Montag, 21. März 2011

How to cope with the French?

Alles Käse?





Nun lebe ich schon seit Jahren mit einer Engländerin zusammen. In Deutschland, aber auch manchmal in Frankreich. Man glaubt nicht, womit man da rechnen muss. Sie bildet sich, beispielsweise, ein, der britische Humor sei der einzige auf der Welt. However, das mag sie mal gedacht haben. Inzwischen kann sie auch über teutonischen Witz herzlich lachen. Ja, die Deutschen sind sehr genau und auch zuverlässig. Das geht manchmal zu Lasten des Humors.  Ich denke dabei an fatale Dinge, an die man sich besser nicht erinnert. Der erhobene Zeigefinger, wenn ein völlig Unbekannter, womöglich etwas geistesabwesend, bei Rot über die Straße geht. Das Finanzamt, das eine Zwangsgeldandrohung wegen selbst verursachter Falschrechnung in Höhe von 2 € zustellen lässt.  Zuverlässig und penibel eben. Dabei sind wir uns einig, dass der Franzose an sich, nennen wir ihn Monsieur Dupont, es nicht leicht hat im Leben. Seine Geschichtsbücher signalisieren ihm, dass er der Beste ist, schon der französischen Revolution und des guten Essens wegen. Andererseits, ein geschichtlich nicht totzukriegender Held namens Napoleon. Und „wo lebt Gott“?, fragen wir uns schüchtern. Natürlich in Frankreich, wo auch einige Zeit der Papst sein Zuhause hatte, nämlich in Avignon, und der Hamburger Karl Lagerfeld sich definitiv niedergelassen hat. Niemand hat den Franzosen gesagt, dass ihre vorzügliche Küche einst aus Italien importiert wurde, der Reissverschluss von einem Engländer und das Fax in Deutschland erfunden wurde. 

Deutscher Karneval, auch unter Fastnacht, Fasnet und Fasching bekannt, sind gebündelter Volkshumor. Manchmal kann man sogar darüber lachen. Auf jeden Fall gibt es ihn, einmal im Jahr. Und wie lacht man in Frankreich? Louis de Funès ist nicht Jedermanns Sache, und eher fällt man tot um, als auf der Straße in Paris  lautes Lachen zu hören. Eine eher bissige Einstellung zum Leben findet sich millionenfach auch auf den Straßen , wenn Monsieur Dupont und Madame in ihrem Wagen von A nach B fahren. Humor ist da nicht im Spiel. Aber, seien wir ehrlich: in Großbritannien sind die Straßen auch chronisch verstopft, und ohne Höflichkeit, einer Art überzuckertem Humor, wäre das Autofahren dort auch nicht schön. Ist es auch nicht. Humor auf deutschen Straßen ist ebenfalls keine Spezialität des dort noch mehrheitlich herrschenden teutonischen Rasers. Aber der Karneval macht das dann wieder wett. Meine englische Frau, die mir bereits missbilligend über die Schultern schaut, will eingreifen. So könne man das nicht stehen lassen. 
Jeder auf dieser Welt ist schon mal einem Franzosen begegnet. Einem typischen, mit Baskenmütze, eventuell einer Kippe im Mund, oder mit einer Baguette unterm Arm. Wie wäre es mit einer Französin? Schlicht elegant, im  Pepitakostüm von Chanel, Düfte ausstrahlend, die einer der großen Parfümhersteller geschaffen hat? Paris mit seinen triumphalen Bauwerken, seinen Boulevards, seiner Metro und vor allem seinem Eiffelturm. Gibt es ein schöneres Bild einer glücklichen Nation, die eine grandiose Geschichte aufzuweisen hat und dazu noch überall hervorragend gedeckte Tische bereit hält?  „Ganz Paris träumt von der Liebe, denn da ist sie ja zuhaus“, hat Catharina Valente gesungen. Das ist gelogen! Gewisse Dinge werden eben durch stetige Wiederholung, auch wenn sie gesungen werden, nicht wahr, sondern eher etwas steinern. Das ist auch mit Vorurteilen so. Nun, das argwöhnische Sichberiechen, das nach dem 2. Weltkrieg Franzosen und Deutsche schüchtern zusammenführte, wo ist es geblieben? Man kennt sich inzwischen und macht Politik zusammen. Einmal ist der französische Präsident ein blöder Gockel, mal die deutsche Bundeskanzlerin (immerhin eine Frau) eine verkrampfte Henne. Dazu noch aus dem Osten. Wie soll man das unter einen Hut bringen? Es ist nicht nötig. Wir kennen unsere Schwächen und lieben sie manchmal sogar. 
Und das perfide Albion, das immer nur teilen und herrschen möchte, benimmt sich oft ganz artig, wenn auch ein wenig uneuropäisch. Jeder hat eben seine Macken. Da die moderne Medizin davon überzeugt ist, dass Lachen gesund macht, und wir von den Pharmakonzernen mit profitträchtigen Gesundheitsbelehrungen überhäuft werden, sollten wir uns angewöhnen, herzlich zu lachen, und zwar, auf Kosten der Pillenhersteller. Lachen wir international, also zusammen, denn weder hindert uns daran die universale englische Sprache, noch die diplomatische französische, und schon gar nicht die karnevalistisch geübte deutsche Sprache. Auch ein stilles Lächeln bedarf keiner Worte. Lauthals muss nicht sein, aber bevor uns das Lachen für immer im Gesicht stehen bleibt, versuchen wir es mit dem weinenden, und gleichzeitig dann mit dem anderen Auge, dem lachenden.

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