Freitag, 7. Oktober 2011
Der Friedensnobelpreis schlägt Steve Jobs
Ich bin noch nicht so weit, die Namen der drei afrikanischen Damen hersagen zu können. Doch seit einem Aufenthalt in einem afrikanischen Land weiß ich, wie mutig die Frauen des schwarzen Kontinents sein können. Ich gratuliere Afrika dazu, und natürlich den Preisträgerinnen, die diese Auszeichnung keineswegs als Vorschuss erhalten, sondern sie sich redlich verdient haben. Wir ängstliche, zögerliche, verwöhnte Europäer beiderlei Geschlechts müssen uns die afrikanischen Frauen zum Vorbild nehmen. Immerhin wischte die Nachricht von Herrn Jagland, der nicht nur norwegischer Premier war, sondern "nebenher" als Nobelpreisvorsitzender auch noch Generalsekretär des Europarates in Straßburg ist, mit einem Schlag die Trauer um Steve Jobs aus den Schlagzeilen. Medien sind halt so.
Dabei ist es nicht wichtig, wie bekannt oder prominent jemand ist: von einem Tag auf den anderen ändert sich das Blatt. Medienwelt im Konsumrausch. Ich schreibe meine Sachen auf einem Applerechner. Cath benutzt jetzt auch täglich ihren brandneuen Aipäd. Wir sind fasziniert und wissen natürlich auch wer Karl Benz war, der mit dem Auto, dessen Marke ich immer schon ignorierte. Aber den Vater von Apple, den einen der Väter, kannten wir noch
nicht. Erst als man erfuhr, dass Steve Jobs sich aus dem Geschäft zurück zog, wegen der tödlichen Krankheit, hörte man den Namen. Jetzt heißt es von Tokio über Shanghai, und von Rio bis Moskau: "Steve, we miss you". Besonders Kreative legen einen angebissenen Apfel neben die Blumen. Trauer oder Hysterie? Als ich mir die Bilder von Lady Dies Begräbnis ins Gedächtnis rief, ging es mir ähnlich: Achtung vor dem Geschehenen. Der Tod packt uns alle. Und Ausdruck der Trauer sind die Tränen. Wenn ein geliebter Mensch stirbt, muss Trauerarbeit geleistet werden. Das geht länger. Die Medien blenden so etwas schnell wieder aus. Also Steve, auch wenn du in kürzester Zeit wieder vergessen sein wirst: dein Leben war groß und hat Sinn gemacht. Mehr muss man über dich nicht wissen. Aber vielleicht gibt es ja ein Menschenrecht auf Trauer. Dann mache ich wieder mit. Nur von den Medien möchte ich mir diese Trauer nicht überstülpen lassen. So weit sind wir noch nicht.
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