Mittwoch, 29. August 2012

Der Mann als Mann - kein Thema?

Mann-o-Mann!

Als Mann über Männer spekulieren, ist fast eine Verzweiflungstat. Wir haben uns sagen lassen müssen, wie wenig attraktiv, geschickt und zuverlässig wir sind. Was hat man nicht alles behauptet, um den berechtigten Vormarsch der Frau zu dokumentieren. Der Mann hat zwar immer noch ein paar Kubik Hirn mehr aufzuweisen, als die Frau. Doch jetzt wissen wir, dass dies unerheblich ist: Frauen sind klüger. Und schöner. Meistens. So weit so gut.

Leidensmann

Den Mann kennen wir als Pionier, als Leidensmann, Helden, als Erfinder, Gangster und Bankräuber, als Krieger und Lügner (Freiherr von Münchhausen, der Prototyp). Alle Männer leiden seit Jahrhunderten darunter, dass ihnen bald die Haare ausgehen. Ganze Künstlerschulen haben dies dargestellt. Auch die Zeit der lockigen und künstlichen Haarpracht. Diese staubigen Perücken gibt es heute noch in manchen Gerichtssälen. Dann tauchte der Generalverdacht auf: der Mann ist einfach nicht gut genug. Er macht alles falsch und riecht schlecht. Seine Lebenserwartung ist geringer als die der Frau. Frauen riechen besser. Sie gebären Kinder (Ach, ist er nicht süß, der Kleine?). Sie sind inzwischen Kanzlerinnen, Industriekapitäninnen, Fußballweltmeisterinnen.

Pionier

Aber süß, aber süß sind sie doch. Die Männer, die alle Verbrecher sind. Zum Glück gibt es die urtümliche zu sich Hingezogenheit der beiden Geschlechter. Der schöne, unschuldige Jüngling im Vollwuchs seiner Haare, die zuckersüße kleine Prinzessin, die das Leben eines noch nicht ganz fertigen Mannes von einem Tag zum anderen in eine unglaubliche Orgie des Glücks verwandeln kann. Was passiert bloß mit uns, wenn wir älter werden? Verlieren wir diese Gefühle? Das sollten wir nicht!

Männer?

Freitag, 24. August 2012

Breivik gewinnt - Armstrong verliert

Endlich ist er der Märtyrer, der er immer schon sein wollte. So könnte man das sieghafte Lächeln von Anders Behring Breivik bei der Urteilsverkündung in Oslo missverstehen. Und Lance Armstrong, der siebenfache Tour-de-France-Gewinner schaut eher grimmig in die Linse. Er hat gedopt, sagt man. Verglichen mit dem Irren aus Norwegen ein harmloses Vergnügen. Wo ist der Zusammenhang? Die Strafmaße der beiden sind angemessen. Der eine wird für immer einsitzen. Manche hätten ihm eine noch drastischere Strafe gewünscht. Das Lächeln des Mörders ist seiner geistigen Verfassung zuzuschreiben. Wer so etwas tut, der muss umnachtet sein.

Der andere hat nur gedopt. In der Welt des Sports ein unfaires und unsoziales Verhalten. Ganze Generationen von jungen Sportlern schauen zu einem solchen Idol auf. Bei drei Tour-de-France-Siegen war auch ein Deutscher beteiligt. Da wurde Jan Ulrich hinter Lance Armstrong zweiter. Soll der Zweite jetzt die Lorbeeren des Toursieges einheimsen? Hat er nicht auch gedopt? Wie kann man solche Verfehlungen unterbinden? Es muss etwas geschehen, damit die Jugend nicht auch noch diesen Sport-Idealismus verliert. Für viele ist Sport das einzige Ziel im Leben.

Rad ab!
Bei Breivik kann man nicht sagen, man hätte es verhindern können. Solche Menschen erkennt man nicht. Sie werden tolerant als Artgenossen akzeptiert, bis sie es getan haben. Beispiele gibt es genug. Wir müssen damit leben, dass es plötzlich ganz gefährlich werden kann. Dann wünscht man sich den entsprechenden (Helden)Mut, einzugreifen. Bei Doping kann man sich einfach abwenden und nicht mehr mitmachen. Die Aufmerksamkeit entziehen.
Jetzt haben beide irgendwie lebenslang.

