Dienstag, 12. Juli 2011

Die Schlange, wie schön!




Nein, es wird nicht von jener Politikerin gesprochen, die manchmal in die Kameras züngelt, man solle doch das Angebot wahrnehmen, das die Regierung so großzügig der beharzten Bürgerschaft zur Verfügung stellt. Auch ist nicht die gemeint, die in Spanien den Erreger gefunden zu haben glaubte und dann wieder für Wochen in den Alltag abtauchte. Schon gar nicht die, der auf seltsame Weise der Doktortitel abhanden gekommen ist und die nun doktorlos ihr europäisches Mandätchen weiter betreuen muss.

Schlange stehen, ja, das kommt manchmal schon vor. Man kann dann trotzdem das gebrechliche Etwas, das kaum die Handtasche halten kann, oder die gehetzte Jungmutter mit Baby vorlassen. Niemand hat etwas dagegen. Gelegentlich muss man allerdings nach hinten treten, wenn ein Übereifriger drängelt, der den Abstand nicht halten kann. Im Land der englischen Königin ist das schlange Stehen (?) schon immer Teil der Volksmentalität gewesen. So weit würde ich nicht gehen. Wichtig ist der Respekt vor dem wartenden Mitmenschen. Meist bekommt man den gewünschten Artikel (selbst wenn es eine Kinokarte ist) auch als letzter in der Schlange noch. Dennoch muss ich mich an eine Stehschlange in Moskau erinnern, wo es am Ende gar nichts gab: es waren Zwetschgen angekündigt, die auf einem Fahrzeughänger lagen und im Straßenverkauf angeboten wurden. Das war in der Zeit kurz nach dem Eisernen Vorhang. Hoffnungsfroh wartete die Schlange. Aus Neugier stellte ich mich an, bis ich sah, dass die Zwetschgen total verrottet waren. Die armen Ostmenschen, denen das oft passierte. "Keine Gurken gibt es gegenüber, hier gibt es keine Regenschirme". Wer kennt den Kalauer nicht?

Auch Adam und Eva hatten mit ihr zu tun. Wir kommen der Sache näher. Wann hat der Mensch heute noch Gelegenheit, eine richtige Schlange zu sehen und von ihr eventuell gebissen zu werden? Ich habe schon viele gesehen: anatolische Pfeilnattern auf Zypern, Klapperschlangen in Alabama, Vipern, nicht nur an meinem Arbeitsplatz und jede Menge Kriechgetier in Indien. Aber gestern geschah es am Rande des Mittleren Schwarzwaldes bei Durbach. Bei einer Wanderung mit meinem gar nicht ängstlichen Besuch aus England lag sie da, fast wäre ich auf sie getreten. Dunkel gehäutet (sie, die Schlange) fragte ich mich (den Wanderer) instinkthaft, ob es sich um eine gefürchtete Giftschlange handeln könnte. Mit einem Stück Holz hätte ich sie leicht erschlagen können. Das wollte ich nicht.  Man weiß wie selten diese Tiere in unseren Breiten geworden sind. Warum hassen wir sie immer noch? Für uns Wanderer war es eine Auszeichnung, das Tier von einer bescheidenen Länge von ca. 20 Zentimetern bestaunen zu können. Stolz zogen wir danach weiter. Ach ja, es könnte sich um eine harmlose Ringelnatter gehandelt haben. Die kommen, so viel ich weiß, in der Politik nicht vor.

(Bild von Horst Köbele gemalt)

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