Dienstag, 24. Mai 2016

Auf Ge-Day und Verderb. Die Tages-Schau.

Ich denke nicht daran, jetzt alle Welttage abzuklappern, um einen besonders hübschen zu finden. Der Muttertag ist schlimm genug. Der deutsche Vatertag ein wenig fragwürdig, aber immerhin mit Strohhut und einer guten Maß Bier. Irgendwie hat man das Gefühl, dass man täglich mit irgend einem nationalen oder internationalen Gedenk-oder Aktionstag belämmert wird. Wenn den Medien nichts mehr einfällt, kramen sie einen Gedenktag aus, oder etwas anderes. Heute, zum Beispiel, ist der Internationale Schildkrötentag. Man kann sich oft nicht schnell genug vorstellen, worauf man dabei hinaus will.



Anders ist es mit dem D-Day, der uns Deutsche besonders betrifft, begann doch damit die alliierte Landung in der Normandie, die das Ende des Dritten Reiches einleitete. Dieser Tag dauerte einige Wochen. Er begann am 6. Juni 1944. Das D steht für Dawn, Morgendämmerung. Tausende Soldaten gingen damals an Land. Die deutschen Truppen waren nicht auf die Landung vorbereitet. D-Day wird auch heute noch ausgiebig international gefeiert.

Wenn man die Vielfalt und Verrücktheit solcher Tage, nationaler, regionaler und internationaler Provenienz genauer betrachtet, merkt man, dass man in ein Wespennest gestochen hat. Doch den Tag der Wespe muss man erst einführen. Viele Tage haben mit der Gesundheit zu tun. Das ist verständlich. Der Welt-Asthma-Tag ist ein solcher. Oder der Welttag für Handhygiene. Der Deutsche Kopfschmerztag, der Weltstottertag (International Stuttering Awareness Day), Tag der Rückengesundheit, der Weltschlaftag oder der Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung. Der Tag der Eisbären gehört nicht dazu. Ebensowenig der Tag des Unkrautes (Weed Appreciation Day), oder der Tag der Eltern-Kind-Entfremdung.

Der Weltglückstag und der Tag des Deutschen Bieres gehören in eine andere Kategorie. Aber welche? Kommen wir zum Tag der Deutschen Sprache, der eher etwas sprachlos macht, wobei der Tag des Deutschen Butterbrotes in eine ganz andere Richtung weist. Auch der Towel Day, der Tag des Handtuchs, ist international angesiedelt und nicht nur für spanische Strändebesetzungen durch deutsche Touristen gedacht.


Wolkenkratzer in Wien 

Noch einige ziemlich bedenkliche Tage: der internationale Tag der Witwen. Der internationale Wolkenkratzertag, der Tag des Kusses (in Großbritannien ins Leben gerufen) und der australische National Sorry Day. Was wir mit dem Internationalen Tag der Migranten anfangen sollen, ist mir nicht ganz klar. Wenn das nur nicht die AfD mitbekommt, die geradezu geil auf solche intellektuellen Anstöße ist. Haben wir schon vom Tag der Homophobie gesprochen? Auch das könnte die Herrschaften der AfD oder auch des Vatikans erzürnen. Diesen Tag gibt es aber. Ebenso den Internationalen Tag der Seifenblasen und den bescheiden daher kommenden Weltnudeltag. Der Tag für Autoren hinter Gittern könnte für mich irgendwann aktuell werden, genau wie der Wolfgangtag, der für den 31. Oktober von der katholischen Kirche eingerichtet wurde.

Der Welthurentag und der World Smiley Day liegen zeitlich nicht weit auseinander. Was mir besonders gefällt ist der Kauf-Nix-Tag. Da sollten wir einsteigen.  Vielleicht auch der Tag des weißen Stockes, den unsere blinden Mitmenschen besonders schätzen, obwohl auch ganze Regierungskreise davon betroffen sind. Dass Nordkorea seinen eigenen Kram macht, ist klar: Tag der Sonne und Tag des strahlenden Sterns. Da kann man nicht meckern. Was bleibt ist die Frage: warum gibt es keinen Tag der Nächte? Wäre ganz schön raffiniert. Kann ja noch kommen.

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