Mittwoch, 22. Oktober 2014

Die schöne Polin und der Apfel.

Manchmal kommen mehrere Dinge zusammen: eine wunderhübsche junge Polin mit Wohnsitzen in Brüssel und in Wien. Einmal in der Woche fliegt die Tierärztin und Tierschützerin hin und her. "Polinnen sind hübsch aber dreckig" schnappte ich als Kind einmal auf, dabei kannte ich keine Polin. Ich dachte damals schon, wie ungerecht jemand sein konnte, der das behauptete. Inzwischen kenne ich mehrere hübsche Polinnen, darunter blitzsaubere. Was über Deutsche oder Österreicher gesagt wird, ist oft auch nicht richtig.


Als sie anfing, über Äpfel zu sprechen, spitzte ich die Ohren. Wie war das? In Polen gibt es immer noch sehr gute Äpfel, aber sie verschwinden allmählich, höre ich sie in bestem Deutsch sagen. Im Supermarkt verkaufen sie Idared, Elstar, Pink Lady oder Granny Smith. Da hake ich ein: bei uns ist es nicht anders. Die Apfelmisere hat ganz EU-Europa erreicht. Nur gelegentlich gibt es einen Apfel, der dem altgewohnten Geschmack nahe kommt und nicht der letzte Dreck ist. Man muss nicht laut klagen, doch der herrlich duftende Apfel aus meiner Jugendzeit ist verschwunden. Wir waren uns schnell einig, dass der Normierfimmel der EU die europäische Apfelkultur zerstört hat. Goldparmäne, Jakob Löbel, Gravensteiner, Rheinischer Bohnapfel, Schafsnase und und und, wo seid ihr geblieben? Heute ist der Apfel saftig, knackig, süß und meist rotbackig. Aber totlangweilig. Vorteil(?): die Würmer sind auch ausgerottet. Aber die musste man ja nicht mitessen.


Was in der Qualität gleich geblieben ist, sind nationale Zankäpfel, wie Elsaß-Lothringen und Südtirol es waren. Doch Berg Karabach, Hongkong, der Gazastreifen oder die Ostukraine, um nur einige zu nennen, sind auch nicht von Pappe. Wo ist da der Zusammenhang? Es ist wohl leichter, einen nationalen Zankapfel zu beseitigen, als die guten alten Apfelsorten wieder anzupflanzen.

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