Wer nach Indien will, hat es schwer: man fährt nicht einfach nach Indien, ein Land, das 3,3 Millionen Quadratkilometer groß ist. Deutschland wäre von der Größe her nur die Stelle hinter dem Komma. Unsere Reise geht nach Südindien. Hauptsächlich nach Bangalore. Das liegt zwischen Mangalore (am Arabischen Meer, Westküste) und Madras (am Golf von Bengalen, Ostküste), das offiziell Chennai heißt. Bangalore liegt genau auf der Mitte und heißt offiziell Bengaluru. So ist das. Wir entfliehen der grausigen sibirischen Kälte unseres Schwarzwaldes, weil Cath in Bengaluru einen Vortrag auf einem internationalen Frauenkongress hält.
Wir werden viele Orte nicht besichtigen können: Belur, Halebid, Hampi, Mysore. Die Zeit erlaubt es nicht. Außerdem war ich vor Jahren schon mal an diesen Orten, sowie in Bengaluru. Für mich gibt es also ein Wiedersehen mit Bangalore, und dazu, viele neue Entdeckungen, die mich jetzt schon vor Aufregung erschauern lassen. Nach der medikalen Vorbereitung (Vorsicht: Malaria, Infektionen, Schlangenbisse?), kam das Zurechtlegen sommerlicher Kleidung, inklusive Sonnenkrem, und die Bevorratung an Geld. Rupien dürfen nicht eingeführt werden, Euros werden nicht leicht getauscht, also haben wir uns die Taschen mit britischen Pfund und amerikanischen Dollars vollgestopft, die Dollars alle in 1 $ Noten, die man leicht als Trinkgeld und Almosen verabreichen kann. Denn die vielen indischen Kinder (die Inder sind eines der jüngsten Völker dieser Erde) erkennen einen Europäer auf Anhieb und wollen dafür belohnt werden.
Außerdem ist Bangalore das Silicon Valley von Indien. Da soll der Lebensstandard inzwischen sichtbar höher sein als im Rest des Landes. Bei meinem ersten Besuch in Indien hatte Bangalore gerade 2 Millionen Einwohner. Heute sind es acht Millionen. Die rötlichen Flecken auf den Gehsteigen rühren vom eifrigen Kauen und Ausspucken eines Saftes her, der Paan heißt und der leichteren Verdauung dienen soll. Es handelt sich hier um die Nuss der Arekapalme, (nicht, wie oft angenommen, um Betelnüsse), die gehackt in ein Blatt des Betelbaumes eingewickelt ist. Hinzu kommen verschiedene Substanzen wie weißer Löschkalk, eine rote Paste, Kautabak und anderes. Wer aufmerksam durch die Straßen von Paris läuft, oder eine beliebige andere Stadt in Europa, entdeckt auf den Trottoirs weißlich-graue Flecken in Masse, die wohl vom Ausspucken von Kaugummi herrühren. In Indien ist es eben Paan, das gespuckt wird.
Was aber in Indien vor allem auffällt, sind Tempel, Tempel, Tempel, aber auch Moscheen. Wir freuen uns darauf und werden die Augen offenhalten, denn Reisen bildet, auch wenn in der weiten Welt gelegentlich kleine und große Missgeschicke auftreten können. Die sind dazu da, überwunden zu werden. Heute Nachmittag soll's losgehen. Morgen werden wir, so Shiwa oder Vishnu es wollen, in Bengaluru ein Curry zu uns nehmen.
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