl, und auch die übrigen Titel suggerieren eher die Rastlosigkeit des Künstlers, der bei seinen Reisen in Nordafrika Menschen, Tiere und Landschaften beobachtet, Szenen skizziert und in grelle Farben verwandelt. Auch andere Welten hat er sich zugänglich gemacht. Bedrohlich manchmal, traumatisch gewiss, und mit einem feinen Humor entstanden Bilder, die jeder Gefälligkeit Hohn sprechen. Aussagekräftig eben. "Bär mit Saxophon II" ist ein solches Beispiel, das in die unglaubliche Weite des Spektrums passt, das der Künstler mühelos beherrscht.
Donnerstag, 19. Mai 2011
Fuck the Police, oder I love Bärbel
So steht es an Brückenpfeilern und dunklen Unterführungen, oft fehlerhaft hingesprüht. Ob ein Zwölfjähriger weiß, was "fuck" bedeutet, darf genauso be2felt werden, wie das berühmte "wir sind gut aufgestellt" in der Politik. Oft jedoch heißt es auch "Bärbel, ich liebe Dich" auf Deutsch. Grausam naives Bürschchen, das da meint, Bärbel verstünde deutsch. Wahrscheinlich fühlt sie sich geschmeichelt, von einem "Mann", der Englisch spricht, umworben zu werden. Außerdem möchte man bei "fuck" und "Bärbel" ein wenig geheimnisvoll wirken. Das klingt bedrohlich und macht interessant. Man gewinnt auch an Achtung, wenn man "highlight", "touch screen", oder "mobben" versteht. Von Nordic Walking mal ganz zu schweigen. Die Globalisierung hat uns voll erwischt. Nur: "highlight" hieß mal Clou oder Höhepunkt, "touch screen" kann durch nichts mehr ersetzt werden. Hier haben die Globalisateure voll zugeschlagen. Bei "mobben" fällt mir ein, dass es eigentlich auf Englisch "bullying" heißt, aber das wird wohl nie in ein deutsches Hirn Eingang finden (Ich habe nicht "sparrow brain" gesagt, was man mit Spatzenhirn übersetzen müsste).
Die Benutzung des Englischen ist wie ein Fass ohne Boden. Eine typisch deutsche Englischtümelei. Meine (britische) Frau - wir leben im Schwarzwald - kann davon ein Lied singen. Travel Office wird ein Reisebüro genannt, in dem höchstens aus Versehen mal ein Engländer oder Amerikaner auftaucht. In Berlin fand ich schon vor Jahren am Potsdamer Platz ein sogenanntes Post Office. Wir sind also gut aufgestellt, mit unseren Sprachkenntnissen. Vielleicht wollen wir ein ganz anderer sein. Was denn dann, um Himmels Willen? Engländer? Amerikaner? Auch mit einem VW können wir verständlich machen, dass wir Auto fahren können. Im Rolls Royce, den etwas geschmacksbehinderte Deutsche Krösusse nicht einmal gerne fahren (lassen), wird diese Botschaft nicht deutlicher, außer, dass man zu verstehen geben möchte, dass man es sich leisten kann. "Breit oder gut aufgestellt" heißt nichts anderes. Meine Frau benutzt schamlos Ausdrücke wie "angst", "bratwurst", "leitmotiv", dinkelbrot" und vieles andere, wenn sie Englisch spricht. Wenn unsere Umgangssprache Deutsch ist, bemühe ich mich, "Rechner" statt "Computer" und "wohlfühl" statt "Wellness" zu sagen, um wenigstens den Eindruck zu erwecken, dass es noch so etwas wie eine deutsche Sprache gibt. Viel ist davon nicht mehr da. Sorry!
Muttersprache, auf Elsäßisch: Mudderschbroch, ist ein kostbares Gut. Wir haben massenhaft Dialekte, auf die wir stolz sein können. Die Ausdrucksformen sind gewaltig. Hochdeutsch ist immer noch eine Umgangssprache, auch für viele Nichtdeutsche. Sind es nicht 120 Millionen Menschen, die sich diese Muttersprache teilen? Würde es sich da nicht lohnen, eine Art Feuerwehr für die brennenden Fragen unseres Idioms einzurichten? Eine freiwillige Feuerwehr? Jeder kann helfen, den Brand zu löschen. Deutschtümelei ist jedoch nicht gefragt. Auf Politiker hören, auch nicht. Sonst ist unsere Sprache eines Tages breit aufgestellt. Wollen wir das???????
Die Benutzung des Englischen ist wie ein Fass ohne Boden. Eine typisch deutsche Englischtümelei. Meine (britische) Frau - wir leben im Schwarzwald - kann davon ein Lied singen. Travel Office wird ein Reisebüro genannt, in dem höchstens aus Versehen mal ein Engländer oder Amerikaner auftaucht. In Berlin fand ich schon vor Jahren am Potsdamer Platz ein sogenanntes Post Office. Wir sind also gut aufgestellt, mit unseren Sprachkenntnissen. Vielleicht wollen wir ein ganz anderer sein. Was denn dann, um Himmels Willen? Engländer? Amerikaner? Auch mit einem VW können wir verständlich machen, dass wir Auto fahren können. Im Rolls Royce, den etwas geschmacksbehinderte Deutsche Krösusse nicht einmal gerne fahren (lassen), wird diese Botschaft nicht deutlicher, außer, dass man zu verstehen geben möchte, dass man es sich leisten kann. "Breit oder gut aufgestellt" heißt nichts anderes. Meine Frau benutzt schamlos Ausdrücke wie "angst", "bratwurst", "leitmotiv", dinkelbrot" und vieles andere, wenn sie Englisch spricht. Wenn unsere Umgangssprache Deutsch ist, bemühe ich mich, "Rechner" statt "Computer" und "wohlfühl" statt "Wellness" zu sagen, um wenigstens den Eindruck zu erwecken, dass es noch so etwas wie eine deutsche Sprache gibt. Viel ist davon nicht mehr da. Sorry!
