Sonntag, 29. September 2013

Salzburger Nockerln und der Trachtenwahn

Salzburg ist eine schöne Stadt. Nicht nur ist dort unser geliebter Wolfgang Amadeus Mozart geboren. Er hat dort auch gelebt, bis er beschloss, nach Wien zu ziehen. Nein, angesichts einer nicht abreissen wollenden  Prozession von fremden Besuchern in den engen Gassen, wird hier auch eine massive Verkaufsaktion von Trachten durchgeführt. Ich sah ein altes japanisches Touristenpaar, er in Lederhosen, mit Tirolerhut, sie im Dirndl, das allerdings eher an Hollywood als ans Salzkammergut erinnerte. Salzburg muss die Welthauptstadt der Trachten aller Art sein.


Ich weiß, wovon ich rede. Zu meinem 10. Geburtstag erhielt ich eine Krachlederne mit Hosenträgern aus Hirschgeweih, oder so, dazu einen grünen Tirolerhut mit weißem Federchen. Ein weißblau kariertes Hemd gehörte dazu. Ich glaube, meine Mutter hatte in Bayern eingekauft, ohne zu ahnen, was sie mit diesem Geschenk angerichtet hat. Sofort liebte ich meinen Tirolerhut, und mit der Lederhose konnte ich getrost auf Bäumen herumrutschen, ohne wegen Verdreckung  ausgeschimpft zu werden. Damals war ich der einzige Lederhosenträger, weitab von jeder bajuwarischen oder alpinen Umgebung. Eine burschikos anmutende Nachbarmaid, allerdings, die ich sowieso toll fand, wegen ihrer tiefen Mädchenstimme, tauchte dann auch plötzlich in Lederhosen auf. Einfach süß.


Heute trägt man auch inSalzburg überwiegend Jeans, was aber der Faszination der Trachten keinen Abbruch tut. Auch die Hingebung an alles Mozärtliche ist dem Salzburger schon von weitem anzusehen. Warum jedoch überall mit Mozartkugeln geschossen wird, bleibt mir ein Rätsel. Diese Schokobällchen sind wirklich nicht das allerbeste an zuckerhaltigem Süßkram. Das Riesenangebot muss mit der Überdosis an japanischen Touristen zu tun haben.


Zu den Salzburger Nockerln kann man nur sagen: man muss sie einmal gegessen haben, um zu wissen, wie göttlich eine solche Speise sein kann. Salzburg ist also ein schönes Wochenende wert, auch ohne den sagenhaften Schnürlregen, auf den man gerne verzichtet.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen