Bei unserem Wegzug aus dem Schwarzwald nach Wien, musste auch das Festnetz abgemeldet werden. Gleichzeitig ging das Telefon kaputt, und mir blieben nur zwei Wochen, um, erkältet wie ich war, dem Umzug vorzubereiten. Es war Winter, und Cath war vorausgeeilt weil sie einen neuen Job antreten musste. Ich also, allein, krank und ohne Telefon. Seitdem hasse ich die Deutsche Telekom und kann das erklären.
Ich erspare mir die Einzelheiten. Den glasigen Blick von Telekommitarbeitern ertrage ich nicht mehr. Die albernen Emails, die mich hinhalten sollten, werde ich nicht vergessen. Ich empfehle das Büchlein des SPIEGEL-ONLINEmitarbeiters Tom König, "Ich bin ein Kunde, holt mich hier raus", 2012. In seinem Kapitel "Reden mit der Wand" (Onkel Herbert, der Tod und die Telekom) hat er dazu alles gesagt. Sollten wir jehmals wieder eine Festleitung in Deutschland benötigen, weiß ich, wo wir nicht hingehen werden. Der Kunde als unterbemittelter Tollpatsch. Danke, für immer.
Wie die Bürokratie die normale Hirnleistung wegfrisst, musste ich vor Jahren schon traurig erfahren. Da ich viel herumreise, kenne ich die Schlingen und Ösen einer globalen Bürokratie, die sich anhand von Reisepässen immer wieder einen runterholt. Beispiel: mein Familienname enthhielt ein "ö" und ein scharfes "ß". Mein Rufname steht in der Geburtsurkunde an zweiter Stelle, was mich nie gestört hat. Ich trug, wegen latenter Urkundenangst, einmal alle 50 möglichen Schreibweisen meines Namens zusammen und stellte einen Antrag auf Anpassung an eine Art internationale Schreibnorm, die mir das Leben leichter machen sollte. Also, ohne ö und ohne ß.
Da ich die meiste Zeit meines Lebens nicht in Deutschland verbracht habe, lebte ich in einer ständigen Angst, meine französische Kreditkarte, mit o statt ö, könnte bei einem Vergleich mit meinem Reisepass zu meiner Verhaftung führen. Oder die Nennung meines ersten Vornamens (Mr. R.) statt des Familiennamens, könnte in einem Dokument in Indien mich in Schwierigkeiten versetzen. In Zypern, wo ich zeitweilig lebte, wurde aus meinem ß ein B, was mich beim Mieten eines Autos zu einer ganz anderen Person machte. Wie gesagt, ich fürchtete, dass eine meiner falschen Schreibweisen mich eines Tages als Urkundenfälscher entlarven könnte. Daher der Antrag.
Der Antrag wurde begründet und mit schriftlichen Belegen ausgestattet. Dann begann das Warten. Ungefähr zwei Jahre. Ich fragte dann die zuständige Behörde, ob ich als Steuerzahler meines Heimatlandes nicht das Recht auf eine behördliche Antwort hätte. Die zuständige Dame reagierte sofort: Ihrem Antrag wurde stattgegeben. Sie müssen sich die Urkunde über Ihren neuen Namen aber persönlich hier abholen und den Empfang bestätigen. Um Himmels Willen. Letztes Jahr klappte es dann. Ich wollte das Papier unterschreiben und abholen, um mir endlich einen neuen Pass machen zu lassen. "Sind sie hier noch polizeilich gemeldet?" wurde ich gefragt. Antwort: nein. "Dann kann ich ihnen die Urkunde nicht aushändigen", hieß es dann. Bevor, ob so vieler Renitenz, mich mein seelisches Gleichgewicht verließ, sagte ich: "Ich melde mich hiermit für drei Tage polizeilich an". Dann hatte der Amtsschimmel ein Einsehen. Ich bekam das Dokument, legte es bei der deutschen Botschaft in Wien vor und erhielt einen neuen Pass. Das die Namens-Änderungs-Urkunde ausstellende Amt auferlegte mir noch die Verpflichtung, die die Geburtsurkunde ausstellende Behörde innerhalb von drei Monaten davon zu informieren. Jetzt reichte es mir. Geboren ist geboren, sage ich mir. Begnügt euch mit der Deutschen Telekom. Die wird's schon richten.
Ich erspare mir die Einzelheiten. Den glasigen Blick von Telekommitarbeitern ertrage ich nicht mehr. Die albernen Emails, die mich hinhalten sollten, werde ich nicht vergessen. Ich empfehle das Büchlein des SPIEGEL-ONLINEmitarbeiters Tom König, "Ich bin ein Kunde, holt mich hier raus", 2012. In seinem Kapitel "Reden mit der Wand" (Onkel Herbert, der Tod und die Telekom) hat er dazu alles gesagt. Sollten wir jehmals wieder eine Festleitung in Deutschland benötigen, weiß ich, wo wir nicht hingehen werden. Der Kunde als unterbemittelter Tollpatsch. Danke, für immer.
Sankt Bürokraz |
Wie die Bürokratie die normale Hirnleistung wegfrisst, musste ich vor Jahren schon traurig erfahren. Da ich viel herumreise, kenne ich die Schlingen und Ösen einer globalen Bürokratie, die sich anhand von Reisepässen immer wieder einen runterholt. Beispiel: mein Familienname enthhielt ein "ö" und ein scharfes "ß". Mein Rufname steht in der Geburtsurkunde an zweiter Stelle, was mich nie gestört hat. Ich trug, wegen latenter Urkundenangst, einmal alle 50 möglichen Schreibweisen meines Namens zusammen und stellte einen Antrag auf Anpassung an eine Art internationale Schreibnorm, die mir das Leben leichter machen sollte. Also, ohne ö und ohne ß.
Da ich die meiste Zeit meines Lebens nicht in Deutschland verbracht habe, lebte ich in einer ständigen Angst, meine französische Kreditkarte, mit o statt ö, könnte bei einem Vergleich mit meinem Reisepass zu meiner Verhaftung führen. Oder die Nennung meines ersten Vornamens (Mr. R.) statt des Familiennamens, könnte in einem Dokument in Indien mich in Schwierigkeiten versetzen. In Zypern, wo ich zeitweilig lebte, wurde aus meinem ß ein B, was mich beim Mieten eines Autos zu einer ganz anderen Person machte. Wie gesagt, ich fürchtete, dass eine meiner falschen Schreibweisen mich eines Tages als Urkundenfälscher entlarven könnte. Daher der Antrag.
Nackte Tatsache: Geboren ist geboren. |
Der Antrag wurde begründet und mit schriftlichen Belegen ausgestattet. Dann begann das Warten. Ungefähr zwei Jahre. Ich fragte dann die zuständige Behörde, ob ich als Steuerzahler meines Heimatlandes nicht das Recht auf eine behördliche Antwort hätte. Die zuständige Dame reagierte sofort: Ihrem Antrag wurde stattgegeben. Sie müssen sich die Urkunde über Ihren neuen Namen aber persönlich hier abholen und den Empfang bestätigen. Um Himmels Willen. Letztes Jahr klappte es dann. Ich wollte das Papier unterschreiben und abholen, um mir endlich einen neuen Pass machen zu lassen. "Sind sie hier noch polizeilich gemeldet?" wurde ich gefragt. Antwort: nein. "Dann kann ich ihnen die Urkunde nicht aushändigen", hieß es dann. Bevor, ob so vieler Renitenz, mich mein seelisches Gleichgewicht verließ, sagte ich: "Ich melde mich hiermit für drei Tage polizeilich an". Dann hatte der Amtsschimmel ein Einsehen. Ich bekam das Dokument, legte es bei der deutschen Botschaft in Wien vor und erhielt einen neuen Pass. Das die Namens-Änderungs-Urkunde ausstellende Amt auferlegte mir noch die Verpflichtung, die die Geburtsurkunde ausstellende Behörde innerhalb von drei Monaten davon zu informieren. Jetzt reichte es mir. Geboren ist geboren, sage ich mir. Begnügt euch mit der Deutschen Telekom. Die wird's schon richten.
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