Muttersprache, auf Elsäßisch: Mudderschbroch, ist ein kostbares Gut. Wir haben massenhaft Dialekte, auf die wir stolz sein können. Die Ausdrucksformen sind gewaltig. Hochdeutsch ist immer noch eine Umgangssprache, auch für viele Nichtdeutsche. Sind es nicht 120 Millionen Menschen, die sich diese Muttersprache teilen? Würde es sich da nicht lohnen, eine Art Feuerwehr für die brennenden Fragen unseres Idioms einzurichten? Eine freiwillige Feuerwehr? Jeder kann helfen, den Brand zu löschen. Deutschtümelei ist jedoch nicht gefragt. Auf Politiker hören, auch nicht. Sonst ist unsere Sprache eines Tages breit aufgestellt. Wollen wir das???????
Dienstag, 17. Mai 2011
Zeit der Kirschen - Erotik pur
Dein kirschroter Mund! Wer das zu hören bekommt, weiß was es geschlagen hat. Dichter und Sänger müssen diesen Vergleich ausgeheckt haben. In Köln soll es sogar ein Restaurant mit dem Namen "Die Zeit der Kirschen" geben. Zizi Jeanmaire, die rauhbestimmte, Straußenfedern schwingende Bühnenikone, die mit dem Lied "Le temps des cerises" Paris unsicher gemacht hat, und auch Wolf Biermann haben sie beschworen, diese rotschwarz glänzende Frucht, die angeblich zur Römerzeit mit den heimwärts ziehenden Söldnern vom Schwarzen Meer in westliche Regionen mitgewandert ist. Schon deshalb sollten wir allen Ausländern, die von weit her zugewandert sind, mit Wohlwollen begegnen, denn ihre Früchte sind uns wohlvertraut. Mangos, Bananen, Feigen, Orangen und Zitronen bleiben jetzt aber mal außen vor.
Der Eros, leicht verkürzt, die Liebe zu etwas, hat mich immer schon beschäftigt. Gerade der von englischsprachigen Kirschessern oder Cherrymampfern als völlig "unerotic" bezeichnete Hang, der Kirsche etwas Erotisches zuzuordnen, hat mich als Kind in helle Erregung versetzt. Zuerst siehst du sie blühen, nicht nur im fernen Japan, sondern überall in Deutschland. Diese Vorfreude hat ihre Zeit. Die Frucht reift mit dem Frühling, und, fast über Nacht, schimmern die ersten rötlichen Kügelchen an den Bäumen. Dann ist es soweit: der erste Korb voller Kirschen steht vor dir. Mal ehrlich: ist das nicht ungeheuer erotisch? Später allerdings, wenn diese Frucht schwärzlich zu glänzen beginnt, stellt sich auch die Furcht ein, es könnte der Wurm drin sein. Damit lernt man als kleiner Junge schnell zu leben. Hauptsache, man kann den Kern weiter spucken als der Freund oder die kleine Schwester.
Mich haben diese Kirschen immer ganz geheimnisvoll angestarrt. Voller Versprechen. "Wir sind für dich da", glänzen sie mich an. Sie wachsen paarweise und können deshalb von Mädchen und Jungs leicht übers Ohr gehängt werden. Der Fleck auf dem weißen T-shirt ist nicht mehr wegzukriegen. Er gehört dazu. Auch die schwarzen Lippen und Zähne, die den hemmungslosen Esser verraten.
Nein, dies ist keine Abhandlung über die Kirsche, sonst würde ich systematisch an die Sache
rangehen. Wozu hat man das Lexikon oder das Internet? Es ist die lebenslange Ehrerbietung für eine Frucht, die klein, bescheiden, süß, saftig und erotisch daher kommt. Sie hat Vitamine und Mineralien, treibt Wasser und lockt die Wespen an. Das alles lässt mich kalt. Ich esse meine Kirschen eigentlich wie ein verliebtes Tier. Eben erotisch und angstbesessen, die Zeit der Kirsche könnte allzu schnell wieder vorüber sein. Mit mir ist wirklich gut Kirschen essen.
Der Eros, leicht verkürzt, die Liebe zu etwas, hat mich immer schon beschäftigt. Gerade der von englischsprachigen Kirschessern oder Cherrymampfern als völlig "unerotic" bezeichnete Hang, der Kirsche etwas Erotisches zuzuordnen, hat mich als Kind in helle Erregung versetzt. Zuerst siehst du sie blühen, nicht nur im fernen Japan, sondern überall in Deutschland. Diese Vorfreude hat ihre Zeit. Die Frucht reift mit dem Frühling, und, fast über Nacht, schimmern die ersten rötlichen Kügelchen an den Bäumen. Dann ist es soweit: der erste Korb voller Kirschen steht vor dir. Mal ehrlich: ist das nicht ungeheuer erotisch? Später allerdings, wenn diese Frucht schwärzlich zu glänzen beginnt, stellt sich auch die Furcht ein, es könnte der Wurm drin sein. Damit lernt man als kleiner Junge schnell zu leben. Hauptsache, man kann den Kern weiter spucken als der Freund oder die kleine Schwester.
Mich haben diese Kirschen immer ganz geheimnisvoll angestarrt. Voller Versprechen. "Wir sind für dich da", glänzen sie mich an. Sie wachsen paarweise und können deshalb von Mädchen und Jungs leicht übers Ohr gehängt werden. Der Fleck auf dem weißen T-shirt ist nicht mehr wegzukriegen. Er gehört dazu. Auch die schwarzen Lippen und Zähne, die den hemmungslosen Esser verraten.
