So steht es an Brückenpfeilern und dunklen Unterführungen, oft fehlerhaft hingesprüht. Ob ein Zwölfjähriger weiß, was "fuck" bedeutet, darf genauso be2felt werden, wie das berühmte "wir sind gut aufgestellt" in der Politik. Oft jedoch heißt es auch "Bärbel, ich liebe Dich" auf Deutsch. Grausam naives Bürschchen, das da meint, Bärbel verstünde deutsch. Wahrscheinlich fühlt sie sich geschmeichelt, von einem "Mann", der Englisch spricht, umworben zu werden. Außerdem möchte man bei "fuck" und "Bärbel" ein wenig geheimnisvoll wirken. Das klingt bedrohlich und macht interessant. Man gewinnt auch an Achtung, wenn man "highlight", "touch screen", oder "mobben" versteht. Von Nordic Walking mal ganz zu schweigen. Die Globalisierung hat uns voll erwischt. Nur: "highlight" hieß mal Clou oder Höhepunkt, "touch screen" kann durch nichts mehr ersetzt werden. Hier haben die Globalisateure voll zugeschlagen. Bei "mobben" fällt mir ein, dass es eigentlich auf Englisch "bullying" heißt, aber das wird wohl nie in ein deutsches Hirn Eingang finden (Ich habe nicht "sparrow brain" gesagt, was man mit Spatzenhirn übersetzen müsste).
Die Benutzung des Englischen ist wie ein Fass ohne Boden. Eine typisch deutsche Englischtümelei. Meine (britische) Frau - wir leben im Schwarzwald - kann davon ein Lied singen. Travel Office wird ein Reisebüro genannt, in dem höchstens aus Versehen mal ein Engländer oder Amerikaner auftaucht. In Berlin fand ich schon vor Jahren am Potsdamer Platz ein sogenanntes Post Office. Wir sind also gut aufgestellt, mit unseren Sprachkenntnissen. Vielleicht wollen wir ein ganz anderer sein. Was denn dann, um Himmels Willen? Engländer? Amerikaner? Auch mit einem VW können wir verständlich machen, dass wir Auto fahren können. Im Rolls Royce, den etwas geschmacksbehinderte Deutsche Krösusse nicht einmal gerne fahren (lassen), wird diese Botschaft nicht deutlicher, außer, dass man zu verstehen geben möchte, dass man es sich leisten kann. "Breit oder gut aufgestellt" heißt nichts anderes. Meine Frau benutzt schamlos Ausdrücke wie "angst", "bratwurst", "leitmotiv", dinkelbrot" und vieles andere, wenn sie Englisch spricht. Wenn unsere Umgangssprache Deutsch ist, bemühe ich mich, "Rechner" statt "Computer" und "wohlfühl" statt "Wellness" zu sagen, um wenigstens den Eindruck zu erwecken, dass es noch so etwas wie eine deutsche Sprache gibt. Viel ist davon nicht mehr da. Sorry!
Muttersprache, auf Elsäßisch: Mudderschbroch, ist ein kostbares Gut. Wir haben massenhaft Dialekte, auf die wir stolz sein können. Die Ausdrucksformen sind gewaltig. Hochdeutsch ist immer noch eine Umgangssprache, auch für viele Nichtdeutsche. Sind es nicht 120 Millionen Menschen, die sich diese Muttersprache teilen? Würde es sich da nicht lohnen, eine Art Feuerwehr für die brennenden Fragen unseres Idioms einzurichten? Eine freiwillige Feuerwehr? Jeder kann helfen, den Brand zu löschen. Deutschtümelei ist jedoch nicht gefragt. Auf Politiker hören, auch nicht. Sonst ist unsere Sprache eines Tages breit aufgestellt. Wollen wir das???????
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