Sonntag, 3. Dezember 2017

Auf der Insel begraben.

Hier, im fernen Nordengland, fällt mir der Name eines Freundes ein, von dem ich schon sehr lange nichts gehört habe. Mein letzter Anruf, vor etwa 15 Jahren, traf ihn mitten bei der Arbeit. Kurz und herzlich, es gab unendlich viele Anlässe zur Erinnerung. Es wurde viel gelacht und Blödsinn veranstaltet. Freiburg war der Ort, wo wir uns zuletzt sahen. Er war Arzt und auf dem Wege zu einer zweiten Heirat, die ich aus vollem Herzen gutheißen konnte. Seiner ersten ehelichen Bindung konnte ich noch als Trauzeuge beiwohnen. Dann kamen die Jahre, in denen der gelegentliche Gruß hin- und herwanderte. Mehr nicht.

Friesische Karibik??? 
Er in der Nähe von Flensburg, ich an verschiedenen Orten (Paris, Schweiz, Zypern, Straßburg, Wien). Über einen gemeinsamen Freund aus Schleswig-Holstein, hielten wir eine Art lose Kontaktlosigkeit, nur gerade mal wissend, wo der andere steckte und was er tat. Manchmal kann das genügen, total aus dem Auge muss man sich deshalb nicht verlieren. Wie gesagt, unser letztes Telefongespräch traf uns an verschiedenen Orten, er im Norden, ich im Süden. Bald versanken die Abende, wo wir unendlich viel tranken, meist guten Wein, in einer komatischen Erinnerung. Das Klauen von Kirschen im Kaiserstuhl, war damals bei Freiburger Studenten teil ihres akademischen Tuns. Eine schöne Zeit. Und natürlich auch eine Erinnerung.

Die Jahre des Rückzuges aus dem Berufsleben waren wie ein Neubeginn. Man lässt vieles zurück, verabschiedet sich von manchem. Beginnt vielleicht ein neues Leben der Muße und des Reisens. Statt Kirschen, die es in Yorkshire nicht gibt, knackt man süße Äpfel, was als Genuß überaus akzeptabel ist. Freunde verschwinden irgendwie. Von manchen hört man nie mehr etwas. Andere tauchen nach Jahrzehnten wieder auf und verkünden dir mit ihren Falten, wie alt du geworden bist.

Kirsche im Kaiserstuhl 
Mein Freund, der zuletzt noch als Arzt im Norden tätig war, fiel mir plötzlich wieder ein. Sein Name ist unvergesslich: A.J.A. Meine Neugier ließ mich googeln, denn seine Telefonnummer schien mir etwas veraltet. Das Schöne an Google ist, dass man die ganze Welt aufrufen kann, wenn man an etwas interessiert ist. Doch auch der Schock läuft oft über Google. Bei der Suche nach Arfst-J. A. stieß ich sofort auf einen Grabstein. Find A Grave Memorial, hieß es da in einer Sprache, die wirklich nicht notwendig war. Arfst, Du lieber Freund, Du bist im Jahr 2011 von uns gegangen. Niemand hat es mir gesagt. Deine Lieblingsinsel war immer Föhr, ganz oben im Norden Frieslands. Die friesische Karibik, immer etwas unterkühlt.




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