Nein, dies ist keine Abhandlung über die Kirsche, sonst würde ich systematisch an die Sache
rangehen. Wozu hat man das Lexikon oder das Internet? Es ist die lebenslange Ehrerbietung für eine Frucht, die klein, bescheiden, süß, saftig und erotisch daher kommt. Sie hat Vitamine und Mineralien, treibt Wasser und lockt die Wespen an. Das alles lässt mich kalt. Ich esse meine Kirschen eigentlich wie ein verliebtes Tier. Eben erotisch und angstbesessen, die Zeit der Kirsche könnte allzu schnell wieder vorüber sein. Mit mir ist wirklich gut Kirschen essen.
Schdross-Kachelmann, what to do?
Es ist ja so: man sitzt vielleicht auf der Toilette und hört gleichzeitig Radio. Irgendetwas Schreckliches passiert, und innerhalb kürzester Zeit erfährt man es. Wenn es dich und die Deinen sehr berührt, nimmst du das Mobilfon, das neben dir liegt, und rufst Tante Gerlinde an. Tante Gerlinde übernimmt den Rest, sodass Familie, Nachbarn und Uninteressierte schnell auf dem Laufenden sind. Das alles kann heutzutage auf der Toilette geschehen. Aber auch woanders. Bei einem Tsunami müssen allerdings der Schaden, die Zahl der Toten und der zerstörten Autos erst noch ermittelt werden. Das kann dauern.
Wie ein Lauffeuer jedoch verbreitet sich die Meldung, dass ein Promi, oder einer, der es noch werden möchte, angeschuldigt wird, die körperliche Integrität eines Mitmenschen nicht respektiert zu haben. Sexueller Missbrauch also. Man kann nun so weit gehen, die Unschuldsvermutung mit dem Gedanken zu paaren, dass an der Beschuldigung doch etwas dran ist. Die Medien, wie wir alle, warten gerne auf eine skandalträchtige Nachricht, vor allem, wenn diese ein altes Klischee bedient und uns von unseren eigenen Problemen ablenkt. Man hört das Lechzen danach geradezu aus den Schlagzeilen. Dann wird abgefrühstückt: ja, er war völlig unbekleidet. Ja, die Suite kostet 3000 $ die Nacht, und das Zimmermädchen war nicht nackt. Wir wissen dann fast alles. Aber ist er schuldig? Da wird eine Boulevardzeitung schnell zum Richter. Solch schlüpfrige Ereignisse, von denen wahrscheinlich ein Vielfaches immer unentdeckt bleibt, bestärken uns in der Annahme, dass wir besser sind. Dann nehmen wir auch gerne einen Vorschuss auf ein gerichtliches Urteil. Wir ergreifen Partei. Schön ist das nicht.
Sexueller Missbrauch muss den gerichtlichen Verfahren unterworfen bleiben, nicht dem Getratsche auf der Straße. Dass dabei so mancher Promi, der glaubt, Einfluss zu haben, versucht, sich aus der angerichteten Misere herauszuwinden, hängt auch damit zusammen, dass die Unschuldsvermutung allzu oft missbraucht wird. Wir könnten auch, wenigstens in solch heiklen Fällen, einmal auf die Weisheit eines Gerichtes vertrauen, obwohl Justitia nicht immer dazu da ist, Gerechtigkeit walten zu lassen, sondern Recht zu sprechen. Das ist etwas anderes. Das sieht man schon daran, dass es in einigen Ländern üblich ist, eine Frau, die sich scheiden lassen möchte, oder die einen anderen als den eigenen Mann liebt, zu steinigen. Das ist dort "geltendes" Recht. Und Männer haben dort ohnehin mehr Rechte als Frauen. In unseren "kultivierten" Zonen, wo wir, um mit der Politik zu formulieren, sexuell etwas breiter aufgestellt sind, fällt es schwer, die Gesetze des Anstandes, so alt sie auch sein mögen, anzuwenden. Zwischen unglaublicher Toleranz und zuweilen heuchlerischer Empörtheit gibt es einen einzigen Weg: abzuwarten. Da die Gedanken frei sind, lohnt es sich, zu schweigen und sich seinen Teil zu denken.
Wie ein Lauffeuer jedoch verbreitet sich die Meldung, dass ein Promi, oder einer, der es noch werden möchte, angeschuldigt wird, die körperliche Integrität eines Mitmenschen nicht respektiert zu haben. Sexueller Missbrauch also. Man kann nun so weit gehen, die Unschuldsvermutung mit dem Gedanken zu paaren, dass an der Beschuldigung doch etwas dran ist. Die Medien, wie wir alle, warten gerne auf eine skandalträchtige Nachricht, vor allem, wenn diese ein altes Klischee bedient und uns von unseren eigenen Problemen ablenkt. Man hört das Lechzen danach geradezu aus den Schlagzeilen. Dann wird abgefrühstückt: ja, er war völlig unbekleidet. Ja, die Suite kostet 3000 $ die Nacht, und das Zimmermädchen war nicht nackt. Wir wissen dann fast alles. Aber ist er schuldig? Da wird eine Boulevardzeitung schnell zum Richter. Solch schlüpfrige Ereignisse, von denen wahrscheinlich ein Vielfaches immer unentdeckt bleibt, bestärken uns in der Annahme, dass wir besser sind. Dann nehmen wir auch gerne einen Vorschuss auf ein gerichtliches Urteil. Wir ergreifen Partei. Schön ist das nicht.
