Freitag, 22. August 2014

Island, was ist jetzt schon wieder los?

Ein friedliches Land, dieses Island. Wenn überall in der Welt geschossen und getötet wird, fällt es besonders auf: Island hat keine Feinde, und die Ordnungsmacht wird mit dem Alltag ganz gut fertig. Die wenigen Kriminalfälle im Land geben eher Anlass zur einer fast exotischen Krimiliteratur als zu besorgten Statistiken. Doch macht sich die Insel, die knapp über 100.000 Quadratkilometer umfasst und in der Größe etwa mit Bulgarien verglichen werden kann, immer wieder Sorgen um ihre zahlreichen Vulkane, von denen einige inzwischen weltberühmt geworden sind. Sie lassen Rauch ab und spucken wie es ihnen passt. Einmal werden Gesteinsbrocken durch die Luft geschleudert, dann wieder verdunkelt sich der Himmel, und der Flugsicherung stehen die Haare zuberge. Dann kann sich die Bedrohung schon auf ganz Europa auswirken, weil die Flüge durcheinander geraten und Millionen Fluggäste nicht weiterkommen.


Im Telefonbuch, dem einzigen im Lande, steht denn auch im Vorwort auf Isländisch, Englisch und Polnisch (warum?) über jeweils 2 Seiten was zu tun ist, bei Erdbeben, Überschwemmungen und Vulkanausbrüchen. Die Menschen leben in Island nicht in einer ständigen Angst, sind jedoch bereit, wenn's nötig ist, sich schleunigst in Sicherheit zu bringen. Nach den frivolen Ausbrüchen des unaussprechlichen Eyjafallajökull, 2010, und einiger anderer Eruptionen, die weniger ins Gewicht fielen, droht jetzt einer, den ich gerne mit "Berlusconi" bezeichne, dem durch sein Bunga Bunga berüchtigt gewordenen ehemaligen italienischen Präsidenten. Sein furchterregender Name: Bártharbunga.

Als wir 2013 in Island waren, wurde schon gemunkelt, dass sich unter dem Riesengletscher etwas tut. Über 3000 leichtere Erdbeben wurden bereits registriert, ein untrügliches Zeichen, dass etwas in Vorbereitung ist. Ein neuer, heftiger Ausbruch unseres Bunga-Bunga-Spuckers könnte vor allem Überschwemmungen auslösen. Man vermutet, dass riesige Massen an Magma in Bewegung kommen könnten, die das Gletschereis zum Schmelzen bringen. Die Isländer bleiben jedoch noch sehr gelassen. Das Prickeln im Leib herrscht vor allem bei den Touristen. Wie toll wäre es, dabei zu sein, wenn es losgeht. Andererseits ist das Ganze nicht harmlos. Man sieht es an den Narben, die Island seit Jahrtausenden aufzuweisen hat. Das ganze Land ist von Felsbrocken übersät. Kühne Gebilde und unzählige Felsspalten geben dem Land etwas Wildes.

 Bunga Bunga, einer von vielen. 

Ich selbst vertaue auf meine Lieblingsvulkane, den Kaisertuhl am Oberrhein, der seit 50 Millionen Jahren nicht mehr spuckt, jedoch heute einen herrlichen Wein ausstößt, und den Hekla, der seit Jahren gemächlich vor sich hinraucht, als hätte er seine Schuldigkeit getan. Aber Vorsicht, in Island kann es jederzeit wieder losgehen. Dann hat die Welt wieder etwas zum Staunen.




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