Sonntag, 11. Februar 2018

Schlunz und Schamhaar.

Neinneinnein! Für die siebenbändige Kinderbuchreihe "Schlunz" bin ich schon viel zu alt. Der kleine Schlunz hat das Licht der Welt wohl um das Jahr 2010 erblickt und, ab etwa 8 Jahren, gar manches Kind mit religiös verzierter Prosa verzückt. Auch die chemischen Rückstände in Glasbehältern, auch Schlunz oder Schlonz genannt, kommen nicht in Betracht. Warum ich Schlunz Schlunz nenne, hängt mit meiner studentischen Vergangenheit zusammen. Im Studentenheim, mit einer Küche auf jedem Stockwerk, gab es immer Gelegenheit, mit Freunden gemeinsam zu kochen. Für den kochenden Studenten, der von Mutters häuslichen Kochkünsten alles andere als gesegnet war, gab es nichts köstlicheres als ein von ihm selbst ausgeführter Schmaus. Meine schwäbischen Freunde nannten das Ergebnis wegen der undurchsichtigen Beschaffenheit manchmal Schlunz. Eine Mischung aus großzügiger Verachtung und still eingestandener Verehrung für etwas Undefinierbares. Schlunz, eben.

Mein Schlunz 
Dabei muss das Festessen entstanden sein, das ich heute noch liebevoll Schlunz nenne: Billig, süß und farbenprächtig. Eine besorgte, liebende Mutter würde auf eine solche Idee einfach nicht kommen. Aber ehemalige Knaben lieben diesen Schlunz bis ins hohe Alter. Deshalb habe ich mir gerade eben mal wieder einen Schlunz, den man gewöhnlich ohne Zeugen verzehrt. Gesundheitliche Schäden scheinen bei mir bis heute noch nicht aufgetreten zu sein. Obwohl, die beunruhigende Häufigkeit des Verzehrs, meinerseits, sie wirft Fragen über Fragen auf. Zuviel Alkohol, der Genuss von Tabak, der ästhetische Farbenmix können den Konsumenten so recht verunsichern. Es wird immer wieder vor Exzessen gewarnt. Dabei wird jedoch der Genuss von Schlunz nicht einmal erwähnt. Es gibt also Menschen, die klammheimlich schlunzen.

Schüssel voll 
Die Kurve, hinüber zum Schamhaar, hat mit Eselsbrücke nichts zu tun. Sie ergibt sich, wenn man, wie ich, gerade einen Krimi liest, der in Island spielt und aus dem Isländischen übersetzt ist. Abgesehen davon, dass zwar ein Mord geschehen sein muss, die Leiche des jungen Mannes unauffindbar ist, wird berichtet, dass dieser sich vor seinem Tod noch ein Schamhaar ausgezupft haben soll. Warum, wird nicht ersichtlich. Skarphéssinn Walgardsson ist das Opfer. Die Anzahl der unaussprechlichen Namen ist eine sportliche Herausforderung. Deshalb liebe ich Island. Vieles bleibt fremd, aber der Verkauf von Hummersuppe gehört zu den Überraschungen, die man dort unbedingt erleben muss. Aber auch das Schamhaar scheint mir, rein literarsch gesehen, das Aufstoßen eines neuen Fensters in der Fantasiewelt des Krimis. Jetzt und heute.

Schüssel leer 
Was ich vergessen habe, ist die inhaltliche Beschaffenheit meines Schlunzes zu beschreiben, denn Nachahmungen sind erwünscht. Man nehme: 500 Gramm fettreichen Joghurt und gebe darüber die im Handel erhältliche rote Kirschgrütze. Vermische beides ohne Hektik zu einer ansehnlichen Pampe, die dann der Einfachheit halber Schlunz genannt werden darf.









Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen