Dienstag, 26. September 2017

Zwei nicht getürkte Nachrichten.

Also, dass Horst Seehofer jetzt vom ersten CSU-Mitglied zum Rücktritt aufgefordert wurde, gefällt mir. Das ist ein erster Anfang. Man kann auf der Orgel des Populismus nicht ungestraft ewig weiterorgeln, wenn man seine Orgelstunden nicht genommen hat. Diesem bayrischen Herrn aus dem Südosten der Republik sind die letzten Wahlen nicht bekommen. Er ärgerte die Merkel mit seiner Obergrenze bis aufs Blut. Dann sagte er auch noch mit seiner gekonnten Süffisanz, indem er die "Einheit" zwischen CSU und CDU gerade mal noch so bestätigte, als wäre er der Herr der (CDU-CSU-Ehe-)Ringe. Auch Menschen, die seinen Zungenschlag teilen, haben diesen Biermichel jedoch auch schon kräftig satt. Jetzt geht es darum, die Rechnung zu begleichen, denn auch die geschwächte Angela Merkel, Europas einst mächtigste Frau, muss gucken wo sie bleibt. Das Kartenhaus fällt ein wenig zusammen.

Herr der Ringe? 
Die andere Nachricht mit Wahrheitscharakter lässt die AfD in ihren Grundfesten erzittern. Das ursprüngliche, sehr redebegabte Zugpferd ist zur kinderstillenden Politmähre verkommen, die ihren braunen Stallgeruch loswerden möchte: Jetzt, wo sie ihr gut honoriertes Mandat innehat, steigt sie aus  der AfD aus und lehnt sich zurück. Wir wollen nicht mehr kämpfen. Die Nation ist der braunen Anmache überdrüssig. Ein Blumentopf ist damit wohl auch für die rechte Petry kaum mehr zu gewinnen.

Kinderspiel 
Wir orten also bereits zwei unterschiedliche Wahlverlierer. Beide haben die Schwächen der Demokratie auf ihre Weise genutzt. Jetzt fällt denen nichts mehr ein. Sollte Seehofer die Zeichen der Zeit nicht verstehen wollen, wird er bei nächster Gelegenheit über die Klinge springen. Die Petry hat sich von selbst erledigt. Jetzt müssen wir Beobachter dieser peinlichen Entwicklungen selbst mit Hand anlegen. Nämlich zu verhindern suchen, dass sich allzu braunes oder schwarzes Gebräu in die Wahldiskussionen einmischt, denn es geht diesen Profiteuren nur um die Sicherung von Pfründen. Nicht etwa um die Sicherung stabiler Regeln der Demokratie.


Elder Stateswoman? 


So betrachtet, kommt uns die Lawine der Fake News, mit ihrer schwammigen Unverständlichkeit  gerade recht. Das Misstrauen des potenziellen Wählers ist realistischer geworden. Daran müssen sich auch die Seriösen messen lassen. Fantasten, Trittbrettfahrer und Abenteurer sollten sich jetzt, nach dieser diffusen Wahl, bei der kaum einer eindeutig gewonnen oder verloren hat, zumindest pro forma etwas ehrlicher gebärden. Sollte Seehofer politisch überleben, dann nur, wenn er nicht aus der Reihe tanzt, indem er seinen CDU-Genossen auch noch das bayrische Temperament pausenlos aufs Brot streicht. Stabile Verhältnisse können von der braunen Bewegung der Gaulands, Höckes oder der Storchs kaum erwartet werden. Der deutsche Adler kann auch ohne den bayrichen Löwen ruhig seine Kreise ziehen. Und uns Angela könnte allmählich zur wohlverdienten Elder Stateswoman mutieren. Auch das wäre eine gute Nachricht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen