Freitag, 30. Mai 2014

Amerikanisch-russische Befindlichkeiten

Die USA hören es gerne: sie seien eine Supermacht und hätten eine gewisse Verantwortung für den Gang der Dinge. Das mag einmal so gewesen sein. Inzwischen wissen wir mehr über Amerika. Der Koreakrieg ist irgendwie schief gegangen. Heute knabbert die Welt an den Folgen. Kim Jong-un, der Möchtegern mit den Raketendrohungen, sitzt uns allen gelegentlich im Nacken. Vietnam: eine Katastrophe. Irak: eine Katastrophe. Afghanistan, eine Katastrophe. Die Berlin-Krise, die Kubakrise, Probleme, die nicht auf diplomatischem Weg gelöst wurden. Natürlich kann man den Amerikanern vieles anlasten, aber für alles kann man sie nicht verantwortlich machen. Auch bei Syrien, hat es amerikanische Erklärungen und Rückzieher gegeben. Trotz hektischer Reisediplomatie haben auch die Streitigkeiten zwischen den Palestinensern und den Israelis nicht abgenommen. Und der Iran: was hat die Supermacht denn bewirkt? Man fragt sich also, wer das Sagen hat und warum, wenn nichts geschieht?

Herr Putin pokert von der anderen Seite her. Man hat den Eindruck, es wird so lange an der Kriegsschraube gedreht, bis wir wieder einen haben. Kann es sein, dass trotz eifriger Spionagetätigkeit, weder die eine noch die andere Seite genügend Infos hat, um sicheren Weges auf einen Weltfrieden hinarbeiten zu können? Von den USA weiß man, dass deren Bildungssystem keinen Platz für den Rest der Welt hat. Ein rechter Amerikaner kennt nur seine eigene beschränkte Welt, und die hat heil zu sein. Great, awsome, phantastic! Platz für Feinheiten ist da nicht. Eher für das pompöse Recht der Selbstverteidigung mit Feuerwaffen. Die US-Welt ist verwirrend, und außer Englisch,  profitbezogen oder strategisch-militärisch interessiert hier nichts. Seit dem Ersten Weltkrieg hat sich Amerika auf die Rolle des Guten eingeschossen. Nach dem großen Bankenkrach, Ende der Zwanzigerjahre, ging es schön weiter. Große europäische Unternehmen wurden im Namen des Kapitalismus übernommen. Das hat den berühmten American Way of Live heraufbeschworen. Der Mythos Amerika saß fest im Sattel. Und scheint immer noch zu sitzen, obwohl er allmählich teuer wird.

Die Alte Welt musste sich mit Diktatoren herumschlagen, von denen Hitler, Stalin, Mussolini und Franco am schlimmsten hausten. Dabei ist viel Porzellan zu Bruch gegangen, und die geschehenen Verbrechen haben Europa unglaubwürdig gemacht. Der alte Kontinent zerfiel in Sieger und Besiegte, Demokraten und Kommunisten, ehemalige Groß- und Kolonialmächte. Kein Wunder, dass Amerika wie selbstverständlich den ihm reservierten Platz auf der Weltbühne einnahm. Der Zweite Weltkrieg, bei dem Deutschland eine hoffentlich letzte zerstörerische Rolle spielte, hat eine Zeitenwende eingeleitet.
 Das alte Europa 

Eine andere Scheinwelt, weit weniger begütert, aber dafür bis an die Zähne hochgerüstet, war die sogenannte Sowjetunion. Sie gab ihren Bürgern Sicherheit und ein eigenartges Selbstverständnis. Der Sowjetmensch war verkrampft, ungebildet und aggressiv. Das wenigstens war das westliche Propagandabild. Als dann alles zusammenbrach, musste dieser Mensch neu beginnen, und das in einer Welt, die nur den materiellen Erfolg gelten ließ. Eine eingebildete Supermacht wurde nicht vom Westen zerstört, sondern hat sich selbst aus den Angeln gehoben. Gorbatschow war der große Visionär, dessen historische Einsichten heute noch vom ehemaligen Sowjetbürger verdammt werden, weil sie zur Demütigung eben dieser Sowjetmacht geführt haben. Die berühmte russische Seele, ein dem westlichen Europa so verwandtes Wesen, hat Schwierigkeiten, geschätzt und verstanden zu werden. Zwischen Amerika und Russland ist immer noch nicht die Ebene gefunden, auf der Vertrauen entsteht. Die USA denken doch nur, sie stünden im Zentrum des Geschehens. Weit gefehlt. Eine überalterte Illusion. Russland (siehe Insel Krim und Ukraine) versucht es immer noch als Kinderschreck. Aber auch Russland muss heute Rücksichten nehmen. Und, was ist mit China, Indien, Europa? Sind wir heute alle nur Zuschauer?

Historiker haben natürlich einen genaueren Zugang zur Geschichte. Sie brauchen oft auch mehrere hundert Seiten, um auf den Punkt zu kommen. Wenn Vereinfachungen und Verkürzungen in bester Absicht geschehen, müssen sie nicht falsch sein. Wie soll es also weitergehen? Das Ausspionieren unseres Privatlebens ist rechtswidrig und unergiebig. Reine Bürokratie wofür ein Großteil der Gelder zum Fenster hinausgeworfen wird. Niemand muckt mehr auf gegen diese Ungeheuerlichkeiten. Amerika, niemand nimmt dich mehr ernst. Und du, Russland, pass auf, dass du nicht zu einem USA-Verschnitt wirst!




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