Donnerstag, 23. August 2012

Prinz Harry, du loser!

Ist es die Möglichkeit, dieser erlauchte Enkel einer noch erlauchteren Königin, begeht schamlos die Entblößung seines prinzlichen Körpers. Die Medien hätten sich gerne überschlagen ob solcher Nacktheit. Aber, sie waren nicht dabei, und es war kein Foto aufzutreiben. Aber gesprudelt haben sie wie die Irren. Wie gerne hätten wir splitternackte Prinzen im Internet und in den Gazetten betrachtet. War das jetzt ein saure Gurken gesteuertes Windei, oder eine windige Meldung in der sauren Gurkenzeit? Gerne hätten wir mehr erfahren. Er soll ganz nah neben einer anderen nackten Person gestanden haben, von der man nicht weiß, ob Männlein oder Weiblein. Der Palast der Königin hat dann eine ungenaue Bestätigung des Vorfalles getätigt und die Sache auf sich beruhen lassen.


Was jetzt: sollen wir uns moralisch aufregen? Ein Prinz, der nackt daher kommt! Sollen wir Generalabsolution erlassen? Motto: ach, lasst ihn doch. Er kann tun was er will. Wo bleibt  da die Anglikanische Kirche? Ist es eine Sünde, sich im Adamskostüm zu zeigen, während wir ungehemmt nackte Frauen im Playboy betrachten dürfen? Die katholische Kirche hat längst die Nacktheit durchgehen lassen, sonst würde der David von Michelangelo in Florenz nicht so stolz öffentlich herumstehen (Foto von ihm in jedem Lexikon). Hinten sieht man einen anatomisch korrekten Po und vorne etwas herunterbaumeln. Mehr ist da nicht.

Aphrodite?

Und die schöne Aphrodite? Mit Kleidern an? Unvorstellbar. Ich selbst habe beschlossen, bei über 30 °C im Haus, oben ohne zu gehen. Mein korrektes Hinterteil bleibt aber bis auf weiteres verhüllt. Wir sollten den Medien, und vor allem dem Internet, keine Vorwände liefern, sondern ihnen kräftig auf die Finger hauen, wenn sie ständig mit völlig uninteressanten Sensationen punkten wollen. Was ist schon der nackte Hintern eines kleinen Prinzen?


Mittwoch, 22. August 2012

Himmelreich und Höllental



Wie nahe das bei einander liegt, ist einem Fremden, der in den Schwarzwald kommt, nicht sofort klar. Das Bähnchen von Freiburg nach Titisee benötigt nur wenige Minuten, um die beiden Orte miteinander zu verbinden. Himmelreich ist ein Bahnhof, aber auch ein traditionelles Hofgut, das schon um 1300 erwähnt und seit 1600 als Gasthof geführt wird. Als wir zum erstenmal dort auftauchten - Freunde hatten uns das Hotel empfohlen - fiel uns zunächst nur auf, dass es dort nicht so aalglatt und geschwind zuging, wie in anderen Hotels. In den gemütlichen Zimmern waren die Bäder ausgesprochen großzügig gestaltet. Rollstuhlgerecht oder so. Wenn Gäste mit einer Behinderung ankommen, werden sie besonders aufmerksam umsorgt. Natürlich auch Gäste ohne Gebrechen.