Sexueller Missbrauch muss den gerichtlichen Verfahren unterworfen bleiben, nicht dem Getratsche auf der Straße. Dass dabei so mancher Promi, der glaubt, Einfluss zu haben, versucht, sich aus der angerichteten Misere herauszuwinden, hängt auch damit zusammen, dass die Unschuldsvermutung allzu oft missbraucht wird. Wir könnten auch, wenigstens in solch heiklen Fällen, einmal auf die Weisheit eines Gerichtes vertrauen, obwohl Justitia nicht immer dazu da ist, Gerechtigkeit walten zu lassen, sondern Recht zu sprechen. Das ist etwas anderes. Das sieht man schon daran, dass es in einigen Ländern üblich ist, eine Frau, die sich scheiden lassen möchte, oder die einen anderen als den eigenen Mann liebt, zu steinigen. Das ist dort "geltendes" Recht. Und Männer haben dort ohnehin mehr Rechte als Frauen. In unseren "kultivierten" Zonen, wo wir, um mit der Politik zu formulieren, sexuell etwas breiter aufgestellt sind, fällt es schwer, die Gesetze des Anstandes, so alt sie auch sein mögen, anzuwenden. Zwischen unglaublicher Toleranz und zuweilen heuchlerischer Empörtheit gibt es einen einzigen Weg: abzuwarten. Da die Gedanken frei sind, lohnt es sich, zu schweigen und sich seinen Teil zu denken.
Mittwoch, 11. Mai 2011
Hitlers Leibkoch? Dass ich nicht lache!
Als ich aus Mutters Leib kroch,
Wusst‘ ich, ich werde Leibkoch.
Weil gern ich sie am Leib roch,
Liebt mich auch heut‘ mein Weib noch.
Ich sage ihr, ach, bleib‘ doch,
Denn ich sitz‘ hier und schreib noch.
Wusst‘ ich, ich werde Leibkoch.
Weil gern ich sie am Leib roch,
Liebt mich auch heut‘ mein Weib noch.
Ich sage ihr, ach, bleib‘ doch,
Denn ich sitz‘ hier und schreib noch.
Dienstag, 10. Mai 2011
Lesen Sie, verdammtnochmal, die Packungsbeilage!
Sie können auch Ihren Arzt oder Apotheker fragen. Setzen Sie auf Apothekenqualität, die man sich leisten kann. Die Apotheken-Umschau, andererseits, lässt Sie lesen, was gesund macht. Leider wird sie von der Pharmaindustrie finanziert und in Apotheken verteilt. Was lerne ich daraus? Dass ich krank sein könnte, und wie ich dann mit Hilfe von preiswerten Mittelchen gesunden kann? Wer glaubt das eigentlich?
37% weniger Faltentiefe! Ich will der weiblichen Welt nicht zu nahe treten, aber das geht vor allem Frauen an. Wir Männer machen uns da (noch) keinen Kopf. Wohl, weil wir noch nicht sensibilisiert sind. Die (Frauen) mit der Haut über 40! Oder dem Haar über 40! Die geht es an. Was ist übrigens Apothekenqualität? Ist das etwas Gutes oder etwas, das auch außerhalb der Apotheke erworben werden könnte? Aber wo? Vielleicht bei der Kräuterhexe? Davor muss gewarnt werden. Sie kann uns bei all den drohenden Gefahren nicht helfen. Wo kämen wir da hin?
Lesen wir also die Packungsbeilage: sie gliedert sich in mehrere Teile:
1. Wofür wird das Medikament angewendet?
2. Was müssen Sie vor der Einnahme beachten?
3. Wie ist das Medikament einzunehmen?
4. WELCHE NEBENWIRKUNGEN SIND MÖGLICH?
5. Wie ist es aufzubewahren?
6. Weitere Informationen.
Vergessen wir einmal die Schwangerschaften und Stillzeiten. In einem Land, das demographisch den Bach hinunter geht, spielt das keine übergeordnete Rolle mehr. Worauf es ankommt, ist der Punkt 4.
Nebenwirkungen können so hinterhältig sein. Ich nehme einfach mal einen Blutverdünner: hier können einige wenige Pannen auftreten. Sprechen Sie sofort mit Ihrem Arzt (wenn er gerade Zeit hat), sollten bei Ihnen Fieber, Müdigkeit, Leberprobleme, Blutungen (Magen- Darm- Nasenblutungen), Durchfall, Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen auftreten. Ihre Ärztin/Ihr Arzt, Ihre Apotheke und der Hersteller wünschen Ihnen gute Besserung. Das soll genügen.
Ich muss so ehrlich sein und sagen, dass meine Hausärztin wirklich meine Hausärztin ist. Ich kann ihr vertrauen, Fragen stellen, und sie lässt mich auch mal wissen, wenn sie überfragt ist. Dann beraten wir. Es soll mir ja nicht schlechter gehen als einem Auto, das gelegentlich in die Reparatur muss. Was mich jedoch immer wieder stört, ist der scheinbare Schulterschluss zwischen Hersteller, Apotheker und Arzt. Wie soll da ein Patient noch frei wählen können? Den Arzt, vielleicht, den Apotheker, gerade noch, den Hersteller? "Dieses Arzneimittel ist in den Mitgliedsstaaten des Europäischen Wirtschaftsraums unter folgenden Bezeichnungen zugelassen: A, B, C". Zu unterschiedlichen Preisen, versteht sich. Es ist immer das beste auf dem Markt.
Eigenlob stinkt. Geld nicht. Die Verantwortung liegt letztlich immer bei uns! Friss, oder stirb! Auch bei der vollen Faltentiefe der Haut über 40 sollte es jemanden geben, der sich ehrlich um uns kümmert.
