Mittwoch, 6. April 2016

Steppes of Central Asia - Alexander Borodin

Die deutsche Fassung nennt sich: Eine Steppenskizze aus Mittelasien. Mir hätte besser gepasst: Endlose Weite der Steppe. Aber mich hat niemand gefragt. Doch schon als Kind hat mich diese Musik rasend vor Sehnsucht gemacht. Sobald ich sie hörte, war ich gefangen. Tagelang schwirrte sie mir im Kopf herum. Der Komponist hat mich damals nicht interessiert.


Inzwischen weiß ich, dass er 1833 in Georgien als Sohn der russischen Mätresse eines Fürsten zur Welt kam. Diese hat klein Alexander mit nach St. Petersburg genommen, wo er gut erzogen aufwuchs, Chemie und Medizin studierte und 1853 zum Dr. med. promovierte. Seine Leidenschaft galt der experimentellen Chemie, die ihn in ein damals hochinteressantes chemisches Labor in die Karpfengasse 2 nach Heidelberg brachte. Man muss dazu sagen, dass er schon als 9jähriger Knabe eine "Helenenpolka" komponiert hatte, man stelle sich das vor.


In Heidelberg nahm das Schicksal seinen Lauf: er lernte eine junge russische Pianistin kennen, die nach einer Tuberkulose zur Kur weilte. Auf einer gemeinsamen Reise nach Baden-Baden verliebte man sich ineinander, und der Chemiker Dr. Alexander Borodin heiratete Jekaterina Protopopowa. Bekannt wurde er durch seine Musik, die von impressionistischer Farbgebung und orientalischem Kolorit geprägt war. In Mannheim, im Nationaltheater, stieß Borodin auf Richard Wagners Musik. Die Mischung von Expressionismus, Romantk und orientalischer Steppenluft war perfekt. Kein Wunder, dass ich als Kind ein leichtes Opfer nicht nur der Polowetzer Tänze sondern auch der Karawanenweisen aus der weiten asiatischen Steppe wurde.


Mit 54 Jahren starb Alexander Borodin. Der Tod seines Freundes Franz Liszt  hatte ihm sehr zu schaffen gemacht. Wenn man sein Werk betrachtet wundert man sich, was er trotz seines beruflichen Alltags so alles zusammenkomponierte: Opern, Sinfonien, Streichquartette, Lieder, Mazurkas und vieles mehr. Seine Musik wurde auch für Musicals üppig ausgeschlachtet. Unzählig sind die Werke und Fragmente die verloren gingen. Ich verdanke diesem Wahnsinnsgenie mehr als nur ein paar Takte Ohrwürmer. Jetzt werde ich wieder in Borodin hineinhören.

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