Wenn ich in manchen Supermarkt der etwas billigeren Art gehe, fällt mir auf, dass die netten jungen Damen an der Kasse wie dressierte Tiere die Preise in den Rechner hämmern. Eine unsichtbare Peitsche scheint sie zur Eile anzutreiben. Auch die Regale werden mit verzweifelter Schnelligkeit und oft recht lärmend gefüllt. Zeit ist eben Geld. Anders ist es im Hofgut Himmelreich. Hier herrscht wohlige Ruhe, die Angestellten strahlen Sicherheit und Selbstbewusstsein aus. Vielleicht hat es damit zu tun, dass das Hotelteam sowohl in Küche, Gaststube und im Hotelbereich, egal ob behindert oder unbehindert, in guter Atmosphäre zusammenarbeitet? Ich will keine Namen nennen, doch erwähnen, dass wir sofort das ernsthafte Mädchen und den fröhlichen Ober im Gasthaus in unser Herz geschlossen haben. Seit Jahren tun sie dort schon ihre Pflicht. Durch nervöse Gäste aus der Ruhe bringen lassen sie sich nicht.
Titisee

Dass man von Himmelreich aus herrliche Wanderungen und kostenfreie Bahn- und Busfahrten unternehmen kann, macht diesen Teil des südlichen Schwarzwaldes so richtig attraktiv. Das Essen ist gut, ohne kulinarische Kopfstände, die ja meist in höheren Preisen landen. Seit einigen Jahren kommen wir immer wieder hierher. Das wird auch in Zukunft so bleiben. (info@hofgut-himmelreich.de)


Dienstag, 21. August 2012

Ehrensolderhöhung für Wulff - das schlägt dem Fass...

Diesmal werde ich die unverdiente Einkommensverbesserung dieses unglücklichen Ex-Präsidenten nicht kommentieren. Als ich die Nachricht las, schaute ich sofort ins Internet: in wenigen Minuten hatten sich schon fast 800 Kommentare angesammelt. Viele reflektieren nur die Volksmeinung. Das ist gut so. "Frechheit, Unverschämtheit" sagen die einen, "Sesselpuper, Saubermann" die anderen. Einer schreibt: "Christian, wir haben dich lieb. Du bist einer von uns". Ich mag einfach nicht meinen Senf dazu geben.

Andererseits gehört allerhand Unverfrorenheit dazu, so etwas durchsickern zu lassen. Die verdienstvolle Bildzeitung hat mal wieder saure Gurkenzeit und fühlt sich vergessen. Sie versucht jetzt an dieser unappetitlichen Schraube zu drehen, denn die Mehrheit im Lande hatte sich allzu eindeutig von diesem Möchtegernpräsidenten abgewandt. Es gibt also wieder mehr Geld für Wulffie. Die Bettler im Lande sollen sich nicht so haben: es gibt Mittagstische, und das Rote Kreuz schläft auch nicht. Es muss demütigend sein, von einem Hartz4ling auch noch beneidet zu werden. Also: Schwamm drüber. Hauptsache, BILD hat wieder was.

Gurkenzeit!

Es ist nicht nur saure Gurkenzeit, sondern, ganz einfach, Gurkenzeit. Wegen der großen Hitze habe ich mich nicht in den Garten getraut. Jetzt sind sie zu riesigen Monstern angewachsen. Was mache ich mit Gurken, die die Größe eines Zeppelins haben? Hier mein Rezept: Gurke aushöhlen, indem man die Kerne herausnimmt. Schälen und kleinschnippeln. Im Garten nach Boretsch suchen. Bei Nichtfinden, Dill in großen Mengen ganz fein über das Geschnippelte kippen. Milden Essig und Distelöl hinzufügen. Pfeffer und Salz. Das Ganze anrichten. Auch ein wenig Sahne kann dazu kommen. An unseren ausgeschiedenen Bundespräsidenten denken und Gott danken, dass wir jetzt einen haben, der wahrscheinlich auch gerne Gurkensalat isst. War ich ironisch?

