Woran ich mich gar nicht erinnern mag, ist die Zeit der Steckrüben und der Kücheneintöpfe, die zwar nicht ewig währte, doch nach dem 2. Weltkrieg nur schwer aus den Köpfen der kochenden Mütter und Omas zu entfernen waren. Alles Neue wurde mit Misstrauen beäugt. An die festen Burgen der west-deutschen Küche kann ich mich nicht mehr so genau erinnern, aber an die Praktiken meiner Mama, die auf der ständigen Suche nach etwas Essbarem die Gemüsehändler und Konsumgeschäfte abklapperte. Der graue Alltag bestand meist darin, mit Karotten, Kartoffeln, Lauch, Spinat oder ähnlichem Grünzeug nach Hause zu kommen. Besonders der Spinat war es, der mein kindliches Auge eintrübte, wusste ich doch, dass bei Tisch wieder eine kulinarische Katastrophe drohte.
Hoffnung und Verzückung kam jedoch auf, wenn Mama Weissmehl ergattert hatte und - einmal im Monat(???) Dampfnudeln ankündigte. Natürlich war die Badische Dampfnudel gemeint, denn eine andere gab es nicht. Wir Kinder bereiteten uns innerlich auf den Anblick der Dampfnudel vor, deren üppige Rundungen für mich schon immer auch ein Genuss für die Augen war. Bei Tante Ida durfte ich als Steppke einmal 6 Stück dieser weißen Prachtkugeln verdrücken. Nicht nur war ich dem Himmel nahe, nein, als Dampfnudelesser war ich auch an meine physischen Grenzen gestoßen. Auf die herrliche Vanillesoße (Papa bekam Weinsoße) oder das eingeweichte Dörrobst war meist etwas überflüssig. Es wurde freundlich akzeptiert, war jedoch nicht die Hauptsache. Die Zeit der Dampfnudel scheint endgültig vorbei. Wir sind in das Zeitalter des globalen Ichweißnichtwas eingetreten, mit Geschmacksverstärker, Sojasoßen, Zitronengras und Broccoli.
Es ist sinnlos, herauszufinden, was Russische Eier einmal waren. Zwar sieht man sie gelegentlich noch auf einer Speisekarte, sie sind jedoch nicht mehr wiederzuerkennen. Auch Toast Hawaii hat überlebt. Damals der Gipfel der exotischen Küche. Verständlich, denn woher sollten die Ananasse den kommen, die man dafür brauchte? Mit Käse überbacken. Schinken nicht vergessen! Für uns Kinder die Erlösung aus einer grauen Mampfzeit. Da Mama den Spinat jedoch für eisenhaltig und damit auch für gesund hielt, gab es immer wieder dieses Pflichtessen, das mich an den Rand der Verzweiflung brachte.
Dann, Revolution, Revolution, kam der frivole Teil der Küche wieder zum Zug. Plötzlich hatte man genug Sahne, um eine Soße wieder upgraden zu können, ein leichter karamelisierter Geschmack durfte nicht fehlen, und auch das Süß-saure kam ins Spiel. Die Chinesen haben es vorgemacht. In Frankreich machte damals noch die Vorstellung schaudern, man könne Fleisch mit Preiselbeeren oder anderem Süßen kombinieren. Der Rehrücken Baden-Baden mit seinem Sahnehäubchen und der gegarten Birne war da schon lange in jedes deutschen Feinschmeckers Munde. Franzosen fanden so etwas eklig.
Alles in allem hat sich die mitteleuropäische Küche trotz kräftiger Rückschläge gut behauptet. Die Spargeln mit den vier Soßen und dem herrlichen Pfannekuchen gibt es immer noch. Auch den Badischen (und warum nicht: den Rheinischen?) Sauerbraten mit den handgeschabten Spätzle. Andererseits finde ich, dass die totlangweiligen Grünkernbratlinge die vegetarische Küche nicht mehr alleine verteten, sondern, dass da vieles, sehr Essbares hinzugekommen ist. Und die allgemeine Mobilität bringt uns nicht nur isländischen Lachs, Austern aus Frankreich, Sojasprossen aus Japan und Knusperente aus China. Nein, auch die eigenen Lande haben uns die Bockwurst mit Senf erhalten und dazu den besten Kartoffelsalat (in Österreich: Erdäpfensalat), den man sich vorstellen kann. Außerdem ist die Rauke wieder aufgetaucht. Heute nennt man sie verschämt als Ruccola, dabei wächst sie wild an unseren Straßenrändern, und wir sehen sie nicht.
Küche im Wandel der Zeit: Gottseidank bleibt sie nicht stehen. Wir lernen gerne hinzu, wenn uns nicht alles madig gemacht wird, was Mütter und Großmütter an Kulinarischem so alles geleistet haben. Danke, Oma, danke, Mama! Ihr habt euer bestes gegeben.
Hoffnung und Verzückung kam jedoch auf, wenn Mama Weissmehl ergattert hatte und - einmal im Monat(???) Dampfnudeln ankündigte. Natürlich war die Badische Dampfnudel gemeint, denn eine andere gab es nicht. Wir Kinder bereiteten uns innerlich auf den Anblick der Dampfnudel vor, deren üppige Rundungen für mich schon immer auch ein Genuss für die Augen war. Bei Tante Ida durfte ich als Steppke einmal 6 Stück dieser weißen Prachtkugeln verdrücken. Nicht nur war ich dem Himmel nahe, nein, als Dampfnudelesser war ich auch an meine physischen Grenzen gestoßen. Auf die herrliche Vanillesoße (Papa bekam Weinsoße) oder das eingeweichte Dörrobst war meist etwas überflüssig. Es wurde freundlich akzeptiert, war jedoch nicht die Hauptsache. Die Zeit der Dampfnudel scheint endgültig vorbei. Wir sind in das Zeitalter des globalen Ichweißnichtwas eingetreten, mit Geschmacksverstärker, Sojasoßen, Zitronengras und Broccoli.
Es ist sinnlos, herauszufinden, was Russische Eier einmal waren. Zwar sieht man sie gelegentlich noch auf einer Speisekarte, sie sind jedoch nicht mehr wiederzuerkennen. Auch Toast Hawaii hat überlebt. Damals der Gipfel der exotischen Küche. Verständlich, denn woher sollten die Ananasse den kommen, die man dafür brauchte? Mit Käse überbacken. Schinken nicht vergessen! Für uns Kinder die Erlösung aus einer grauen Mampfzeit. Da Mama den Spinat jedoch für eisenhaltig und damit auch für gesund hielt, gab es immer wieder dieses Pflichtessen, das mich an den Rand der Verzweiflung brachte.
Dann, Revolution, Revolution, kam der frivole Teil der Küche wieder zum Zug. Plötzlich hatte man genug Sahne, um eine Soße wieder upgraden zu können, ein leichter karamelisierter Geschmack durfte nicht fehlen, und auch das Süß-saure kam ins Spiel. Die Chinesen haben es vorgemacht. In Frankreich machte damals noch die Vorstellung schaudern, man könne Fleisch mit Preiselbeeren oder anderem Süßen kombinieren. Der Rehrücken Baden-Baden mit seinem Sahnehäubchen und der gegarten Birne war da schon lange in jedes deutschen Feinschmeckers Munde. Franzosen fanden so etwas eklig.
Alles in allem hat sich die mitteleuropäische Küche trotz kräftiger Rückschläge gut behauptet. Die Spargeln mit den vier Soßen und dem herrlichen Pfannekuchen gibt es immer noch. Auch den Badischen (und warum nicht: den Rheinischen?) Sauerbraten mit den handgeschabten Spätzle. Andererseits finde ich, dass die totlangweiligen Grünkernbratlinge die vegetarische Küche nicht mehr alleine verteten, sondern, dass da vieles, sehr Essbares hinzugekommen ist. Und die allgemeine Mobilität bringt uns nicht nur isländischen Lachs, Austern aus Frankreich, Sojasprossen aus Japan und Knusperente aus China. Nein, auch die eigenen Lande haben uns die Bockwurst mit Senf erhalten und dazu den besten Kartoffelsalat (in Österreich: Erdäpfensalat), den man sich vorstellen kann. Außerdem ist die Rauke wieder aufgetaucht. Heute nennt man sie verschämt als Ruccola, dabei wächst sie wild an unseren Straßenrändern, und wir sehen sie nicht.
Küche im Wandel der Zeit: Gottseidank bleibt sie nicht stehen. Wir lernen gerne hinzu, wenn uns nicht alles madig gemacht wird, was Mütter und Großmütter an Kulinarischem so alles geleistet haben. Danke, Oma, danke, Mama! Ihr habt euer bestes gegeben.
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