Nein, nein, nein! Meine Erinnerungen sind zwar äußerst bruchstückhaft, doch gibt es für mich keinen Zweifel, dass der Star des "Stern von Rio" unsere bezaubernde La Jana war. Ich schien auch zu wissen, dass die - filmisch gesehen - schwarz-weiss tanzende Schönheit bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Andererseit soll sie 1940 in Berlin-Wilmersdorf an Lungenentzündung gestorben sein. Was denn nun? Faszinierender ist die Beschreibung eines Film-Regisseurs, der sie in Paris entdeckt und nach Berlin mitgenommen haben will: demnach war sie "knabenhaft gebaut" und hatte "fast nur die Andeutung von Busen" (so Géza von Cziffra). Meine kindliche Liebe galt dieser, vielleicht etwas dürren, aber wahnsinnig exotischen Deutsch-Österreicherin oder Österreich-Deutschen, die als Henriette Margarethe Hiebel 1905 in Wien geboren wurde und in Berlin starb. Dass sie als Kind in Frankfurt am Main lebte und dort mit acht schon auf die Bühne kam, ist typisch für diese spätere Revuetänzerin, die neben Berlin, Wien und Stockholm auch London betanzte.
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La Jana? |
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Obwohl zunächst kein großer kommerzieller Erfolg, waren ihre indischen Abenteuer der Durchbruch: "Der Tiger von Eschnapur" und "Das indische Grabmal". In beiden Filmen war sie eine hinreissende Tänzerin. Theo Lingen war auch mit von der Partie. Ich bin sicher, dass in Indien noch niemand von diesen Filmen gehört hat, die 1938 dort gedreht wurden. In der westlichen Welt wurden die Kinowerke später richtig bekannt, als es 1959 eine Neuauflage mit Paul Hubschmid und René Deltgen gab. Der Regisseur war Fritz Lang, der einige Jahre in Indien gelebt hatte und einen Maharadscha kannte, der ihn auf seinem Anwesen drehen ließ. Dann kam der Erfolg. Aber unsere La Jana war da schon tot. Kurz davor, nämlich 1940, drehte sie ihren letzten Film: "Der Stern von Rio". Die Premiere fand in Berlin eine Woche nach ihrem Tod statt. Vielleicht ist das der Grund, warum ich manchmal noch um diese göttliche La Jana trauere.
Was hat La Jana mit Hedy Lamarr zu tun? Eine Menge. Erstens erinnere ich mich an ihren Namen, nicht so sehr an Filme mit ihr. Dabei hieß sie zuerst Hedwig Eva Kiesler, als sie 1914, ebenfall in Wien, geboren wurde. Zweitens war sie noch nicht einmal 20, als sie ihren ersten (Skandal)Erfolg hatte, mit Nacktszenen im Film "Ekstase", der im Jahr, als Hitler an die Macht kam, gezeigt wurde. Ich bin sicher, dass meine Mami mir nicht erlaubt hätte, diesen nackerten Film zu sehen. Doch weiß ich aus späteren Zeiten meines kino-besessenen Lebens, dass Hedy Lamarr ungewöhnlich schön war. Als Knabe hatte ich durchaus ein Auge für so etwas. Kein Wunder, dass sie nach ihrer Arbeit bei Max Reinhardt mit viel Erfolg nach Hollywood durchgereicht wurde. Sie galt als "the most beautiful girl in the world". Drittens, hätte sie als Tochter einer assimilierten Familie, also mit "nichtarischem Hintergrund", in Großdeutschland keine Chancen gehabt, obwohl sie ebenfalls eine deutsch-österreichische Vita hatte. Ihr Leben endete aber nicht auf dem Gipfel des Ruhmes, denn Hedy Lamarr geriet in Vergessenheit. Sie litt Ende der 60er Jahre an psychischen Problemen. Hatte einen Ladendiebstahl hinter sich und eine rückhaltlose Autobiographie geschrieben. Was ihr einst als bewunderndes Publikum zu Füßen gelegen hatte, wandte sich ab. Ihre Asche liegt heute verstreut im Wienerwald.
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Johnny Depp? |
Diese bezaubernden Erinnerungen an einstige Filmdivas sollen jedoch den Blick auf Gegenwärtiges nicht verstellen: Leider fällt mir gerade keine weibliche Schönheit ein (tant pis pour moi!), aber ein waschechter Komödiant, der alles hat, was ich mir als Frau von einem Mann vorstellen könnte. Er singt und tanzt, blödelt und schmachtet, tut alles, um er selbst zu sein: Johnny Depp. Oh, Johnny!
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