37% weniger Faltentiefe! Ich will der weiblichen Welt nicht zu nahe treten, aber das geht vor allem Frauen an. Wir Männer machen uns da (noch) keinen Kopf. Wohl, weil wir noch nicht sensibilisiert sind. Die (Frauen) mit der Haut über 40! Oder dem Haar über 40! Die geht es an. Was ist übrigens Apothekenqualität? Ist das etwas Gutes oder etwas, das auch außerhalb der Apotheke erworben werden könnte? Aber wo? Vielleicht bei der Kräuterhexe? Davor muss gewarnt werden. Sie kann uns bei all den drohenden Gefahren nicht helfen. Wo kämen wir da hin?
Lesen wir also die Packungsbeilage: sie gliedert sich in mehrere Teile:
1. Wofür wird das Medikament angewendet?
2. Was müssen Sie vor der Einnahme beachten?
3. Wie ist das Medikament einzunehmen?
4. WELCHE NEBENWIRKUNGEN SIND MÖGLICH?
5. Wie ist es aufzubewahren?
6. Weitere Informationen.
Vergessen wir einmal die Schwangerschaften und Stillzeiten. In einem Land, das demographisch den Bach hinunter geht, spielt das keine übergeordnete Rolle mehr. Worauf es ankommt, ist der Punkt 4.
Nebenwirkungen können so hinterhältig sein. Ich nehme einfach mal einen Blutverdünner: hier können einige wenige Pannen auftreten. Sprechen Sie sofort mit Ihrem Arzt (wenn er gerade Zeit hat), sollten bei Ihnen Fieber, Müdigkeit, Leberprobleme, Blutungen (Magen- Darm- Nasenblutungen), Durchfall, Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen auftreten. Ihre Ärztin/Ihr Arzt, Ihre Apotheke und der Hersteller wünschen Ihnen gute Besserung. Das soll genügen.
Ich muss so ehrlich sein und sagen, dass meine Hausärztin wirklich meine Hausärztin ist. Ich kann ihr vertrauen, Fragen stellen, und sie lässt mich auch mal wissen, wenn sie überfragt ist. Dann beraten wir. Es soll mir ja nicht schlechter gehen als einem Auto, das gelegentlich in die Reparatur muss. Was mich jedoch immer wieder stört, ist der scheinbare Schulterschluss zwischen Hersteller, Apotheker und Arzt. Wie soll da ein Patient noch frei wählen können? Den Arzt, vielleicht, den Apotheker, gerade noch, den Hersteller? "Dieses Arzneimittel ist in den Mitgliedsstaaten des Europäischen Wirtschaftsraums unter folgenden Bezeichnungen zugelassen: A, B, C". Zu unterschiedlichen Preisen, versteht sich. Es ist immer das beste auf dem Markt.
Eigenlob stinkt. Geld nicht. Die Verantwortung liegt letztlich immer bei uns! Friss, oder stirb! Auch bei der vollen Faltentiefe der Haut über 40 sollte es jemanden geben, der sich ehrlich um uns kümmert.
Sonntag, 8. Mai 2011
Dissertation und badische Küche
Es kommt nicht so sehr darauf an, ob es badische, mongolische oder mediterrane Küche ist. Das Ergebnis zählt. Zufriedene Gesichter und der erhabene Stolz der Köchin oder des Koches belegen das aufs Genaueste. "This meal was very interesting, indeed", genügt nicht. Ebenso wenig wie: "pas mal, cette bouffe", wobei in letzterem etwas Bewunderung mitschwingen darf. Das Erstere jedoch ist ein klares Todesurteil.
Worauf wollen wir hinaus? Ich werde heute meiner britischen Frau französische Wachteln auf mediterrane Art in Baden zubereiten. Darüber spreche ich jetzt lieber nicht, denn, wenn ich das Essen verhaue, müsste ich hier die Katastrophe eingestehen. Das will ich nicht. Schließlich gibt es noch eine Intimsphäre. Es geht mir eher um das schönste Plagiat, das es im Leben gibt: Rezepte ab zu kupfern, ohne den Autor benennen zu müssen. Auch Biolek brüstete sich oft mit seiner kochstarken mährischen Großmutter, die als Alibi diente, nur um zu verhindern, dass man ihm auf die Schliche kommt. Natürlich hat er alles nachgeschlagen.
Ich aber halte es mit der intellektuellen Redlichkeit und zitiere meine Quelle: Kochbuch mit Nahrungsmittellehre, zusammengestellt von Paula Horn, Vorsteherin des Badischen Fortbildungsschullehrerinnenseminars, Vierte Auflage, Verlag Boltze, Karlsruhe, 1927, Seite 96: Gebratenes Hähnchen. Da diese Dame in ihrem überaus kompetenten Werk die Wachtel als Speise nicht einmal erwähnte, musste ich zur analogen Anwendung des Hähnchenrezeptes schreiten. Dank Johannes Gutenberg, der wohl um 1450 den Buchdruck mit beweglichen Metalllettern erfunden haben muss, wurde es bis heute möglich, ganze Passagen aus gedruckten Werken abzumalen, unter Vergessung der Quelle. Hat auch VergESSlichkeit mit Essen zu tun? Ich jedenfalls zitiere Paula Horn folgendermaßen: "Damit das Hähnchen (sprich: die Wachtel, der Autor) eine schöne Form bekommt, dressiert man es. Man faßt (sic!) in eine dicke Stopfnadel (ich fasse es nicht, der Autor) (besser Packnadel, die Autorin des Buches) einen feinen Bindfaden, sticht beim rechten Schlegelchen (nicht politisch gemeint, meint der Autor) oben im Kugelgelenk ein, führt die Nadel in die Bauchhöhle (nicht medizinisch werden, Frau
Horn!) und kommt beim linken Schlegelchen oben im Gelenk heraus.........Jetzt zieht man den Bindfaden hoch, sticht geschickt durch den rechten Flügel, heftet die Halshaut am Rücken fest und kommt beim linken Flügel heraus". Jetzt reicht es mir, Paula. So kann man heute nicht mehr kochen. Die Wachteln müssen ja irgendwann mal gar und essbar sein. Immerhin habe ich, indem ich dich zitiere, auch meiner längst verstorbenen Tante Maria ein kleines Denkmal gesetzt, denn sie war eine schlagfertige Kollegin und Konkurrentin von Paula. Und eine hervorragende Köchin.
Ich gehe also ohne Murren in das viel schicker aufgemachte Kochbuch von Rena Salaman, Healthy Mediterranean Cooking, und kupfere ab. Analog, denn auch diese Dame scheint noch nie etwas von Quails, oder auf Deutsch: Wachteln, gehört zu haben. Aber ihre Beize ist fetzig. Die nehme ich. Viel Knofi. Einzelheiten erspare ich mir. Herr Gutenberg, der von und zu Mainz, hat durch seine Buchdruckerei dies alles möglich gemacht. Ihm ein schönes Dankeschön (manchmal überwältigt mich mein eigenes Gefühlsgedusel) !
Nun zu meiner Doktorarbeit: Nicht der Rede wert, jedoch: zwei Jahre harte Arbeit. Drei Professoren haben ihre Nasen hineingesteckt. Der eine sagte: das ist mir zu journalistisch geschrieben. Der andere sagte "ja" und wurde von mir in den Stand des Doktorvaters erhoben. Der dritte war ein kompetenter Freund, der nur das Gute in mir sah. Mein Werk wurde angenommen, veröffentlicht und ist schon lange vergriffen. Glück gehabt?
Hoffentlich bin ich ebenso geschickt beim Wenden der Wachteln. Es sind vier, für zwei Personen, dazu frische Erbschen mit Karöttchen. Der Wein ein badischer. Das Ergebnis zählt.
Worauf wollen wir hinaus? Ich werde heute meiner britischen Frau französische Wachteln auf mediterrane Art in Baden zubereiten. Darüber spreche ich jetzt lieber nicht, denn, wenn ich das Essen verhaue, müsste ich hier die Katastrophe eingestehen. Das will ich nicht. Schließlich gibt es noch eine Intimsphäre. Es geht mir eher um das schönste Plagiat, das es im Leben gibt: Rezepte ab zu kupfern, ohne den Autor benennen zu müssen. Auch Biolek brüstete sich oft mit seiner kochstarken mährischen Großmutter, die als Alibi diente, nur um zu verhindern, dass man ihm auf die Schliche kommt. Natürlich hat er alles nachgeschlagen.
Ich aber halte es mit der intellektuellen Redlichkeit und zitiere meine Quelle: Kochbuch mit Nahrungsmittellehre, zusammengestellt von Paula Horn, Vorsteherin des Badischen Fortbildungsschullehrerinnenseminars, Vierte Auflage, Verlag Boltze, Karlsruhe, 1927, Seite 96: Gebratenes Hähnchen. Da diese Dame in ihrem überaus kompetenten Werk die Wachtel als Speise nicht einmal erwähnte, musste ich zur analogen Anwendung des Hähnchenrezeptes schreiten. Dank Johannes Gutenberg, der wohl um 1450 den Buchdruck mit beweglichen Metalllettern erfunden haben muss, wurde es bis heute möglich, ganze Passagen aus gedruckten Werken abzumalen, unter Vergessung der Quelle. Hat auch VergESSlichkeit mit Essen zu tun? Ich jedenfalls zitiere Paula Horn folgendermaßen: "Damit das Hähnchen (sprich: die Wachtel, der Autor) eine schöne Form bekommt, dressiert man es. Man faßt (sic!) in eine dicke Stopfnadel (ich fasse es nicht, der Autor) (besser Packnadel, die Autorin des Buches) einen feinen Bindfaden, sticht beim rechten Schlegelchen (nicht politisch gemeint, meint der Autor) oben im Kugelgelenk ein, führt die Nadel in die Bauchhöhle (nicht medizinisch werden, Frau
Horn!) und kommt beim linken Schlegelchen oben im Gelenk heraus.........Jetzt zieht man den Bindfaden hoch, sticht geschickt durch den rechten Flügel, heftet die Halshaut am Rücken fest und kommt beim linken Flügel heraus". Jetzt reicht es mir, Paula. So kann man heute nicht mehr kochen. Die Wachteln müssen ja irgendwann mal gar und essbar sein. Immerhin habe ich, indem ich dich zitiere, auch meiner längst verstorbenen Tante Maria ein kleines Denkmal gesetzt, denn sie war eine schlagfertige Kollegin und Konkurrentin von Paula. Und eine hervorragende Köchin.
Ich gehe also ohne Murren in das viel schicker aufgemachte Kochbuch von Rena Salaman, Healthy Mediterranean Cooking, und kupfere ab. Analog, denn auch diese Dame scheint noch nie etwas von Quails, oder auf Deutsch: Wachteln, gehört zu haben. Aber ihre Beize ist fetzig. Die nehme ich. Viel Knofi. Einzelheiten erspare ich mir. Herr Gutenberg, der von und zu Mainz, hat durch seine Buchdruckerei dies alles möglich gemacht. Ihm ein schönes Dankeschön (manchmal überwältigt mich mein eigenes Gefühlsgedusel) !