In London nennt man das "The Gurken"

Sonntag, 19. August 2012

Hitzefaktor Bier


Wie stolz wir Germanen sein können, dass irgendwann einer das Bier erfunden hat. Die alten Germanen müssen auch schon Hitzewellen ertragen haben. Dann ging man in den Keller und holte sich das erfrischende Nass. Einige Jahrhunderte muss es gedauert haben, bis man entdeckte, dass zu viel Met bei großer Hitze Schlagseite verpasst. Glücklich torkelten dann unsere Vorfahren unter eine Eiche und erholten sich. Das mit dem Wein kam ja erst mit den Römern, die den deutschen Süden mit dem Anbau von Reben beglückten. Als Gegenleistung nahmen diese abgemusterten Söldner uns unsere Frauen weg. Jetzt ist der Schwarzwald voller schöner Frauen mit dunklen Augen und schuftenden Männern, denen, untersetzt wie sie sind, oft noch die Haare ausgehen. Dafür können wir heute den herrlichen Riesling oder Spätburgunder schlürfen und warten, bis die Affenhitze vorbei ist. Bier auf Wein, das schmeckt fein. Wein auf Bier, das rat' ich dir.


Ich gehöre zu jenen, denen man unverfroren das Bier hinstellt, wenn ich mit meiner Frau ein Bier (für sie!) und einen Wein bestellte. Lange habe ich das Bier als etwas Vulgäres verachtet. UM ehrlich zu sein, ich schaffte es nicht, in aufrechter Haltung ein Glas Bier  zügig zu leeren. Das deutsche Reinheitsgebot kam mir immer etwas penibel vor. Muss man der ganzen Welt verkünden, dass wir uns an das Gebot halten und das auch von anderen erwarten? Pils kann ich immer noch nicht ausstehen, und Weißbier halte ich für einen Witz. Nun kommen wir aber ganz schnell wieder zur Hitzewelle zurück. Ich, und meine unheimlich dynamische Cath beschließen, trotz der angedrohten Hitze von gefühlten 40° Celsius, in den Wald zu gehen und im Schatten der Bäume etwas Erholung zu suchen. Sorgfältig vermieden wir die Stellen, wo die Sonne ungehindert herniederbrannte.


Dann, auf dem Rückweg - die Temperaturen waren inzwischen auf satte 33 ° gestiegen - erschien ein Gasthaus. Fast wie eine Fata Morgana. Wir nichts wie hinein und ich: ein großes
Export, bitte. Es gibt eigentlich nichts schöneres als mit einem Saudurst in ein kühles Lokal zu sitzen und dann auch noch sofort bedient zu werden. Den kleinen Schwips nimmt man da gerne in kauf. 

Banken, die kriminellen Verunreinigungen unserer Zeit


Die Bank war einmal ein seriöses Institut, das zum Sparen einlud. Die oft dunklen Geschäfte von Privatbanken haben gelegentlich dazu geführt, dass diese "umgemacht" hat. Andere florieren ungemein. Um die Seriosität der Banken zu unterstreichen hat man folgende Mittel eingesetzt: Glas, viel Glas, Beton, dunkle Limousinen und allesüberragende Wolkenkratzer. Die Brust Frankfurts, unseres Geldplatzes, ist daher architektonisch geschwellt. Hurra, wir haben unser Manhattan. Manche sprechen sogar von Mainhattan. Um ein 40stöckiges Hochhaus mit Personal füllen und rund ums Jahr durchfüttern zu können, muss der Bankengewinn beträchtlich ausfallen. Auch Aktienbesitzer, meist sehr stille Teilhaber, machen Druck, damit der Rubel rollt. Die armen Banker, die mit ihren Millioneneinkommen das Ganze am Laufen halten müssen, man möchte sie bedauern.

