Dienstag, 5. September 2017

LGBTQ oder so. Aufklärung oder Abklärung?

Ich möchte mich gerne lustig machen über das Chaos und Englischgefasel, das in unserer sexuell befreiten Internet- und nichtinternet-Welt zu herrschen scheint. Die armen Opfer dieser deutsch-englischen oder eher englisch-deutschen Verdrehung nehme ich aber aus. Jemand, der sich über seinen sexuellen Standort nicht im Klaren ist, hat genug Probleme und kann seine sexuelle Veranlagung kaum ungestört ausleben. Doch - mit wenigen Ausnahmen -
ist am vielleicht zu hoch eingeschätzten Sexualleben des Menschen jeder irgendwie beteiligt. Daher die große sexuelle Neugier, schon von klein an.


Die sexuelle Befreiung kam mit Lady Chatterlay's Lover von D. H. Lawrence? Frivole Kost, die schon 1928 das Licht der Welt erblickt hatte. Doch der Umbruch lässt sich zeitlich nicht einfach festlegen. Die 68er Protestbewegung mit Rainer Langhans und anderen hat ebenfalls mitgewirkt, und die mehr und mehr unerträgliche Bigotterie und das Scheinheiligtum waren nicht ganz unschuldig. Der Mensch brauchte mehr Freiheit und emanzipierte sich auch sexuell. Als mein bester Freund mit 12/13 Jahren einem Mädchen im Spaß das Höschen runter zog, war die Empörung noch so, dass er das Abitur nicht machen konnte. Ein neugieriger Kinderstreich, der schwer geahndet wurde. Das Mädchen scheint aber keinen Schaden genommen zu haben.


Noch waren die Großmütter und Kirchenvertreter die obersten Hüter der Moral, als Oswalt Kolle noch den Aufklärer spielte und wir alle fasziniert eine neue Sprache lernten. Man hörte Worte wie bumsen, onanieren, Schwanz und Möschen. Die Erotikindustrie nahm ihren Aufschwung, obwohl Geschlechtsteile in der amerikanischen Filmproduktion heute immer noch prüde weggesteckt werden. Dafür haben jetzt Finanzmenschen keine Scham mehr, nur so in den Milliarden zu wühlen.


Leider sind wir Sexkonsumenten heute Opfer ungeheurer Kolonialisierung, denn das Englische beherrscht in diesen Dingen sozusagen die sprachliche Landschaft. Wir sind nicht mehr einfach nur an Sex interessiert, nein, wir bekennen uns zu LGBTQ. Um dieses Kürzelmonster zu entwirren, sucht man Hilfe im Internet. Da erfährt man, dass man entweder L (lesbisch), Gay (schwul), Bi (bisexuell), T (Trans-) oder Q (questioning = sich fragend) ist. Bei dem Q frage ich mich immer noch, wer oder was ich bin. Bei dem so gerne gebrauchten LGBT geht mir alles ein wenig zu sehr ins Intime. Bin ich lesbisch, schwul, Bisexuell oder Trans? Weiß ich es etwa nicht, oder will ich es nicht sagen? Gehört es zur sexuellen Freiheit, es zu sagen, oder habe ich die Pficht, ein Bekenntnis abzulegen?


Doch seit man von der katholischen Kirche keine offenen Bekenntnisse über Kindermissbrauch durch Kirchenmänner erfährt, ist es schwer zu verstehen, warum man sich dazu bekennen soll, ein wenig schwul, lesbisch oder bisexuell zu sein. Wenn ein amerikanischer Präsident in seiner Amee keine Transsexuellen und keine Muslime aus bestimmten Ländern haben möchte, müssen wir armen Erdenbürger auch nicht sagen, wo hin wir neigen. LGBTQ eben, sonst nichts. Oder doch? Und wenn ja, warum? Dann drehe ich mich lieber mit Lady Chatterley und Oswalt Kolle rhythmisch im Grab herum oder onaniere nach Herzenslust.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen