Solche Fragestellung muss erläutert werden. Es gibt immer noch Länder, in denen die Geburt einer Tochter eher als unnötig, ja sogar als unzumutbar erachtet wird. Entsprechend ist auch der Platz, der dem weiblichen Geschlecht in der sogenannten Gesellschaft zugewiesen wird. Dass in solchen Ländern Vergewaltigungen durch testosterongespickte Jugendliche und erwachsene Männer scheinbar als gottgegeben hingenommen werden, verdient einen Aufschrei. Auch das Aufzwängen religiöser Wahnvorstellungen bei heranwachsenden Mädchen - auch das Verschleiern gehört dazu - hat mehr mit den Sexfantasien der Männergesellschaft zu tun als mit dem Erziehen junger Menschen zu gleichwertigen Partnern im Leben.
Meine (einzige) Tochter hat mich zum Vater gemacht. Wenn in mir heute so etwas wie väterliche Zärtlichkeit schlummert, habe ich es nur ihr zu verdanken. Das kam so: sie wurde in einer Privatklinik in der Schweiz geboren, wo ich gefragt wurde, ob ich bei der Geburt dabeisein wolle. Natürlich sagte ich ja, unabhängig von der Frage, ob ein Mädchen oder ein Junge zu erwarten war. Das war herzlich egal. Es war ein Mädchen. Ich benötigte eine gewisse Zeit, mich daran zu gewöhnen, dass ich nun Vater war. Die Rolle der Mutter, die ja auch erheblich ist, soll jetzt mal keine Rolle spielen. Es geht jetzt nur um mein Töchterchen und mich.
Ihre ersten Etappen aus Vatersicht: ich wickelte sie manchmal. Das war notwendig, wenn die Mutter abwesend war und aus den Tiefen der Windelverpackung ungeheure Düfte aufstiegen, an die sich eine Vaternase erst einmal gewöhnen musste. War dann die Reinigung vollzogen, schwellte die Vaterbrust vor Stolz, denn wir haben es gemeinsam geschafft, Ordnung herzustellen. Dann kam die Katastrophe: ein Augenblick der Unachtsamkeit beim Wickeln, und Fräulein Tochter, gerade mal ein paar Monate alt, rutschte vom Wickeltisch und fiel zu Boden. Ein Vater denkt da sofort: jetzt ist alles aus. Man überstand jedoch den Schock, auch den Zorn der hinzu eilenden Mutter. Die Lehre aus der Misere: es kam nie mehr vor.
Erste Zeichen einer Verselbständigung der inzwischen vielleicht einjährigen Tochter: sie spielte im süßen Babyanzügchen in ihrem Paidikäfig, bis sie bemerkte, dass Vati sich mit irgendwelchen Büchern beschäftigte. Die volle Aufmerksamkeit des Erzeugers gewann BabyBaby jedoch schnell wieder zurück: Töchterchen hatte sich inzwischen total ausgezogen (wie machte sie das?), das kindliche Kacka über das ganze Körperchen verteilt, auch übers Gesicht, und dann stolz den Papa angepiepst: schau mal, was ich da zustande gebracht habe. Mein erstes Entsetzen wich sofort dem väterlichen Stolz ob solcher Leistung. Ich musste allerdings auch für Sauberkeit sorgen, denn Mutter war mal wieder außer Hauses.
Bei solchen Erinnerungen soll ein Vater nicht in Verzückung geraten? Ich denke mit liebevoller Nachsicht an alles, was wir zusammen im Leben gemacht haben. Ich "klebte" ihr einmal eine, weil sie im Pubertäralter etwas frech zu mir war. Unnötige väterliche Sorge hatte das Ganze ausgelöst. Töchterchen rannte sofort in sein Zimmer. Vater folgte auf dem Fuß und warb um Verzeihung. Nach Jahren des Verdrängens klopfte ich dann auf den Busch. Du erinnerst dich? Ich habe dich mal geprügelt. Hast du mir das eigentlich verziehen? Vater (sagte sie immer, wenn sie ernst wurde), Vater, ich hatte die Ohrfeige (das Ohrfeigchen. Die Redaktion) verdient.
Bleibt nur noch zu ergänzen, dass ich mit dieser Tochter einmal in Kamerun, Island und Indien war. Sie wurde Ärztin (auch ohne Grenzen), war schon in Pakistan und Zentralafrika tätig, betreibt eine Familie mit 3 süßen Kindern, darunter 2 Mädchen, hält Vorträge über chirurgische Sachverhalte, und ist immer noch mein ganzer Stolz. Nur eines kann ich ihr (noch) nicht verzeihen. Als wir beide jung waren - sie ist es immer noch - planten wir eine Reise nach Feuerland. Doch Papi ist jetzt etwas älter. Seine Frau würde es nicht erlauben, ihn mit der Tochter nach Feuerland ziehen zu lassen. Diese hinwiederum hat wichtigeres zu tun, als mit Papi nach Feuerland zu reisen. So muss das Projekt unvollendet bleiben. Sozusagen ein Traum, der nie in Erfüllung geht. Damit muss ein Vater leben. Wozu hat man eine Tochter?
