Wir dürfen natürlich Salzburg nicht vergessen, und Bayreuth, und die vielen Orte, an denen Musik gemacht wird. Doch Wien und Warschau haben eine große vergleichbare musikalische Vergangenheit, aber auch Gegenwart. Der vergoldete Johann Strauss im Stadtpark ist nur ein kleines Beispiel für die vielen Komponisten, die in Wien gewirkt haben. Sorry, Wolfgang Amadeus Mozart! Friedrich Chopin, der Große, könnte man sagen, wobei ich den Verdacht hege, dass viele Franzosen ihn für einen der ihren halten. Er ist in Paris gestorben, auch seine "Nocturnes" deuten darauf hin. Chopin wäre das Beispiel für Warschau. Sein Denkmal steht dort, und seine "Ballade N° 1" wurde von Wladyslav Szpilman gespielt, dessen Leben im Polanski-Film "Der Pianist" verfilmt wurde. Dieser Film, der u.a. in Babelsberg und in Warschau gedreht wurde, schildert das Überleben des polnisch-jüdischen Pianisten Szpilman, der durch die Hölle des Warschauer Ghettos geht. Ein Film, den man gesehen haben muss und der in Cannes 2002 die Goldene Palme erhielt. Der Pianist überlebt den Holocaust. Im wirklichen Leben stirbt er 88jährig im Jahre 2000.
Ein anderer Pianist, weit weniger berühmt, ist jedoch auch bemerkenswert. Anton Walbrook, ein begabter Pianist und Schauspieler, war der Held in einem patriotischen englischen Film, der 1941 in die Kinos kam: "Dangerous Moonlight". Die Geschichte: ein polnischer Pianist und Komponist gibt seine Karriere auf und wird Pilot im 2. Weltkrieg. Er verliebt sich, wie es so ist, in eine hübsche Reporterin und überlebt gerade mal so. Der Film war etwas mittelmäßig und hat nach dem Ende des Krieges keine Rolle mehr gespielt. Jedoch die Filmmusik ist geblieben. Neben Grieg, Schumann, Brahms und Tschaikovsky wurde sie millionenfach als ebenbürtig verkauft, obwohl der Komponist ein unbekannter Filmmusikmacher war: Richard Addinsell. Sein "Warschauer Konzert" klingt in meinen Ohren seit ich ein Kind war und es im Radio gehört hatte. Ein Lehrer hatte uns davon erzählt. Lehrer können manchmal ganz nützlich sein. Seitdem habe ich diese an Rachmaninoff anklingende Klaviermusik immer mit Warschau und meinen melancholischen Träumen von einer geheimnisvollen Stadt in Verbindung gebracht.
Bei meinem Besuch, vor ein paar Tagen, in Warschau, wollte ich den jüdischen Friedhof besuchen. Meine Bestrafung für spontanes Loswandern bei großer Hitze: ich lief kilometerlang an einer drei Meter hohen Backsteinmauer entlang, bis ich den Eingang fand. Da stand auf Polnisch und Englisch geschrieben: Männer dürfen nur mit einer Kopfbedeckung hinein. Die hatte ich nicht. Also war alles umsonst? Nein, denn auf dem Weg zurück zum Hotel fand ich wieder allerhand Erinnerungsstücke an die furchtbare Zeit der deutschen Besatzung und an große, mutige Helden.
Nachzutragen wäre, dass Frédérique Chopin natürlich auch ein Beispiel für Paris ist, obwohl wir da schon Debussy haben. Chopin starb 1849 in Paris, wahrscheinlich an chronischer Lungenentzündung. Seine Bestattung fand in der Madeleine-Kirche statt, mit zwei Wochen Aufschub, damit die vielen Trauernden aus London, Berlin und Wien anreisen konnte. Seine Schwester Ludwika nahm sein Herz, in einer Urne in Alkohol gebettet, nach Warschau mit. In der Madeleine wurde als letzter Gruß das Requiem von Mozart gesungen. Damit schließt sich der Kreis kostbarer Erinnerungen an große Musiker, die am Ende ihres Lebens irgendwie heimgekehrt sind.
Dangerous Moonlight |
Ein anderer Pianist, weit weniger berühmt, ist jedoch auch bemerkenswert. Anton Walbrook, ein begabter Pianist und Schauspieler, war der Held in einem patriotischen englischen Film, der 1941 in die Kinos kam: "Dangerous Moonlight". Die Geschichte: ein polnischer Pianist und Komponist gibt seine Karriere auf und wird Pilot im 2. Weltkrieg. Er verliebt sich, wie es so ist, in eine hübsche Reporterin und überlebt gerade mal so. Der Film war etwas mittelmäßig und hat nach dem Ende des Krieges keine Rolle mehr gespielt. Jedoch die Filmmusik ist geblieben. Neben Grieg, Schumann, Brahms und Tschaikovsky wurde sie millionenfach als ebenbürtig verkauft, obwohl der Komponist ein unbekannter Filmmusikmacher war: Richard Addinsell. Sein "Warschauer Konzert" klingt in meinen Ohren seit ich ein Kind war und es im Radio gehört hatte. Ein Lehrer hatte uns davon erzählt. Lehrer können manchmal ganz nützlich sein. Seitdem habe ich diese an Rachmaninoff anklingende Klaviermusik immer mit Warschau und meinen melancholischen Träumen von einer geheimnisvollen Stadt in Verbindung gebracht.
Bei meinem Besuch, vor ein paar Tagen, in Warschau, wollte ich den jüdischen Friedhof besuchen. Meine Bestrafung für spontanes Loswandern bei großer Hitze: ich lief kilometerlang an einer drei Meter hohen Backsteinmauer entlang, bis ich den Eingang fand. Da stand auf Polnisch und Englisch geschrieben: Männer dürfen nur mit einer Kopfbedeckung hinein. Die hatte ich nicht. Also war alles umsonst? Nein, denn auf dem Weg zurück zum Hotel fand ich wieder allerhand Erinnerungsstücke an die furchtbare Zeit der deutschen Besatzung und an große, mutige Helden.
Nachzutragen wäre, dass Frédérique Chopin natürlich auch ein Beispiel für Paris ist, obwohl wir da schon Debussy haben. Chopin starb 1849 in Paris, wahrscheinlich an chronischer Lungenentzündung. Seine Bestattung fand in der Madeleine-Kirche statt, mit zwei Wochen Aufschub, damit die vielen Trauernden aus London, Berlin und Wien anreisen konnte. Seine Schwester Ludwika nahm sein Herz, in einer Urne in Alkohol gebettet, nach Warschau mit. In der Madeleine wurde als letzter Gruß das Requiem von Mozart gesungen. Damit schließt sich der Kreis kostbarer Erinnerungen an große Musiker, die am Ende ihres Lebens irgendwie heimgekehrt sind.
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