Donnerstag, 25. August 2011

Dresden, du Wunder-Wunder-Schöne



Keine Angst, man schreibt nicht ungestraft einen neuen Reiseführer für Dresden. Denn das gibt es schon zu hauf. Die Liebe zu dieser Stadt lässt sich an den 10 Millionen Besuchern jährlich ablesen, oder an der Inbrunst, mit der vom Grünen Gewölbe geschwärmt wird. Die legendäre Lendenkraft Augusts des Starken muss hier nicht Pate gestanden haben, als er ab 1723 diese Schatzkammer Europas einrichten ließ. Ich hatte das Glück, 1962 die geschundene Stadt kurz besuchen zu können. Die meisten der Schätze waren vor der Bombardierung gerettet worden, der würdige Rahmen für deren Ausstellung fehlte jedoch meistens. Die Bomben hatten gute Arbeit geleistet. Nur der Zwinger war schon wieder erstanden.

Die Semperoper, ein weiteres Juwel der Stadt, war 40 Jahre nach der Zerstörung wieder aufgebaut und ist heute wieder eines der großen Opernhäuser der Welt. Im Januar 1990, also kurz nach dem Fall der Berliner Mauer, hatte ich wieder Glück, nämlich, mit einer europäischen Delegation in Dresden zu sein. Stolz zeigte uns der damalige Oberbürgermeister und Reformsozialist Wolfgang Berghofer die Oper, lud uns zu einem Glas Wein von Unstrut und Saale ein, eine echte sächsische Rarität, und nannte uns die notwendige Summe für die würdige Unterbringung der Dresdner Schätze: mindestens 10 Milliarden DM West müssten fließen für dieses Aufbauwerk. Inzwischen ist viel Wasser die Elbe hinab geflossen, und sowohl die Alten Meister im Zwinger, wie auch die Neuen Meister im Albertinum und all das andere können wieder angemessen bewundert werden.

Ach, könnte man doch alles Schöne in einem Satz beschreiben. Man müsste dann nicht so vieles übersehen. Die Kirchen. Die Frauenkirche, ein Weltwunder, die Hofkirche mit der Silbermannorgel, die Kreuzkirche und die vielen anderen Kirchen, ein eigenes Besucherprogramm. Dresden ist unbeschreiblich. Dazu gehört auch die Yenidze mit ihrer fantastischen Kuppel im Stile einer Moschee, 1907 als Zigarettenfabrik erbaut. Heute dient sie als Restaurant, und Dresdens höchster Biergarten gewährt einen wunderschönen Rundumblick auf die Stadt. An die blechernen Zigarettenschachteln meines Vaters kann ich mich noch erinnern. Orientzigaretten waren es, nicht nur für Kinder geheimnisvoll.




Ich sitze auf der Brühlschen Terrasse, um das alles zu verarbeiten. Die Elbe fließt langsam dahin, wie schon Jahrhunderte zuvor. Die zerbrechliche Schönheit dieser Stadt, konnte sie Victor Klemperer nach dem Weltkrieg noch so empfinden? Gegen Ende des Naziregimes musste er und seine Frau täglich um ihr Leben bangen und zusehen wie das einstige Kleinod an der Elbe zerstört und zerstückelt wurde. Verständlich, dass man als Besucher dieser Stadt mehr empfindet als nur Bewunderung und Freude über  die Auferstehung.

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