Es gibt noch selbstlose Wesen auf dieser Welt

Der Sparer war mal ein Bankkunde, der gerne monatlich etwas zur Seite Gelegtes auf die Bank brachte. Mit den Zinsen waren die Banken immer knickrig, aber ein paar Prozent waren schon drin. Meist konnte man damit der Inflation noch ein kleines Schnippchen schlagen. Ich wollte neulich bei einer "honorigen" Bank für meine Kleinen jeweils ein Sparbuch anlegen, damit ich für sie etwas auf der hohen Kante habe, wenn sie es mal brauchen. "Wenn die Begünstigten schon über 18 sind, können wir ein halbes Prozent (1/2 %) Zinsen anbieten", hieß es da aus kompetentem Munde. Ich begriff sofort, dachte, leckt mich mal, und sagte: "vergessen sie's". Das heißt, dass der Sparer heute ein kleines Würstchen ist, der Bankkunde, wenn er nicht gerade selbst in Milliarden schwelgt, fast eine Persona non grata, die den reibachlosen Ablauf stört. Bei Überziehung des Kontos allerdings nehmen die Glashäuser 13 und mehr Prozent. "Wir müssen Gewinne machen. Die Konkurrenz tut es auch", wird da verschämt geflötet. Die Seriosität der Banken ist dabei längst der Gier gewichen, die jetzt allenthalben als Norm gesetzt wird. Dabei sollte ein Banker, dessen Institut ins Wackeln gerät, längst aus Scham daran denken, sich das Leben zu nehmen. Oder sonst irgendwie abzutreten, denn kriminelle Vereinigungen gibt es schon genug. Wir müssen sie nicht auch noch mit unseren Spargroschen am Leben halten.




Freitag, 17. August 2012

Israel - deine Freunde werden weniger!

Ich weiß nicht, in wie viele Fettnäpfchen der amerikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney bei seinem kürzlichen Israelbesuch getreten ist. Ich weiß jedoch, dass dieser Spezialist für Ungereimtheiten gezielt das jüdische Wählerpotenzial in den USA im Auge hatte, als er den Konflikt mit dem Iran ansprach. Auch seine sonstige Geistesabwesenheit wird hoffentlich dafür sorgen, dass der amtierende Präsident, Barack Obama, dem man mangelnde Intelligenz nicht nachsagen darf, wieder gewählt wird. Seine Zurückhaltung bei israelischen Kriegsdrohungen gegen den Iran ist eher beruhigend.

Was wir nicht gebrauchen können, sind Hitzköpfe, die aufgrund von nicht bestätigten Gerüchten an einem Zeitzünder herumbasteln, der einen Weltkrieg auslösen könnte. Niemand ist über die offensichtlichen Pläne des Iran, Atomkraft auch als militärisches Kampfmittel zu benutzen, entzückt. Der Drang des aufmerksamkeitsgeilen iranischen Präsidenten, Mahmud Ahmadinedschad nach Anerkennung ist nicht zu übersehen. Man weiß wirklich nicht, wie weit dieser Hitzkopf gehen würde. Andererseits ist nach letzten Erkenntnissen nicht klar, wie weit seine Atompläne wirklich gediehen sind. Wenn Israel seinen amerikanischen Verbündeten vertraut, kann es zuwarten, denn der jetzige Präsident, der immerhin eine Großmacht repräsentiert, möchte den Iran auch nicht einfach so zur Bedrohung werden lassen.

Was aber jetzt bekannt wird, durch eine Enthüllung eines amerikanischen Bloggers Namens Silverstein, ist beunruhigend. Danach handelt es sich bei den israelischen Drohgebärden gegen den Iran nicht mehr um bloßes Säbelrasseln, sondern um viel mehr: Berechnungen, wie ein Angriffskrieg aussehen würde: etwa 30 Tage israelischer Angriff, wenige Tote, Zerstörung der Atomanlagen im Iran. Und wie reagieren China und Russland, die offensichtlich auf Seiten Irans stehen? Was machen wir mit Baschar el Assad, dem todessüchtigen Diktator von Syrien, falls er sich noch länger halten kann? Und Barack Obama wird sich weder vor, noch erst recht nach den Wahlen, die er gewinnen wird, in ein solches Abenteuer ziehen lassen.

Seltsam, das offizielle Schweigen und die Stummheit der Medien im Augenblick: Niemand wagt es, Israel klar und deutlich zu sagen, dass ein Angriff auf den Iran zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine völkerrechtswidrige Handlung wäre, die international durch nichts abgedeckt ist. Ich glaube, Israel kann es sich angesichts der eigenen Probleme im Lande nicht leisten, Freunde zu verlieren. Hatte Günter Grass recht, als er mit einem unglücklichen Gedicht die israelische Bedrohung des Iran rügte und dadurch innerhalb weniger Tage zur Persona non grata erklärt wurde? Es juckt wahrscheinlich keinen, wenn er in Israel nicht willkommen ist. Wenn aber traditionelle Freunde des Landes anfangen zu schweigen, dann ist etwas gesagt: Nämlich: Hört auf mit dem Gerassel! Es bringt euch nur noch mehr Feinde. Und einen solchen Krieg kann niemand gewinnen. Wollt ihr das?







