Das höre ich gerade im Radio. Ich dachte, diese Art von Marienverehrung hätte schon längst wegen mangelnder Nachhaltigkeit das Zeitliche gesegnet. Ein Edelstein muss nicht weiblich sein. Und, Maria muss auch nicht immer ihren Mantel ausbreiten, wenn fromme Sänger ihre Stimme erheben.
Wenn ich mich recht erinnere, wurde die lupenreine Dame vor allem während der Maiandachten (im Monat Mai natürlich) verehrt. Dabei wurde ihr reines Herz und ihr von den gefalteten Händen herunterhängender Rosenkranz meist von älteren Verehrerinnen bejubelt. Ein süßer Knabe hing lässig auf ihrem Arm. Dass er herunterfallen könnte, wurde offensichtlich nicht angenommen. Der Künstler schaffte es meistens ganz souverän, dem Knaben einen überirdischen Glanz zu verleihen.
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Magnificent Dawn French |
War es Furcht, Neid, Bewunderung, wenn ich als Knabe in der Kirche vielleicht etwas zu neugierig den kleinen Jesus anstarrte, wohl auch um von ihm Absolution für meine kindlichen Vergehen zu erlangen? Wie konnte man als Kleinkind schon ein solches Ansehen bekommen, wenn man im Leben noch nicht viel getan hat oder hat tun können?
Fragen über Fragen bestürmten mich, vor allem, wenn ich versuchte, ein endloses Lied mitzusingen, dessen Text mir wie ein spanisches Dorf vorkam:
Oh, Christ hie merk, den Glauben stärk und schau dies Werk. Was darin ist,
Herr Jesu Christ Du selber bist. Das wäre für einen freundlichen Chorknaben ja noch gerade durchgegangen. Doch, was dann kam, jagte mir immer poetische Schauer über den Rücken:
Ave, Jesu, wahres Manhu, dich Jesu süß ich ewig grüß, oh Jesu süß.
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Dich Jesu süß... |
Ich weiß nicht, was es war: Unbotmäßigkeit, künstlerischer Instinkt, oder einfach Verachtung für einen, der alles versuchte, fromme Weiber auf Trab zu bringen? Als Kind kann man unvernünftig streng sein mit dichterischem Blödsinn, der in Kirchen gesungen wird. Man kann nur hoffen, dass eine Erneuerungswelle solchem Tun für immer den Garaus gemacht hat.
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