Vater |
Meine (einzige) Tochter hat mich zum Vater gemacht. Wenn in mir heute so etwas wie väterliche Zärtlichkeit schlummert, habe ich es nur ihr zu verdanken. Das kam so: sie wurde in einer Privatklinik in der Schweiz geboren, wo ich gefragt wurde, ob ich bei der Geburt dabeisein wolle. Natürlich sagte ich ja, unabhängig von der Frage, ob ein Mädchen oder ein Junge zu erwarten war. Das war herzlich egal. Es war ein Mädchen. Ich benötigte eine gewisse Zeit, mich daran zu gewöhnen, dass ich nun Vater war. Die Rolle der Mutter, die ja auch erheblich ist, soll jetzt mal keine Rolle spielen. Es geht jetzt nur um mein Töchterchen und mich.
Ihre ersten Etappen aus Vatersicht: ich wickelte sie manchmal. Das war notwendig, wenn die Mutter abwesend war und aus den Tiefen der Windelverpackung ungeheure Düfte aufstiegen, an die sich eine Vaternase erst einmal gewöhnen musste. War dann die Reinigung vollzogen, schwellte die Vaterbrust vor Stolz, denn wir haben es gemeinsam geschafft, Ordnung herzustellen. Dann kam die Katastrophe: ein Augenblick der Unachtsamkeit beim Wickeln, und Fräulein Tochter, gerade mal ein paar Monate alt, rutschte vom Wickeltisch und fiel zu Boden. Ein Vater denkt da sofort: jetzt ist alles aus. Man überstand jedoch den Schock, auch den Zorn der hinzu eilenden Mutter. Die Lehre aus der Misere: es kam nie mehr vor.
Erste Zeichen einer Verselbständigung der inzwischen vielleicht einjährigen Tochter: sie spielte im süßen Babyanzügchen in ihrem Paidikäfig, bis sie bemerkte, dass Vati sich mit irgendwelchen Büchern beschäftigte. Die volle Aufmerksamkeit des Erzeugers gewann BabyBaby jedoch schnell wieder zurück: Töchterchen hatte sich inzwischen total ausgezogen (wie machte sie das?), das kindliche Kacka über das ganze Körperchen verteilt, auch übers Gesicht, und dann stolz den Papa angepiepst: schau mal, was ich da zustande gebracht habe. Mein erstes Entsetzen wich sofort dem väterlichen Stolz ob solcher Leistung. Ich musste allerdings auch für Sauberkeit sorgen, denn Mutter war mal wieder außer Hauses.
Bei solchen Erinnerungen soll ein Vater nicht in Verzückung geraten? Ich denke mit liebevoller Nachsicht an alles, was wir zusammen im Leben gemacht haben. Ich "klebte" ihr einmal eine, weil sie im Pubertäralter etwas frech zu mir war. Unnötige väterliche Sorge hatte das Ganze ausgelöst. Töchterchen rannte sofort in sein Zimmer. Vater folgte auf dem Fuß und warb um Verzeihung. Nach Jahren des Verdrängens klopfte ich dann auf den Busch. Du erinnerst dich? Ich habe dich mal geprügelt. Hast du mir das eigentlich verziehen? Vater (sagte sie immer, wenn sie ernst wurde), Vater, ich hatte die Ohrfeige (das Ohrfeigchen. Die Redaktion) verdient.
Feuerland |
Bleibt nur noch zu ergänzen, dass ich mit dieser Tochter einmal in Kamerun, Island und Indien war. Sie wurde Ärztin (auch ohne Grenzen), war schon in Pakistan und Zentralafrika tätig, betreibt eine Familie mit 3 süßen Kindern, darunter 2 Mädchen, hält Vorträge über chirurgische Sachverhalte, und ist immer noch mein ganzer Stolz. Nur eines kann ich ihr (noch) nicht verzeihen. Als wir beide jung waren - sie ist es immer noch - planten wir eine Reise nach Feuerland. Doch Papi ist jetzt etwas älter. Seine Frau würde es nicht erlauben, ihn mit der Tochter nach Feuerland ziehen zu lassen. Diese hinwiederum hat wichtigeres zu tun, als mit Papi nach Feuerland zu reisen. So muss das Projekt unvollendet bleiben. Sozusagen ein Traum, der nie in Erfüllung geht. Damit muss ein Vater leben. Wozu hat man eine Tochter?
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