Nun zu meiner Doktorarbeit: Nicht der Rede wert, jedoch: zwei Jahre harte Arbeit. Drei Professoren haben ihre Nasen hineingesteckt. Der eine sagte: das ist mir zu journalistisch geschrieben. Der andere sagte "ja" und wurde von mir in den Stand des Doktorvaters erhoben. Der dritte war ein kompetenter Freund, der nur das Gute in mir sah. Mein Werk wurde angenommen, veröffentlicht und ist schon lange vergriffen. Glück gehabt?
Hoffentlich bin ich ebenso geschickt beim Wenden der Wachteln. Es sind vier, für zwei Personen, dazu frische Erbschen mit Karöttchen. Der Wein ein badischer. Das Ergebnis zählt.
Samstag, 7. Mai 2011
Bastian Sick, hilf uns doch!
Dein Wegweiser durch den Irrgarten der deutschen Sprache kam einst wie ein warmer Frühlingsregen auf uns nieder. Wir haben darauf gewartet. Jetzt ist es an der Zeit, dich aufzuraffen und den Finger in verschiedene Wunden zu legen: diese unsägliche liberale Dame, die sich gerade um Kopf und Kragen schwäbelt, hat uns alle wissen lassen, ihre Partei sei gut aufgestellt.
Seit Jahren gibt es in der deutschen Küche den Brokkoli, ein Gemüse, das dem Blumenkohl ähnelt, bis auf die Farbe, die eher grün ist. Als Brokkolikremsuppe (mit viel Sahne als Geschmacksträger) fast eine Delikatesse, wenn auch noch ein paar Stäubchen Muskatnuss dran kommen. Als Gemüsebeilage hat man schon das Gefühl, man wird verschaukelt, denn Brokkoli ist zu einem unerbittlichen Tellerfüller geworden. Wo findet man noch ein Restaurant, das auf sich hält, und das den Brokkoli in seine Schranken verweist? Brokkoli ist eine ständige Beilage und damit ein Unkraut, das zwar keinem schadet, jedoch durch seine Allgegenwart sich den gastronomischen Status der ungewollten Seligsprechung erkämpft hat. Kommen wir von diesem krausköpfigen Spinatersatz nicht mehr herunter?
Dann wundert es mich nicht, dass in der Politik der Premiumklasse mit verbalem Brokkoli gekämpft wird. "Wir sind gut aufgestellt". Bastian, du musst etwas unternehmen. Oder bist du gerade dabei, ein Buch über den Sprechblaseneffekt der Politsprache zu schreiben? Schließlich müssen wir das Land voranbringen. Sonst nützt alle Freude über die Ermordung(?), Tötung(?), Beseitigung(?), Auslöschung(?), Hinrichtung(?) Osama Bin Ladens nichts. Ist es also besser, man spricht Brokkoli, damit man nichts falsch machen kann? Bastian, du bist gut aufgestellt: hilf uns, klar zu denken, zu essen und zu verdauen. Wir erwarten von dir, dass du etwas Neues schreibst. Wie wär's mit: Der Brokkoli ist dem Geschmack sein Tod?
Seit Jahren gibt es in der deutschen Küche den Brokkoli, ein Gemüse, das dem Blumenkohl ähnelt, bis auf die Farbe, die eher grün ist. Als Brokkolikremsuppe (mit viel Sahne als Geschmacksträger) fast eine Delikatesse, wenn auch noch ein paar Stäubchen Muskatnuss dran kommen. Als Gemüsebeilage hat man schon das Gefühl, man wird verschaukelt, denn Brokkoli ist zu einem unerbittlichen Tellerfüller geworden. Wo findet man noch ein Restaurant, das auf sich hält, und das den Brokkoli in seine Schranken verweist? Brokkoli ist eine ständige Beilage und damit ein Unkraut, das zwar keinem schadet, jedoch durch seine Allgegenwart sich den gastronomischen Status der ungewollten Seligsprechung erkämpft hat. Kommen wir von diesem krausköpfigen Spinatersatz nicht mehr herunter?
Dann wundert es mich nicht, dass in der Politik der Premiumklasse mit verbalem Brokkoli gekämpft wird. "Wir sind gut aufgestellt". Bastian, du musst etwas unternehmen. Oder bist du gerade dabei, ein Buch über den Sprechblaseneffekt der Politsprache zu schreiben? Schließlich müssen wir das Land voranbringen. Sonst nützt alle Freude über die Ermordung(?), Tötung(?), Beseitigung(?), Auslöschung(?), Hinrichtung(?) Osama Bin Ladens nichts. Ist es also besser, man spricht Brokkoli, damit man nichts falsch machen kann? Bastian, du bist gut aufgestellt: hilf uns, klar zu denken, zu essen und zu verdauen. Wir erwarten von dir, dass du etwas Neues schreibst. Wie wär's mit: Der Brokkoli ist dem Geschmack sein Tod?
Donnerstag, 5. Mai 2011
Ich sage es immer wieder
Es heißt: je - desto, je - desto, je - desto, je - desto. Umso öfters das falsch gemacht wird, umso wilder werde ich, weil, ich habe es satt, mit Leuten zu tun zu haben (Fernsehen, Rundfunk, Akademiker, Sprechblasenproduzenten etc.), die ihre eigene Muttersprache nicht einmal mehr ignorieren. Denn, "je - desto" wurde mit der Muttermilch aufgenommen. Auch Muttermilch sollte heute, hocherhitzt, wie sie ist, länger haltbar sein. "Je - desto" wird allmählich zum Markenzeichen für überdurchschnittliche Intelligenz.
