Mittwoch, 29. Juni 2016

Yorkshire Tagebuch - 12 - Ach ja, das Wetter.

Ein ewiges Thema, das Wetter. Man hat gefühlte Sonne im Herzen, schaut aus dem Fenster, und es tröpfelt von den Bäumen. Aber eben hat sie doch noch......Manchmal kommt es ganz schlimm. Die milden Temperaturen von gestern sind wirklich von gestern. Heute kriecht wieder die Ende-Juni-Kälte in alle Ritzen. An Celsiusgraden, etwa 14,5°. Da möchte man sich verkriechen. Aber nein, in der Tagespolitik scheint alles weiterzugehen.

Brexit und kein Ende. Die Menschen stellen sich jetzt Fragen: werden die Löhne zurückgehen? Die Preise hochklettern? Mercedes seine geliebten Kleinautos, und die für die Wohlhabenderen, weiterhin so gut verkaufen können? Was geschieht mit den Zuwanderern, vor allem aus dem abgewählten EU-Ausland? Es wird allseits beruhigt. Zunächst soll nichts geschehen. Dann werden wir sehen. Die Matadore des Referendums, vor allem die "Gewinner", verhalten sich abwartend. Nigel Farage hielt vor dem Europäischen Parlament eine katastrophale Rede, die ausgebuht wurde. Manche nannten sie eine Hitlerrede. Viele waren entsetzt.


Auch Classic FM ist heute nicht gut drauf. Ich bereite mein Frühstück vor, warte auf Stephen Pepper, unseren immer fleißigen Milchmann, mit den Halbliterflaschen. Ab jetzt bekommen wir die Milch semi skimmed vor die Tür gestellt. Halb entfettet, sozusagen. Die Musikmenschen vom Radio können sich heute nicht entscheiden zwischen Tschaikowsky und mir völlig unbekannten Walzerpropheten. William Walton oder so. Mit viel Schwung, aber auch wieder etwas zu viel Schmalz für das triste Wetter. Ich vermeide es, aus dem Fenster zu schauen.

Junger Syrer in Minden/Deutschland findet 150 000 €, titelt der Guardian. In einem Möbelstück, das er erhielt, fand er 50 000 in bar und ein Sparbuch. Er brachte das Geld zur Polizei. Solche Berichte werden auch im etwas deprimierten Brexit-Land mit Jubel und Bewunderung aufgenommen. Doch Europa scheint sehr fern, obwohl der Premierminister versichert, dass man der EU verbunden bleibe.


Classic FM sendet weiter, brabbelt Werbung und schiebt unheilverkündende Wetterprognosen nach, jedoch mit vagen Lichtblicken, bei denen auch die Sonne lobend erwähnt wird. Ralph Vaughan Williams ein außerhalb Englands wohl unbekannter Komponist spielt gerade auf. Seine "aufsteigende Lerche" enthält fast impressionistische Züge. Ich muss ein Banause sein, denn über diesen Komponisten von der Jahrhundertwende von 1800/1900 weiß ich sonst nichts. Der Moderator preist ihn als einen der ganz großen englischen Musikkünstler, mit Opern, Ballett und auch religiöser Musik. Ich muss Cath später fragen, ob sie ihn kennt.

Der Politik sage ich für heute Adieu. Macht euren Kram alleene. Ich trauere über den grauen Himmel.









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