Montag, 31. Oktober 2016

Hi, stay with me - Nicht weglaufen!

After having written some 1050 blogs in German, and a few in English, having received, all together over 400 000 views, worldwide, I now authorize myself to write a blog in two different languages. We'll see what happens. Also, einmal auf Englisch und dann wieder auf Deutsch. Since Brexit, which is a new word for We want to leave the European Union, so much seems to have changed. There  could be over 130 000 Germans in this country. I am one of them. Married, years ago, back in the Black Forest, to a British wife, with, to our own surprise, not too many bureaucratic hurdles. Und immer noch glücklich, obwohl wir im Brexit-England leben. A country, where both immigrants and non-Brexiteers seem to feel less welcome.


And, what do I read in today's Guardian, one of, if not, the best British newspapers? Was steht heute im Guardian? Dass zur Zeit fast 500 jüdische Bürger in England Anträge auf deutsche Staatsbürgerschaft abgeben werden oder abgegeben haben. That up to 500 Jewish citizens will apply this year for German citizenship. Kate Connolly a Guardian correspondent reports from Berlin. Descendants of Jewish citizens have the legal right to apply for German or Austrian citizenship. Only some 25 per year did that before. Brext has changed this. The feeling of belonging to a precise country like UK has somewhat been replaced by a dark assumption of being not welcome anymore.


Having lived for many years with and without my wife Cath in different European countries, and being financially independant, and having a permanent home in Germany, we do not feel the same. How one feels as a Brit in Germany, or as a German in UK, seems relatively simple to understand, and, by the way, the European Union still does exist. But it is most complex to imagine what thoughts go through your head when you are one of the tens of thousands of Jewish refugees or descendants  from Nazi Germany having found generous shelter in this country. And, now after the Brexit vote, where everything seems so uncertain. Was muss durch die Köpfe ehemaliger jüdischer Flüchtlinge und deren Nachfahren gehen, jetzt, nach der Unsicherheit, die das Brexit ausgelöst hat?


What is new in history? Millions of refugees came poring into our wealthy countries, seek shelter and protection. For all sorts of good reasons. I never voted for Angela Merkel, when being in Germany. But what she did when saying "wir schaffen das" (we can do it) signalizing that one million people could come to her country, was a historical welcome, accepted by the entire World. Das hat auch mich nach den Jahren der Judenverfolgung durch die Nazis ein bisschen stolz gemacht. A good decicion of a leading European politician after the outrageous events of the holocaust.


 Lotti Huber was sent to England, then came to Cyprus, died in Berlin. She was a wonderful Jewish writer and actress. 
 When I was four or five, my dear Grandfather, one dark November evening took me to a friend as he explained to me, Herr Neumann. After long (and for a little boy) boring talks, we went home. The next morning Grandfather came home, white in his face, and told Grandmother, not me, that Herr Neumann had shot himself. Almost 70 years passed by, before I asked my 90 year old Aunt whether she remembered a certain Herr Neumann. Oh, yes, said she. He was a friend of my father, a Jew. His wife and 2 daughters had emigrated to the USA, while he was hoping that Hitler's regime would collapse. Nobody had explained anything to the little boy, who did not ask questions.

Dear German descendants of refugees of all sorts, dear descendants of Jewish Germans living in the UK, feeling very British or a bit insecure now after Brexit, feel free to take your decisions as to your new and/or old citizenship, keep in mind, that there are Nigel Farages everywhere. In Germany they are called AfD (Alternative für Deutschland) or PEGIDA or something else. They hate to mention what happened in 1933 and after. They deny any common sense and have to stay a lunatic minority of under 5%, just as UKIP or the French Front National. Just don't care. We other Germans will do everything to let Brexit not degenerate into something destroying the European Union, or letting Germany ever again become hostile to our Jewish co-citizens.


Life in Germany or in UK ist not always easy. But in both countries we have lots to share. Es gibt nichts Gutes, ausser, man tut es! (Erich Kästner). What a difficult blog! Critizise me! Tell me that I am an idiot. But do not think that I am one of those..........




Sonntag, 30. Oktober 2016

Alles halloweent hier. Auch wir!

Es ist wie bei den Jecken. Man versucht, zu entkommen und macht alles noch viel schlimmer. Nicht nur Martin Luther wurde gefeiet, der vor 500 Jahren seine Thesen in Wittenberg anschlug, nein, der unchristliche Teil des Totensonntags gibt sich auch noch besonders scherzhaft. Jedenfalls hier in England, und ganz besonders in Yorkshire, wo deftige Gruselbilder die Kleinen und Großen zu Verkleidungen reizen und dabei alles aufkommt, nur nicht allgemeines Gruseln.


Bald ist wieder der 11. November. Dann gibt es für die leicht pathologischen Narren vom Rhein auch kein Halten mehr, und wir Alltagsnarren in Deutschland wie im Königreich, die wir auch sonst gerne lachen, haben nichts mehr zu sagen. Da muss dem lieben Gott eine Tasse aus dem Schrank gefallen sein. Oder bei uns Un-Narren eine Schraube zu fest eingeschraubt worden sein.

Mojito 
Jedenfalls hatten Cath und ich, zusammen mit Kate und Rob uns bei der Old Hall in Haworth für gestern zum traditionellen Gruselessen angemeldet. Rob und Kate mussten vorher schon aufgeben, und wir waren allein. Keine Hallo-Wienerchen gab es, sondern thematisch bestimmte Flores para los muertos oder sonst etwas rein mexikanisches. Alles war im Gruselstil vorbereitet. Die Bedienung, inklusive Chef, hatte alles zauberhaft ins Unheimliche verwandelt. Mit viel schwarz und
Augenrollen.

Bedienung? 
Meine Nachbarn zur Linken, ein dezentes Völkchen, hatten einen freundlichen, stillen Gentleman mit zwei rotblinkenden Hörnern auf dem Kopf zu ertragen. Man stelle sich vor: ständiges Geblinke bis die Rechnung bezahlt ist. Das ist Humor der dritte Art. Als Apero nahmen wir einen Mojito, an dem wir lange zu saugen hatten. Das Essen war mexikanisch-europäisch-asiatisch, oder, ich habe wieder einmal etwas nicht ganz verstanden. Halloween wird mir ein ewiges Rätsel bleiben.

Bedienung! 
Den Heimweg konnten wir zu Fuss antreten. Im Fernsehen, zuhause, kam noch Strictly Come 
Dancing, ein Tanzwettbewerb mit der wöchentlichen Aussonderung des jeweils schlechtesten Paares.
Der Labourpolitiker Ed hält sich nun schon die 4. Woche, obwohl die 4köpfige Jury aus dem Lachen fast nicht mehr herauskommt. Ed ist einfach eine Nummer. Alle lieben ihn. Auch Strictly Come Dancing war total halloweenverseucht. 

Samstag, 29. Oktober 2016

Aufstand in der Straßenbahn.

Es kam über mich wie eine persönliche Beleidigung. Es ist ein paar Jahre her: ich bestieg die Straßenbahn um auf die andere Donauseite zu kommen. In Wien ist die Tram Teil einer kompletten Infrastruktur, mit U-Bahn, Bussen und reichlich Taxiständen. Dafür wird die österreichische Hauptstadt weltweit gepriesen und Wien seit Jahren die Spitzenstellung für Infrastruktur und Lebensqualität zugewiesen. Was ich zugewiesen bekam, und zwar von einer attraktiven jungen Frau, war ihr Sitzplatz in der Straßenbahn. Bin ich so alt, schaue ich so gebrechlich aus, dass mir ein junges Wesen seinen Sitzplatz anbietet? Meine erste Reaktion war beleidigte Ablehnung. Dann nahm ich den Platz dankbar an, indem ich etwas süßsäuerlich behauptete, ich sei zwar schon über 90, sähe aber doch hoffentlich viel jünger aus. Wer älter wird, muss früher oder später mit solchen freundlichen Katastrophen rechnen.

Can I help you? 
Die Achtung vor dem Alter, wie sie in Ländern mit etwas archaischer Lebensweise immer noch schön zu beobachten ist, wird dort den ganz Kleinen schon beigebracht. Mit Verwunderung sah ich einen der letzten, die sich dieses Vorrecht am falschen Ort sichern wollte. Wir saßen in einer Maschine der Turkish Airlines. Der Flug brachte uns vom nordzyprischen Ercat nach Istanbul. Der etwas bäuerlich wirkende Passagier, vielleicht zum erstenmal im Flugzeug, zündete sich eine Zigarette an. Rauchen verboten war damals schon überall in Flugzeugen die Regel. Die junge, feundliche Stewardess kam sofort und forderte den Mann auf, das Rauchen einzustellen. Der Mann beachtete das nicht. So ein junges Ding - und auch noch ein Mädchen - hatte kein Recht, ihm Vorschriften zu machen. Erst als der Kopilot kam und unmissverständlich seiner Autorität Geltung verschaffte, gab der Alte nach.


In Frankreich erlebte ich dann, dass eine Mutter in der Metro dem Töchterchen angesichts einer stehenden alten Dame sagte, du musst nicht aufstehen,  es ist dein Recht, sitzen zu bleiben. Als ich ihr als Erwachsener meinen Platz anbot, wurde das ohne jede Scham als selbstverständlich quittiert. Unterschiedliche Kulturen? Eher Unkultur, würde ich empfinden. Es scheint noch kleine Inselchen der Austehhöflichkeit zu geben. In Osteuropa, zum Beispiel. Aber auch in Großbritannien, wo wir leben (Yorkshire) habe ich es noch erlebt. Allerdings könnte es sich eher um nostalgische Erwachsene handeln, denn Kinder scheinen nicht mehr zu den Objekten dieser Erziehungspraxis zu gehören.

Can I help you? 
Ist es die Achtung vor dem Alter, die Verehrung von betagten Menschen, die verloren gegangen sind?   Ist es der um sich greifende Egoismus, der das bewirkt? Der allgemeine Materialismus? Wie schön ist die selbstlose Höflchkeit. Sie kostet nichts und macht immer Freude. Dabei ist das gute Beispiel wichtig. Damit wird der gebeutelten Gesellschaft mitgeteilt, dass es noch Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit gibt. Was andere denken, ist doch herzlich egal.










Donnerstag, 27. Oktober 2016

Hurra, es ist vorbei! What comes next?

Seltsame Träume trieben mich letzte Nacht um. Oder war es die Nacht davor? Freunde waren vom Strand zurückgekommen. Sie forderten mich auf, mit ihnen essen zu gehen. Ich kannte sie, konnte jedoch nicht sagen, wer sie waren und um welchen Strand es sich handelte. Ich wachte auf und befand mich alleine im Bett. Es war der Hunger, der sich meldete. Wo bin ich? ging es mir durch den Kopf. Kein Husten? Keine Kopfschmerzen mehr? Ich musste nießen. Einmal, zweimal, dann die Nase putzen.


Allmählich kehrte ich in die Realität zurück: es war 9 Uhr 30. Ich hatte 2 Wochen lang eine widerliche Erkältung, mit Schüttelfrösten, Fieberattacken und Hustenanfällen. Heute fühlte ich, dass es mir besser geht. Cath war in ihrem Arbeitszimmer, vermute ich, und widmete sich ihrer Friedensforschung. Da entdeckte ich sie, die Tasse Tee an meinem Bett, die Cath mir ebenso unbemerkt wie liebevoll hingestellt hatte. Das hat sie noch nie getan, dachte ich und ließ ein Gefühl der Dankbarkeit in mir wach werden. Hühnersuppe, schoss es mir durch den Kopf. Bei Erkältung machte Mama mir immer eine Hühnerbrühe, mit der magischen Wirkung von Sättigung und Besserfühlen zugleich.

Yorkshire:Teekultur und Hühnerbrühe 
Doch hier in Yorkshire, bringt man dem kranken Mann (nicht nur am Bosporus) einen Tee ans Bett. Zu normalen Zeiten ist es meist der Mann, der den Tee bringt und damit beweist, dass er das Wesentliche an der englischen Teekultur verstanden hat: Vertrautheit herstellen, Flüssigkeit zuführen, den Tag einleiten und männliche Umsorgung symbolisch gedeihen zu lassen. Damit hat der Mann dann schlagartig seine Pflichten erfüllt, obwohl das mit der Kultur ein wenig an den Haaren herbeigeholt scheint.

Tee am Bosporus 
Diese Erkältung, so vermute ich, ist überstanden. Bei meinem Vater war damit immer ein Drama verbunden. Männer werden nicht krank, behauptete er. Wenn es ihn jedoch erwischte, gab es nichts anderes mehr. Bei mir war es ähnlich, so fürchte ich, wofür ich mich ein wenig schäme. Da kommt Cath herein, zieht die Vorhänge auf und gibt den Blick auf den Baum frei, dessen Äste im herbstlichen Wind heftig hin- und hergerissen werden. Da erst entdecke ich ihre mütterliche Fürsorge, in Form einer Tasse dampfender Hühnerbrühe, die vor mir aufgebaut wird. Manchmal ist es einfach nur schön, etwas erkältet zu sein. Morgen, so darf ich hoffen, werde ich derjenige sein, der wieder hustenfrei frühmorgens Tee an ihr Bett stellt. Liebevoll, versteht sich.


























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Mittwoch, 26. Oktober 2016

Yorkshire Tagebuch - 14 - heute ist der Teufel los.

Das Werberadio Classic FM dudelt vor sich hin. Mehr Werbung als Classic. Doch jetzt wird eine Laudatio von Mozart abgespielt. Die Getragenheit des Soprans lässt mich sofort aus dem Fenster blicken. Ja, es hat geregnet. Jetzt kommt eine blasse Herbstsonne durch. Warum tut ihr das, frage ich mich still. Da kommt Cath die Treppe herunter und erkundigt sich, etwas scheinheilig, nach meiner Erkältung. Dass ich die ganze Nacht gehustet habe, scheint sie zu ignorieren. Es geht mir dreckig. Es kommt bei Männern oft vor, dass man meint, die Welt gehe unter. Mein Papiertaschentüchervorratsdenken hat einen Knacks bekommen. Cath, heute benötige ich ein Riesenpaket Kleenex, sonst sterbe ich.



Kein Wunder, dass ich mich am frühen Morgen zuerst den ARD Tagesthemen von gestern zuwende. Der Rechner macht es möglich. Der Moderator ist neu aus den USA zurückgekommen. Ingo Zamperoni oder so. Kann es sein, dass ihm jemand gesagt hat, er sei schön? Ich würde das meinem größten Feind nicht wünschen, denn das wissende In-Falten-legen-der-Stirn lässt sein Lächeln noch sieghafter erscheinen. Es erinnert jedoch ein wenig an das von Dschordsch Dabbelju Bush. Wie
schrecklich!


Es ging um den VW-Betrug mit den Dieselautos. In Deutschland ging ein Kläger vorerst leer aus und sieht keinen Pfennig. Er könne seinen Diesel ja weiter fahren. In den USA wurden von VW gerade 13 Milliarden € hingeblättert, um die amerikanische Geldfressmaschine zu füttern. Ein US Gericht hatte diesem Kompromiss selbstverständlich zugestimmt. Andererseits, so erfährt man, sei Deutschland gut plaziert, um das elektro-gesteuerte Auto auf den Markt zu bringen. Überhaupt seien die wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland optimistisch zu bewerten. Bauboom und Aufschwung, beides auf dem Vormarsch.


Jetzt wird wieder das Prélude à l'après-midi d'un faune bei Classic FM abgespielt. Bei Debussy kann man fast nichts kaputtmachen. Der ARD-Wissenschaftskorrespondent Rangar Yogeshwar, ein kluger Fernseh-Liebling, schon seit Jahren, berichtete noch von den möglichen Folgen der Einführung künstlicher Intelligenz in unser Leben. Das hat mir gerade noch gefehlt. Der Mensch müsse weniger schuften, aber für die Konzentration von Macht und Geld könnten keine Prognosen abgegeben werden. Auch nicht für eventuelle Massenarbeitslosigkeit. Ein kluges Kerlchen war Rangar schon immer. Er weiß, warum Christbäume explodieren und was die NSA so treibt.

Immer wieder eine Freude, ihn anzuschaun! 
Hier in Nord-Yorkshire, zwischen Leeds und Bradford, scheint jetzt die Sonne. Wir haben es nicht verdient. Der unsägliche Außenminister, Boris Johnson, wird gezeigt, wie er sich (gestern) gegen eine neue Startbahn des Londoner Flughafens Heathrow outet. New York sei die Stadt der Wolkenkratzer, Paris die Stadt der Lichter. Solle London die Stadt der Flugzeuge werden? Ein typischer Boris-Unsinn. Joaquin Rodrigo hat das Concierto de Aranjuez eigens für Boris komponiert, so scheint es, damit dieser seine Platitüden abladen kann. Dabei winkt er in eine Richtung, ohne dort hinzuschauen. Wie nervös dieser Brexitmensch ist.

Trump ist mir Gottseidank heute noch nicht eingefallen! 
Das war mein deutscher Tag. Bevor der Nussknacker-Marsch von Tschaikovsky zu Ende geht, werde ich mir einen Yorkshire Tee machen und hoffen, dass die Donnertagsleerung der grauen Tonnen bald abgeschlossen ist, denn der Lärm von der Straße wird mir allmählich zu viel. 

Dienstag, 25. Oktober 2016

NSA, CIA, BND und der Rest

Die amerikanische NSA unterhält, ganz in unserer Nähe in Nordyorshire,  ein Spionagezentrum, das jeder fotographieren darf, über das man aber so gut wie nichts erfährt. Als vor Jahren Angela Merkel und einige andere erfahren mussten, dass ihre Mobilfone abgehört wurden, war die irritierende Reaktion: aber das geht gar nicht. Dann wurde ein wenig untersucht. Dementiert und verkackeiert, bis wieder Stille eingetreten war. Inzwischen sollen wir glauben, dass nichts dergleichen mehr geschieht. Wir glauben also an den Weihnachtsmann. Seit Anfang der Achtzigerjahre dient die Abhör-Anlage in Bad Aibling der sogenannten elektronischen Kommunikation, weltweit. Weiß der Hugo, was die NSA unter diesem Schwafel konkret meint.


Das Hauptquartier der US-Armee in Wiesbaden wird ausgebaut und soll der NSA, sowie anderen Schnüfflern künftig zur Verfügung stehen.  Wofür eigentlich? Wurde Edward Snowden rehabilitiert, oder gilt er den Amerikanern immer noch als Verräter und Krimineller und Datendieb? Mit einem Intelligenzgrad von 145 IQ kann man ihm zutrauen, etwas von seinem Tun bei der CIA und dann bei NSA verstanden zu haben. Er floh nach Russland, wo er immer noch Asyl erhält. Tausende von Unterlagen, als geheim eingestuft, soll er an Medien weitergegeben haben. DER SPIEGEL, The Guardian, The New York Times haben über seinen "Verrat" berichtet. Die Weltöffentlichkeit und Angela Merkel waren empört über so viel Frechheit einer amerikanischen Behörde.


Inzwischen wurde nach Möglichkeit herunter gestapelt. Es hat nichts stattgefunden und auf dem Gebiet des weltweiten Schnüffelns müssen wir Normalbürger uns mit der Grabesruhe abfinden, die die Schnüffler sich selbst verordnet haben. Unsere Regierungen sind die Komplizen, die sich gegengseitig die Schuld, wofür eigentlich? zuschieben. Dabei müssen wir Edward Snowden unendlich dankbar sein, dass er diese Spionage-Furunkel zum Platzen gebracht hat. Doch sind natürlich weitere Enthüllungen nötig, um endlich den Regierungen klar zu machen, dass die Daten und die Privatsphäre der Bürger zu schützen sind.


In der Nähe von Harrogate in Nord Yorkshire steht die Satelliten-Bodenstation Menwith Hill, eine alte Anlage aus den Fünfzigerjahren, die von der British Royal Airforce und der American Airforce gemeinsam betrieben wird. Auftrag: Flugkörper aufzuspüren. Dabei werden auch jede Menge Daten aus dem Internet abgerufen, E-Mails und Telefongespräche entnommen. Niemand erfährt nichts Genaues.  Das nennen sie hier: Global Electronic Surveillance System.


Was muss noch geschehen, um diese zynische und wahrscheinlich total unnötige und illegale Beschnüffelung der Menschen beenden zu können? Die Arroganz der Machthabenden kann man täglich im Kleinen erleben. Ich habe es vorwärts und rückwärts ausprobiert. 2010 fing ich mit dem Bloggen an. Inzwischen haben sich über 1000 Blogs zu allen Themen angesammelt . Darunter auch kritische Blogs, die sich vehement gegen Spionagedienste richten.  Wenn sich ein Wort wie USA, NSA, CIA oder BND im Titel befindet, kommt der erste Klick, sogar mitten in der Nacht aus den USA, vielleicht sogar aus Großbritannien? Who knows? Bei Blogs über die badische Dampfnudel oder die Orgasmus-Entdeckung durch Hildegard von Bingen, kann es einige Minuten dauern, bis ich "erfasst" werde. Soll ich darauf stolz sein? Ich denke nicht daran.

Himmel un Ääd: die Schweitzer kocht vor Wut.

Leichenschmaus, Kirschtote, Mordstafel und Eisbombe, vier von Brigitte Glasers Esskrimis habe ich genüsslich gelesen. Dann entstand eine dreijährige Pause, wo Cath und ich in Wien lebten. Dort kann man auch gut essen. Hier, in Yorkshire/Nordengland, sind wir seit Anfang 2016 fest verankert. Yorkshire Pudding ist das Nationalgericht, eher eine Beilage, die viele hier längst durch experimentelle Schmankerl aus aller Welt ersetzt haben. Nein, eine Essprovinz muss nicht immer kulinarisches Brachland sein, und ein Lammcurry kann auch hier gut schmecken.

Yorkshire Lammcurry an Mintsauce? 
Ich sitze in Haworth/Keighley am - mehr als herbstlichen - Morgen und lese in Brigitte Glasers Köln-Krimi Himmel un Ääd, den Cath auf Deutsch vor mich hingelegt hatte, wahrscheinlich, um mich über eine jesusmäßige Erkältung hinwegzutrösten. Ich sage jesusmäßig, weil dieses naughty word in meiner badischen Heimat gerne gebraucht wird. Die Katharina Schweitzer, eine gestandene Krimiköchin, arbeitet in Köln, wo sie mit ihrem Wiener Freund Ecki ein Spitzenrestaurant betreibt. Oder betrieb? Wer weiß! Sie preist das Kölner Wetter. Seit 2 Wochen nur Sonnenschein. Kein Wölkchen am Himmel. In Yorkshire hängen sie drohend am Himmel. Sonne wird nur in kleinen Dosen verabreicht.


Nie würde ich einer Krimi-Autorin die Suppe verderben, indem ich meinen Lesern den Ausgang ihrer Geschichte verrate. Bei Himmel un Ääd mache ich insofern eine Ausnahme, als ich intensiv auf ihre Herkunft und Kochleidenschaft eingehe. Nicht nur liebt sie, ganz wie ich, ihre badische Heimat, nein, sie preist ein kleines kulinarisches Blümelein, die bescheiden köchelnde badische Küche, von der auch ich etwas zu verstehen glaube. Schließlich haben Cath und ich in Durbach/Baden geheiratet. Die englische Verwandtschaft entdeckte dort die badische Schneckensuppe, die Kratzede, die gebratene Gänseleber als Vorspeise, den badischen Sauerbraten und die Markklößchensuppe. Und den badischen Wein. Der Guide Michelin hat dort wenig zu suchen. Hier herrschen die Chefs, deren Klienten diskret aus dem Elsaß anreisen, um am Sonntag badisches Essen zu genießen. Einen extra Stern wollen sie nicht.


Als ich Kind war, herrschte meine Mama als unumstrittene Köchin im Hause. Die Gemüse, das Obst, die Radieschen und alles andere kam aus unserem Garten. Ich durfte  es oft aussuchen und daran riechen. Das war in der Nähe von Karsruhe. Später verlief mein Weg von West nach Ost: Paris, Straßburg, Oberkirch, Sprung nach Wien. Kulinarisch gesehen, eine west-östliche Reise, die jedoch nicht nach Köln führte. Deshalb lese ich jetzt Brigitte Glasers Köln-Krimi. Ihr Esstempel heißt Weiße Lilie. Ihre Wurzeln aber ruhen sanft in Baden (Offenburg, Freiburg, Öhnsbach, Mösbach). Ihr Resto liegt irgendwo westrheinisch.

Brigitte Glaser 
Katharina, du und ich haben viel gemeinsam. Die Liebe für die badische Küche, (Studium in Freiburg), die sonnigen Hänge des mittleren Schwarzwaldes, eine detaillierte Vorliebe für das Köstliche, sogar Paris- und Brüsselerfahrung mit Mort subite und allem Pipapo. Zuletzt, die österreiche Küche, die Ecki so liebt. Dann die, wie soll ich sagen, Hinwendung zum anderen Geschlecht. Du liebst die Männer und schreckst auch nicht vor einem Zwischenspiel mit deinem Exfreund Taifun zurück, der immer noch leicht nach Zimt riecht. Ich erschrecke auch nicht, wenn sich ein interessierter weiblicher Blick auf mich richtet.

Im Taj Mahal Palace in Mumbay isst man auch ganz gut! 
Jetzt muss ich weiterlesen. Ich bespreche Brigitte Glasers Krimi und weiß nicht einmal, wie es weitergeht. War Minka eine Schlampe? Wird Ecki zurückkehren? Warum ist Kommissar Brandt so nett? Wird Katharina den Waldmeister richtig zubereiten? Ich wüsste gerne, wie. Wird sie den Mietvertrag endlich unterzeichnen? Die Weiße Lilie retten können? Fragen über Fragen. Brigitte, schon wegen des kulinarischen Nebenschauplatzes kann ich dir eine Höchstnote erteilen. Das Schöne an diesem Krimi ist, dass er den Leser sättigt und dann ruhig einschlafen lässt, während Katharina Schweitzer sich verständlicherweise in ihrem Bett wälzt und versucht, ihr empörtes Herz zu beruhigen. Bei mir ist es nur eine banale Erkältung. Ach, hätte ich doch ein Glas Durbacher Clevener-Traminer oder eine Hex vom Dasenstein. Da fällt mir ein, dass noch eine Flasche Riesling Spätlese von Angelika in Tiergarten im Kühlschrank steht. Der Tag ist gerettet.


Montag, 24. Oktober 2016

Als das Fernsehen laufen lernte.

Mein Opa war 80, und das Deutsche Fernsehen noch schwarz-weiß. Die Englische Königin fuhr in der Kutsche zu ihrer Krönung. Ihr großer Tag wurde 1953 auch nach Deutschland übertragen. Es war  damals das größte internationale Fernsehereignis, wenn man von den Olympischen Spielen 1936 in Berlin einmal absieht, wo über 160000 zahlende Besucher in den sogenannten Fernsehstuben die Spiele verfolgen konnten.

Neunzig und voll in Farbe 
Bis zum Massenfarbfernsehen war noch ein weiter Weg. Das Satellitenfernsehen hatte den Erdball noch nicht in ein einziges Fernsehstudio umgewandelt. Übertragungen aus der Tiefe des Weltalls haben inzwischen auch schon stattgefunden. Und in diesem Jahr (2016) konnten Milliarden von Zuschauern weltweit einer fröhlichen Neunzigjährigen bei der Geburtstagsfahrt durch London zuschauen. Welchen Hut sie dabei trug, wird sie vielleicht selbst nicht mehr wissen.


Mein Opa hatte eines der ersten schwarzweißen Tischgeräte für 1046 DM geschenkt bekommen. Er schaute Tagesschau im Deutschen Fernsehen und schaltete das Gerät erst ab, wenn das Programm zuende war und sich weißer Schnee über den Bildschirm ausbreitete. Ich war als freier Reporter im Südwestfunk in Baden-Baden tätig, als bereits für das Farbprogramm "vorproduziert" wurde und das ZDF seine Ausstrahlungen gerade begann. Mein Honorar betrug etwa 300 DM pro gesendeter Minute. Damit konnte ich gut leben. Bald tauchten Showtalente wie Rudi Carrell und Frank Elstner auf, die damals zu den Größten Unterhaltern gehörten. Rudi hatte ich relativ gut gekannt. Ich traf ihn in Köln und führte ihn im Europarat in Straßburg herum. Ein natürliches Talent, das man gerne zum Freund hatte.

Kennen Sie Spass? 
Als das Fernsehen das Laufen lernte, herrschten noch eherne Grundsätze: Fernsehen sollte informieren und unterhalten. Die Erziehungsrolle wollte man damals nicht richtig anerkennen, obwohl es schon früh entsprechende Sendungen gab. Auch die historische Dimension war noch etwas unterentwickelt. Je älter das Fernsehen wurde, desto leichter war zu erkennen, dass historische Bilder am Bedeutung gewinnen würden. Die Werbung, mit ihren schleichenden Tricks und aufdringlichen Anmaßungen wurde erst mit den privaten Sendern zum Problem. Wer möchte heute einen interessanten Beitrag oder gar einen Krimi hundertmal durch das Gelabere der Werbefritzen unterbrochen sehen? Manche sprechen vom Niedergang des einst seriösen Fernsehens. Dazu gehört, dass manche Sprecher schon ungebildet daherkommen: Sie sagen: umso umso, statt je desto, und ich friere, weil ich habe den Mantel vergessen. Niedergang also auf der ganzen Linie.

Auf den Braun konnte man immer stolz sein 
Umso mehr gelabert wird, umso mehr Sendezeit scheint zur Verfügung zu stehen. Außerdem sagen sie ungehemmt und unwissend Tschikago, statt Schikago und Tschurnalist, statt Schurnalist. Alte Schule hat auch Vorteile. Die Geschichte dieses allwesenden und alles beherrschenden Mediums ist sehr verworren. Gerne würden die Briten, die Deutschen und die Amerikaner sich die Feder des Erfinders an den Hut stecken. So einfach ist es nicht. Verschiedene Zeitrahmen und Techniken in verschiedenen Ländern trugen zum Entstehen des Fernsehen bei. Sogar Frankreich und Ungarn waren daran beteiligt. Auch die Niederlande.


Von der Bildzerlegung und -wiedergabe bis zum Massenmedium, über Satelliten- und Kabelfernsehen haben so viele Visionäre, Techniker und Elektroniker, sowie Politiker und Kreditgeber mitgewirkt, sodass eine genetische Vaterschaft nicht genau festzustellen ist. Man könnte die Anfänge sogar bis ins 19. Jahrhundert zurück verfolgen, ohne den Urvater zu finden. Sogar beim Massenverkehrsmittel Auto mussten zuerst das Rad, Kupplung und Bremse erfunden werden, bevor Bertha Benz von Mannheim nach Pforzheim die erste Testfahrt machen konnte. Den ersten Führerschein der Welt (Fahrerlaubnis) erhielt Karl/Carl 1888. Wenige Tage später fuhr Bertha los. So kann gesagt werden, dass auch das Fernsehen von Anfang an eine recht komplizierte internationale Koproduktion war.


Sonntag, 23. Oktober 2016

Ich denk ich spinne!

Die Spinne, dein Freund und Helfer? So weit wollen wir zunächst nicht gehen. Die Meisten Menschen überfällt schon im Kindesalter eine instinktive Angst, wenn sie - unvermutet - eine Spinne sehen. Diese kleinen Tierchen scheinen nicht in unsere Welt zu passen, rennen sie doch sofort davon, wenn wir uns nähern. Die Frage, wieviele Beine eine Spinne hat, kann kaum jemand beantworten. In der Darstellung bekommen sie regelmäßig 6 Beine verpasst, während sie, bei genauem Hinschauen, über 8 Spinnenbeine verfügt, oder doch nur 6? Auch damit kann man schnell rennen, wenn es darauf ankommt.

Unsere Hausspinne 
Zwischen 1910 und 1919 gab es mehrere deutsche Stummfilme unter dem Titel Die Spinne. Andere machten es nach. Könnte es die Faszination des Spinnennetzes sein, in dessen Irrgarten sich die Opfer verfangen, bevor sie von der lauernden Spinne gefressen werden? Wir können es nur vermuten oder ahnen. Die erste deutsche Erzählung zum Thema Spinne war von Hanns Heinz Ewers, 1910, und hieß natürlich Die Spinne. Dann kam der amerikanische Hegemonialanspruch unter der Comicbezeichnung Spider-Man, und Superman. Die moderne Gesellschaft brauchte plötzlich solche Helden.


Ich sauge mir diesen Superhelden mal aus den Nägeln. Einen Film mit ihm habe ich nie gesehen, mir jedoch immer vorgestellt, dass seine überirdischen Kräfte zu vielem gut waren. Ein Frauenliebhaber im eigentlichen Sinn war er nicht gerade, aber männerfreundliche Neigungen wären im "sauberen" Amerika auch nicht vorstellbar gewesen. So bleibt Spider-Man für mich ein etwas bulliges Wesen, das seine eigentliche Berufung noch nicht gefunden hat.


Wir müssen zurück zur Spinne. An unserem Fenster, in der Morgensonne, sah ich ein Spinnchen im Netz herum krabbeln und Jagd auf ein kleines Frühstücksopfer machen. Sind Spinnen Raubtiere? Schlimmer als das. Das männliche Tier ist bekanntlich kleiner als das weibliche, das nach der (glücklichen?) Paarung vom Weibchen manchmal aufgefressen wird. Damit hat die Schwarze Witwe sich zur Witwe gemacht und kann nun unbeschwert und, hübsch wie sie ist, zurück zum Markt um sich ein neues Männchenangebot zu holen.

Unser Hausspinnchen auf der Jagd 
Keine Angst, die Giftigkeit der Giftspinnen ist sehr begrenzt. Die meisten sind harmlos, ihr Gift eher ungefährlich. Doch vor dem Ammen-Dornfinger wird gewarnt. Wird er bedrängt, beißt er zu. Am besten, man ergreift selbst die Flucht. Er ist aus Südeuropa zugewandert und jetzt vor allem in Berlin zuhause. Auch vor den anderen Gliederfüßlern kann gewarnt werden: Webspinne, Weberknecht, Skorpion, Milbe und Zecken. Wie der Volksmund raunt: Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen. Die mit Bananentransporten angereiste Vogelspinne darf auch zu den Angstmachern gezählt werden. Sonst ist die Spinne eher klein und nützlich. Sie frisst Insekten weg.

Schwarze Witwen??? 
Das bei uns im Hause lebende Spinnlein hat jetzt sein Opfer verzehrt und ruht genüsslich aus. Die andere Hausspinne hat sich nicht mehr blicken lassen. Ich hoffe, dass sie kräftig auf Insektenjagd geht und sich so schnell nicht mehr blicken lässt. Im Spanischen gibt es ein süßes Kinderlied: Un elefante se balanceaba.... Ein Elefant schaukelte in einem Spinnennetz. Als er sah, dass es ihn aushielt, ging er und holte noch einen Kameraden. Das Lied endet erst, wenn er mit unzähligen anderen Elefanten im Netz baumelt. Glückliche spanische Kindheit.

Von einer Wäschespinne habe ich auch schon gehört. Und von der Schrottspinne. Letztere greift am Schrottplatz den Schrott, der dann verschrottet wird. Ich denk' ich spinne. 

Samstag, 22. Oktober 2016

Ich mach das mit links.

Meine erste Lehrerin hieß Fräulein Dittmar. Ich liebte sie, und merkte später, dass ich Lehrerinnen überaupt mehr mochte als Lehrer. Frl. Dittmar war schon etwas älter. Ich in der ersten Klasse. Sie fragte, wer schon lesen und schreiben könne. Als ich die linke Hand hob, wählte sie mich aus, an die Tafel zu gehen und den Buchstaben a zu schreiben. Wie ein Raubtier stürzte ich mich auf die beiden weißen Kreidestücke und malte mit beiden Händen gleichzeitig je ein perfektes a. Dann wurde ich liebevoll auf die harte Realität des Lebens hingewiesen. Nimm die schöne Hand, das genügt. Die andere brauchst du nicht, sagte sie, um für die ganze Klasse ein für allemal klarzustellen, dass die rechte Hand die gute ist. Ich hatte verstanden.

Linkshänder 
Warum erlaubten mir meine Eltern zuhause, mit beiden Händen zu malen und zu kritzeln? Ich hatte verstanden, dass wir in einer Art Illegalität leben mussten, bis mir mein Vater sagte: du bist beidhändig und musst dich entscheiden. Geschrieben wird mit der rechten Hand. Leichte Zweifel über die Rechtmäßigkeit unseres Tuns müssen mich damals überkommen haben. Vielleicht auch ein erster Schub von Toreranz gegenüber allgemeinen Gebrechlichkeiten wie Bettnässen, Loch in den Strümpfen oder Schweißgeruch. Da es gegen alles ein Mittelchen gibt, gewöhnte ich mir an, die linke Hand etwas, aber nicht vollständig, zu vernachlässigen.


Später im Leben stellte ich fest, dass ich Zigaretten beim Rauchen immer in der linken Hand hielt. Fussball spielte ich schlecht, aber mit links. Mein fussballerisches Vorbild war Pele, der allerdings beidfüssig spielen konnte. Man muss nicht intim werden, um zu erkennen, dass Menschen vieles lieber mit der Linken tun, als mit der Rechten, oder vielleicht auch garnicht. Dass mein Herz eher links schlägt, glaube ich zu wissen. Ein Schimpanse, der sein Kleines an der linken Hand spazieren führt, oder an der rechten, ist für mich OK. Es ist die Entscheidung, links oder rechts, auf die es ankommt. Wieso sind nur 15% der Europäer Linkshänder? Albert Einstein war es, und Charlie Chaplin. Auch berühmte Maler wie Paul Klee, wenn ich mich recht erinnere. Von den letzten 5 amerikanischen Präsidenten war nur einer Rechtshänder. Aber welcher?

Obama macht alles mit links 
Linke Geschäfte machen könnte auch der neue US-Präsident, sollte er Donald Trump heißen. Ihm würde ich alles unterstellen, ohne genau hinzuschauen. Da viele unter den Hochbegabten und Künstlern Linkshänder sind, schlage ich mich als Beidhänder gerne auf deren Seite, wobei man akzeptieren muss, dass sie eine unleserliche Handschrift haben, also eine schreckliche "Klaue". Bei den Höhlenmalern, die vor über einer Million Jahren schon Höhlenkunst betrieben, gab es schon Linkshänder, soviel weiß man. Und im heutigen Mutterleib kann man mühelos ermitteln, dass Linkshänder ist, wer den linken Daumen im emryonalen Mund stecken hat.


Warum bei eineiigen Zwillingen über 80% die gleiche "Händigkeit" haben, leuchtet ein. Aber, warum bein Eingriff in die männliche Unterhose schon beim Kauf durch die Mama darauf geachtet werden muss, dass das Stück links- oder rechtsauslegend zu sein hat, kann nur ich als Mann verstehen. Frauen geht das eigentlich nichts an. Dass es mehr linksgestrickte Männer als Frauen gibt, muss ein Rätsel bleiben. Und dass alle (es muss wiederholt werden: ALLE) Polarbären Linkshänder sind, sollte die Forscher auf diesem Gebiet intensiv beschäftigen. Und, warum wird auf uns ein wenig herab geschaut, nur weil wir die eine und nicht die andere Hand benutzen? Ich, als Beidhänder, bin da fein raus, fast privilegiert. 

Freitag, 21. Oktober 2016

Das Internet ist an allem schuld.

Es fördert als Nebenprodukt zutage, dass der Deutsche heute seine Rechtschreibung selbst gestalten kann. Nich das ich edwas dadegn häte, doch manchmal leidet die Klarheit darunter, vor allem politisch. Der Schreiber enthüllt sich vor aller Welt. Wenn dann seine Ansichten noch etwas einfach gestrickt sind (Merkel muss weg. Wir sind das Volk. Ausländer raus. Muslimischer Hintergrund. Völkisch versifft etc.), möchte der halbwegs Gebildete nicht einfach schweigen, und der politisch ins Faseln Abgleitende neue Regeln erstellen. Das führt zu Shitstorm und Hasszunamis, wie wir sie rund um die AfD und die anderen kennen.


Echte Politiker, wenn sie von sogenannten Altparteien kommen, als Lügner und Leugner, beschimpft, nicht weil es unbedingt stimmt, sondern weil das Internet grenzenlos geduldig ist. Man kann jedem alles anhängen. Doch geschichtliche Tatsachen bleiben, was sie schon immer waren. So kann der Holocaust nicht geleugnet werden. Dass Adolf Hitler schöne blaue Augen hatte, behauptet kein Historiker. Es wäre auch banale Nebensache. Aber, dass er ein Verbrecher war, warum verschweigen das manche? Napoleon, ein Held? Ja, für viele Franzosen. Doch sonst: eher ein rücksichtsloser Eroberer. Doch, was hat Marine Le Pen dazu zu sagen? Ich will es nicht wissen.

Marine Le Pen: Wie der Vater, so die Tochter 
Im Internet lernt man heute sehr viel. Alle nutzen es, auch über nationale und sprachliche Grenzen hinweg. Dazu gehört auch das Foto, das wie selbstverständlich heute alles beherrscht. Wenn in Syrien oder Afghanistan jemand enthauptet wird, will man, bitteschön, auch das passende Foto sehen. Die völlig Unbedarften unter uns möchten glauben, was da täglich auf uns einrieselt. Früher haben Schulen, Kirchen, Großmütter und Kaffeekränzchen verordnet, was stimmt und was nicht. Wieviele schauen bei Facebook permanent die fantasiehaltigen Äußerungen einer Beatrix von Storch oder Frauke Petry an? Wird dieser Brei aus Lügen, Halbwahrheiten und Gefühlsheucheleien dadurch zur Wahrheit?

Ins Internet gespült 
Ich weiß nicht, wer an dieser Misere die größte Schuld trägt. Sicherlich stößt das allumfassende  Internet weltweit auf erhebliche moralische und intellektuelle Defizite, aus denen uns gegenwärtig keiner  zu erlösen vermag. Die Welle von Hass und Dummheit lässt sich hier am schnellsten verbreiten. Beispiel: Der "Untergang Deutschlands" ist zur Zeit die eine Seite, eine völlig an den Haaren herbeigezogene Massenangstmache. Eine andere, der groteske Wahlkampf eines Donald Trump, von dem vor kurzem die meisten Menschen noch nie etwas gehört hatten, und der hoffentlich nicht gewählt wird.


Wir wissen, dass unsere politischen Parteien, die ja einen Auftrag haben, nicht sehr seriös sind. Sie vernebeln gerne, und das wütender werdende Volk muss Farbe bekennen und Missstände beleuchten. Das nutzen auch manche Medien, deren Urauftrag ist, die Wahrheit zu finden und dann auch zu sagen. Stattdessen geht es vielen um Einschaltquoten und Verkaufsauflagen, und nicht zu vergessen, um Werbeeinnahmen. Der Kampf der wirtschaftlichen Interessen wird zwar verhüllt, doch unerbittlich geführt. Die Parteien sind zu passiv und anfällig für Lobbys.


Da das Internet heute unser Leben bestimmt (siehe das Herumgetippe an I-pads und Rechnern in U-Bahn, Bus und auf Parkbänken, schon bei Minderjährigen), müssen wir daran arbeiten, wieder Ordnung in unser Tun zu bringen. Was geht, und was geht nicht? Gibt es im Bereich zwischen Bereicherung und Diebstahl, zwischen Mord und Nächstenliebe noch genügend Luft zum atmen? Können wir Hasskampagnen noch zum Schweigen bringen? Sind Musik, Poesie, Romantik und Menschenfreundlichkeit im Internet noch gefragt? Müssen wir böse werden, um die Eroberung des sozialen Netztes durch primitive Kräfte zu bekämpfen? Wir brauchen einen international gültigen Knigge*, der uns sagt, wo's langgeht. Politiker von Alt- und Neuparteien, Ihr seid gefragt. Und bitte, keine Neonazis. Das hatten wir schon.


*Freiherr von Knigge soll einmal Anstandsregeln für unsere Gesellschaft erstellt haben.





Donnerstag, 20. Oktober 2016

Hallo, Wien! Halloween, in Yorkshire.

Ich weiß nicht, was mich gepackt hat, aber dieses Halloween mit seinen abenteuerlichen Schreibweisen, ist mir nicht geheuer. Wir kamen dazu wie die Jungfrau zum Kind. Die Ursprünge scheinen aus Irland und/oder Wales zu kommen. Keltische Anfänge, in heidnischen Urzeiten? Heute soll es vor allem Kindern das Gruseln lehren. Und Erwachsenen derben Spaß bereiten. Häuser und Fassaden werden geschmückt. Viele empfinden tiefe Gefühle. Hier in Großbritannien scheint Halloween verankert, wie der Karneval im Rheinland. Auch etwas protestantisch.


Ich habe mir sagen lassen, dass traditionell katholische Länder wie Österreich mit Halloween nichts am Hut haben. Dennoch gibt es Ende Oktober auch in den römisch belasteten Ländern so etwas wie Halloween, nämlich den Totensonntag, der allerdings eher zur Stille als zum Klamauk anregt. Man gedenkt der Verstorbenen, mit Blumen, Kränzen, Kerzen und Gebeten. In den drei vergangenen Jahren unseres Lebens in Wien, ist mir außer dem Totengedenken nichts derartiges aufgefallen.

Grusel grusel 
Höchstens konnte man einem ausgehöhlten Kürbis begegnen. Zum echten Gruseleffekt für Kinder konnte bei Anbruch der Dunkelheit auch schon mal eine Kerze im Kürbis brennen. Natürlich hat die amerikanische Trumpveräppelungsindustrie längst zugeschlagen: Masken des gruseligen US-Präsidentschaftskandidaten Trump stehen allenthalben zum Verkauf. Die schnuckelige Hilary Clinton darf dabei nicht fehlen.


Mir ist dieses heidnische Herumgehopse etwas zuviel. Ich muss sofort an die Geldmacher denken, die sich schon lange Weihnachten, Ostern, den Muttertag, den Vatertag, den 1. Mai und alles andere angeeignet haben, um Gewinne zu machen. Hallo, Wien, möchte man da rufen, macht diesen Blödsinn nicht nach! Kürbis, ja, Halloween auf die irische Art ist vielleicht aber etwas überflüssig. Dann lieber in eines der irischen Pubs gehen und ein ungruseliges Bier trinken. Auch eine echte Kürbissuppe mit gerösteten Sonnenblumenkernen kann ganz herrlich schmecken. Wer die erfunden hat, verdient einen Gedenkstein. Er muss jedoch nicht am Totensonntag mit Kerzen beleuchtet werden. Außerdem wünsche ich mir, dass dieser amerikanische Herr, der die Frauen so runtermacht und kaum Steuern bezahlt, keine Chance bekommt, seine armen Landsleute das Gruseln zu lehren.