Dienstag, 11. September 2012

Badischer Wein - jetzt kommt der neue

Im Herbst sind die Winzer in Alarmbereitschaft. Die Lese kann jeden Augenblick beginnen. Dann wird eine neue Ernte eingeholt, während die vergorenen Säfte des Vorjahres auf den neugierigen Trinker warten und auf den Markt drängen. Hat der vom letzten Jahr sich gut entwickelt? Frisch abgefüllt, schmeckte er schon beachtlich. Mit der Zeit erhält er seine Reife. Dieses Jahr sind die Erwartungen, vor allem an den Südwesthängen des Schwarzwaldes wieder hoch. Die Ortenau wird bekanntlich von der Sonne verwöhnt. Sie ist ein bezauberndes Land, mit einer Vielfalt an Weinen, die jedes Herz höher schlagen lassen.

Ganz schön rüstig, dieser alte Herr!

Ich gehöre zu jenen, die sich ein Leben lang durch unterschiedliche Lagen durchgetrunken haben. Auf der Suche nach dem ultimativen Getränk, neben meinem geliebten Gin'n'Tonic. Bier kam da nie infrage. Die Suche fing im Süden an, in Rioja, Spanien. Dann Bordeaux, Burgund und Elsaß. Moselwein habe ich immer mit einem blinden Auge gestraft, obwohl er das nicht verdient. Manchen schweizer und österreichischen Weinen begegne ich mit großer Hochachtung, vor allem den roten. Doch viele gute Tropfen müssen unerwähnt bleiben. Genau wie die oft genial dazu passenden Speisen, die dem Wein ihre Einmaligkeit verleihen.

Seit ein paar Jahren streifen Cath und ich nun durch Teile Badens, wobei wir immer neue Weine entdecken. Schwerpunkt ist jetzt die Gegend, in der wir uns niedergelassen haben. Die Ortenau, mit ihren landschaftlichen Reizen und herrlichen Anbaugebieten. Um es genauer zu sagen: wir leben am Fuße der sogenannten Ullenburg, die es schon lange nicht mehr gibt. Aber den Ullenburger Spätburgunder gibt es, trocken und, nein, ich zögere: "lieblich". Lieber sage ich "untrocken" oder mild. Dieser Wein, dessen Vorgänger bereits ausverkauft ist, strahlt auch 2011 schon eine wohltuende Freundlichkeit aus. Er ist überaus preiswert und trinkt sich leicht und ohne Folgen. Allein dieses ist ein himmlischer Grund, in dem Dörfchen Tiergarten zu wohnen, das zu Oberkirch gehört. An Absatzschwierigkeiten scheint dieser Ullenburg nicht zu leiden. Eher vielleicht an der nötigen Berühmtheit, denn die badische Lebensart erlaubt es nicht, viel Trara um einen guten Wein zu machen. Dafür trinken die Dörfler lieber ein Schlückchen mehr vom eigenen.

Weingut Ullenburg in Oberkirch-Tiergarten

Um dem Ullenburger Spätburgunder auf den Grund zu gehen, sollte man jedoch ein Kenner sein, damit man diesem Getränk gerecht wird und die Sprache der Geschmacksnerven richtig versteht. Winzer Martin Kimmig, der mit seiner Frau Angelika dieses Weingut betreibt, ist ein solcher Kenner. Doch er ist in der Ritterstube kaum anzutreffen. Wir warten auf eine Gelegenheit....



.....die sich wohl so schnell nicht ergibt.


Also muss ich improvisieren, meinem eigenen Instinkt und der eher begrenzten Erfahrung folgen. Ich muss mich da auf den Jahrgang 2010 verlassen, der in seiner Kabinettversion ein echtes Kind der Ortenau ist: An steilen Hängen gewachsen, die gut temperierte Feuchtigkeit der Burgundischen Pforte mit ihren milden Windströmen einatmend. Charakter und Eleganz lagen dem 2010er schon in der Wiege. Aber ob es sich um verwitterte Granitböden, vielleicht auch Porphyr- oder Gneisböden handelt, auf denen er wächst, weiß nur der Kenner, der ich nicht bin. Was ich weiß, ist, dass der Ullenburger Spätburgunder gerne in großen Zügen über die Lippen geht, nicht in zu kleinen Schlückchen, denn sein Auftakt ist fruchtig (mit dem Duft von Zwetschge, Zimt und Kirsche). Man merkt sofort, wer er ist: ein samtiger, würziger und leichter Wein, der seine Gerbsäure nicht verleugnet und sehr unkompliziert daherkommt. Dafür lieben ihn Cath und ich. Er geht auch zu Meeresfisch, wenn der passende Weißwein gerade nicht parat ist.


Dabei haben wir noch nicht über Riesling und Pinot Noir-Blanc de Noir, oder den Rosé, gesprochen, die vom Weingut Ullenburg ebenfalls angebaut werden, und die als Weißweine ebenso spritzig wie süffig sind. Davon ein andermal. (www.ullenburger-weingut.de)

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