Mittwoch, 14. Oktober 2015

Feeling at home - Heimat ist wo man pudelzuhause ist.

Im 19. Jahrhundert wanderten sie aus. Auch schon davor: es waren immer die Besseren, die aus religiösen, ideologischen und sehr menschlichen Gründen beschlossen, der Heimat den Rücken zu kehren. In deutschen Landen kam dazu, dass es in den über 40 Kleinstaaten, von der Stadt bis zum Flächensaat, so viele Despoten gab, die glaubten, ihre Untertanen gängeln und demütigen zu können, dass schon das Gesicht eines solchen Herrschers für viele freiheitsliebende Menschen nicht mehr zu ertragen war. Man lernte, Unterwerfungsgesten abzulehnen. Natürlich gab es auch die Aufklärung, die Hoffnung verbreitete. Doch die Aktiveren und Hellsichtigeren beschlossen, oft nach schweren inneren Kämpfen, wegzugehen, für immer.


Heimat 

Wir kennen den Schmerz, alles los- und hinter sich zu lassen. Herzzerreissende Abschiedsszenen gab es auf beiden Seiten. Die Zurückgebliebenen sagten, wir werden ihn/sie nie mehr sehen. Die  oft  unter ärmlichen und abenteuerlichen Umständen Abreisenden hofften auf ein besseres Leben in mehr Freiheit. Der Preis, den sie zahlen mussten, war hoch. Die Hoffnung auf Neues hielt sie aufrecht. Was sie hinter sich ließen, verblasste langsam. Eine neue Sprache musste gelernt werden. Die Vorgeschichte der Einwanderer interessierte niemand. Das Mobiltelefon existierte nicht. Es waren Abschiede für immer.


Heimat 

Als der 2. Weltkrieg zu Ende war, ging irgendwann Hans, ein Schulfreund. Er sagte nur wir gehen nach Amerika. Dann erlaubten mir meine Eltern - ich muss blutjung gewesen sein - mit einem älteren Freund eine Radtour an den Bodensee zu machen. Er war mein bester Freund und Beschützer. Er wusste viel, war absolut zuverlässig und etwas verschwiegen. Als wir nach 2 Wochen glücklich zuhause ankamen, sagte er zu mir, offensichtlich mit einem Kloß im Hals, meine Mutter und ich wandern nach Australien aus. Es traf mich wie ein Hammerschlag. Der Abschied, ein paar Tage später, war kurz und für immer. Wir haben nie mehr etwas voneinander gehört.


Heimat 

Meine ersten Gedanken, wenn ich Flüchtlinge sehe, kreisen um deren Heimat. Wo kommen sie her? Wer sind sie und wer waren sie? Armut kann keine Schande sein. Und wer eine Heimat hat, ist reich. Doch diese Menschen haben keine Heimat. Höchstens sehen sie zunächst ein fremdes, feindliches Land mit Menschen, deren Sprache sie nicht verstehen. Es sind wahrscheinlich die Besten, die als besitzlose und hilflose Bittsteller zu uns kommen. Ich denke, wir wissen, was wir zu tun haben.









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