Montag, 2. Mai 2011
Der Tod der Fliege, Teil II
Die Ärzte sagen, ich solle auf mein Herz achten. Ich atme schwer, ermüde schnell, und dann noch die täglichen Aufregungen, die von Radio und TV stammen: irgendeiner ist immer gestorben, irgendeiner, meist ein Politiker, erklärt etwas, und man möchte ihm sofort in die Fresse hauen. Dabei ist der Kerl gewählt worden. Mit satter Mehrheit. Die Medien spielen sich als Komplizen auf. Nur gemäßigte Kritik wird hörbar, sozusagen die Sättigungsbeilage zum Statement. Ist nicht Jesus einmal in den Tempel geeilt und hat es ihnen so richtig besorgt? Hat auch nichts geändert. Armer Jesus. Man solle sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, nur weil die Strompreise steigen. Auch Ärztehonorare können gesalzen sein. Immerhin geht es da um die Hoffnung auf Besserung. Was bleibt uns noch?
Tatatataaaaa: der Kampf gegen die Fliege. Dieses Summen in der Nähe des Fensters! Warte, dir werd ich's zeigen! Fliegenklatsche (ich besitze zwei davon) holen und das Vieh erschlagen. Schon wird es mäuschenstill im Raum. Hat sie was geahnt? Vermutlich. Ich warte eine ganze Weile bis der Summterror wieder beginnt. Diesesmal sehe ich sie: groß, schwarz, vollgefressen, sechsbeinig. Sie hat sich wahrscheinlich an dieser ungeschützten Salami vergriffen. Biest! Jetzt sitzt sie auf dem Fernsehschirm. Gerade wird, sehr regierungsnah, der Tod eines weltweit gesuchten Terroristen zum xten Mal heruntergebetet. Ich möchte mit der Klatsche dem Nachrichtengewäsch ein Ende bereiten und dabei die Fliege zu Fall bringen. Komme zu spät. Die Kaddafi-Enkel wurden nicht einmal beim Namen genannt. Dabei sind sie mausetot. Den großen Wüstenfuzzi hat man noch nicht erwischt. Und ich meine Fliege - wie heißt du eigentlich? - auch nicht. Sie ist wieder verstummt. Vielleicht sollte ich meine Taktik ändern. Mich auf die Lauer legen? Wachspfropfen in die Ohren stecken? Sie mit Zuckerwasser in ein weißes Schälchen locken? Dann: Pengpeng! Hauptsache, man geht aus einem solchen Kampf als Sieger hervor. Ich muss noch üben. Al-Gaddhafi, oder Khadafi oder Qadafi wird es noch eine Weile schaffen. Der kennt die Wüste wie seine Hosentasche und zahlt gute Honorare!
Jetzt bin ich dem Erfolg ganz nahe: sie sitzt am Fenster als gehörte es ihr. Langsam schreitet sie hinauf. Sie hat es nicht bemerkt: ich halte immer noch die Klatsche in der Hand, allerdings hinter dem Rücken. Energisch konzentriere ich mich auf den letzten Schlag. Eigentlich ist sie ein schönes Tier. Ich betrachte sie fast liebevoll, aber sie macht mich wahnsinnig. Mein Instinkt sagt mir, dass der Moment gekommen ist. Klatsch! Sie fällt zu Boden. Ich habe gesiegt. Bin Laden haben sie jetzt endlich auch erwischt. Eine ganze Nation jubelt. Ich gönne es den Amerikanern und freue mich mit ihnen.
Tatatataaaaa: der Kampf gegen die Fliege. Dieses Summen in der Nähe des Fensters! Warte, dir werd ich's zeigen! Fliegenklatsche (ich besitze zwei davon) holen und das Vieh erschlagen. Schon wird es mäuschenstill im Raum. Hat sie was geahnt? Vermutlich. Ich warte eine ganze Weile bis der Summterror wieder beginnt. Diesesmal sehe ich sie: groß, schwarz, vollgefressen, sechsbeinig. Sie hat sich wahrscheinlich an dieser ungeschützten Salami vergriffen. Biest! Jetzt sitzt sie auf dem Fernsehschirm. Gerade wird, sehr regierungsnah, der Tod eines weltweit gesuchten Terroristen zum xten Mal heruntergebetet. Ich möchte mit der Klatsche dem Nachrichtengewäsch ein Ende bereiten und dabei die Fliege zu Fall bringen. Komme zu spät. Die Kaddafi-Enkel wurden nicht einmal beim Namen genannt. Dabei sind sie mausetot. Den großen Wüstenfuzzi hat man noch nicht erwischt. Und ich meine Fliege - wie heißt du eigentlich? - auch nicht. Sie ist wieder verstummt. Vielleicht sollte ich meine Taktik ändern. Mich auf die Lauer legen? Wachspfropfen in die Ohren stecken? Sie mit Zuckerwasser in ein weißes Schälchen locken? Dann: Pengpeng! Hauptsache, man geht aus einem solchen Kampf als Sieger hervor. Ich muss noch üben. Al-Gaddhafi, oder Khadafi oder Qadafi wird es noch eine Weile schaffen. Der kennt die Wüste wie seine Hosentasche und zahlt gute Honorare!
Jetzt bin ich dem Erfolg ganz nahe: sie sitzt am Fenster als gehörte es ihr. Langsam schreitet sie hinauf. Sie hat es nicht bemerkt: ich halte immer noch die Klatsche in der Hand, allerdings hinter dem Rücken. Energisch konzentriere ich mich auf den letzten Schlag. Eigentlich ist sie ein schönes Tier. Ich betrachte sie fast liebevoll, aber sie macht mich wahnsinnig. Mein Instinkt sagt mir, dass der Moment gekommen ist. Klatsch! Sie fällt zu Boden. Ich habe gesiegt. Bin Laden haben sie jetzt endlich auch erwischt. Eine ganze Nation jubelt. Ich gönne es den Amerikanern und freue mich mit ihnen.
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