Samstag, 26. Oktober 2013

Wiener G'schichten - Der Sprung in die Tiefe

Gerade hört man, dass Bruno Kreisky immer noch der beliebteste Österreicher ist. Suchtt man weiter, bekommt auch Jörg Haider einen dritten Platz, jedoch weit abgeschlagen hinter dem ehemaligen Kanzler. Unter den Top-Künstlern, auf die die Österreicher stolz sind, befinden sich einige, die das Beliebtheitstreppchen sehr wohl verdient haben: Schwarzenegger (N° 1), Romy Schneider, Udo Jürgens, Karl Maria Brandauer, Christoph Waltz und andere, wie der unsterbliche Hans Moser. Wo aber bleibt die göttliche Christiane Hörbiger? Ich werde dieses Thema demnächst aufgreifen müssen.

Man ist stolz auf ihn

Am Wiener Graben ist wieder ein Bettler eingezogen, der mir im Sommer schon aufgefallen ist: Am Fuße eines der eleganten metallenen Papierkörbe saß er barfüßig am Boden und bewegte den Kopf wie unter Zwang vorwärts und rückwärts. Er ist jung, trägt Brille und wirkt irgendwie intellektuell. Ich habe ihm nie etwas gegeben, weil er mich nicht überzeugte. Heute, auf dem Weg zum Heldenplatz, sehe ich ihn wieder. Der Jahreszeit angepasst, trägt er warme Kleidung. Die Bewegungen des Kopfes sind milder geworden, doch trägt er jetzt eine Blindenbinde um den Arm. Ich bin immer noch nicht überzeugt.
Hier geht's hinauf

Glückliches Österreich: Am Heldenplatz soll heute ein neuer Weltrekord aufgestellt werden. Die Zeitung titelte: Rekordsprung: Soldat hüpft von Kran. Dieser Kran ist fast 200 Meter hoch und wiegt 1100 Tonnen. Tagelang konnte man den Aufbau dieses Monsters beobachten. Er überragt den Heldenplatz, wie einst auch Adolf Hitler hier mit seiner Anschlussrede 1938 die vielen Zuhörer überragt hat. Heute geht es darum, dass ein mutiger Soldat mit dem Bungee-Sprung aus genau 192 Metern Höhe einen neuen Rekord aufstellt: immer höher, oder immer tiefer, ist hier die Frage. Viele Neugierige sind gekommen. Um 10Uhr30 soll es losgehen. Der Nebel lässt die Spitze des Krans unsichtbar bleiben. Auch der Käfig, mit dem der Springer und die Helfer in die Höhe gezogen werden, verschwindet allmählich im Nichts. Dann, der Sprung: zuerst der Countdown, "5,4,3,2,1, Numquam retro", was ein wenig kitschig klingt und heißen soll: niemals zurück. Dann saust ein fast unsichtbares dunkles Etwas in die Tiefe, wird ausgebremst und schnellt wieder hinauf in neblige Höhen, mehrere Male.

Fast hätte man es nicht gesehen

Der Rekord ist gelungen. Der Name des Helden am Heldenplatz wird nicht preisgegeben, doch ein Minister gratuliert ihm, als er den Boden wieder berührt hat. Glückliches Wien.


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