Dienstag, 14. August 2012

Olympia - hurra, wir haben gewonnen!

Das ist jetzt auch schon wieder vorbei. Jetzt gibt es erst mal Ruhe am Schirm. Mein persönliches olympisches Interesse hat sich in Grenzen gehalten, obwohl mir einige humoristische Einlagen seitens der Gastgeber gut gefallen haben. Dennoch geht bei mir immer die Angst einher, wenn ich glotze, dass ich Zeit aus dem Fenster werfe, die nicht wieder kommt. Wenn die Fanfaren wieder tönen, werden wir alle vier Jahre älter sein, es sei denn, wir nähmen die Winterspiele sehr ernst. Die finden ja auch statt. Es ist also immer etwas los.

Die Olympischen Spiele in England (Großbritannien? Vereinigtes Königreich?) kann man mit Fug und Recht als heiter und gelungen bezeichnen. Der Preis war hoch, doch die Klagen hielten sich in Grenzen. Wenn die einkaufssüchtigen Sporttouris diesmal keine Lust hatten, neben den Spielen auch noch in die City zum Shoppen zu gehen, dann haben sie sich sicher gemerkt, wie leicht man auch außerhalb der Saison nach London kommt. Irgendwann stehen sie vor Harrods oder Marks&Spencer's und kaufen sich die Hucke voll. Also die kommerzielle Flopverhinderung findet eben ein wenig später statt.


Kein Blutvergießen, außer ein bisschen Häme, every now and then, keine Misstöne. Das mehr oder weniger Vereinigte Königreich hat seine Aufgabe voll erfüllt. Und dazu noch als bestes europäisches Land Unmengen von Gold, Silber und Bronze eingesackt. Glückwunsch! Fast hätten sie die Amerikaner das Fürchten gelehrt, aber das haben die Chinesen besorgt. Ohne China als Goldmedaillenraffer kann man sich die Olympischen Spiele nicht mehr vorstellen. Ebenfalls Glückwunsch! Höchstens die Winterolympiade lässt den Europäern noch ein paar Chancen. Ob der olympische Geist endgültig flöten gegangen ist, wissen wir nicht.

Mittwoch, 8. August 2012

Olympia - das neue Deo

Es ist heller Wahnsinn, die Werbepausen der Olympischen Spiele bewusst mitzumachen. Aufs Klo sollte man gehen, in der Nase bohren und vor allem den Ton abschalten. "Lesen was gesund macht" wäre ja noch zu ertragen, denn die Spiele suggerieren ja auch strotzende Gesundheit. Da passt der Unsinn mit der Apotheken-Umschau irgendwie rein. Aber das Deo, das bis zu 5 Tage Sicherheit bietet, ist unerträglich. Es schützt vor Achselnässe und Körpergeruch. Und ich frage mich, ob ein Sportler, der gerade eine Goldmedaille gemacht hat, nicht ein wenig riechen darf.

Trinken was gesund macht

Und was ist mit den 90% aller Menschen, die unter Venenveränderung leiden? Wer leidet hier? Was ist Venenveränderung? Was für eine (ich bitte um Vergebung) geistlose Scheiße! Werden wir für so blöd gehalten? Ich glaube, dass die meisten Menschen keine Venenprobleme haben und dass die Haut über 40 auch noch zu ertragen ist. Könnte die Pharmaindustrie nicht ein wenig mehr Rücksicht auf den IQ der Werbeopfer nehmen? Wir sind nicht so blöd, wie ihr denkt.

Ich für meinen Teil habe mich gegen diese Zumutungen schon längst immunisiert. Beim Gold- Silber- und Bronzegeplapper der Reporter wird genug gesülzt. Erspart uns den unerwünschten Gesundheitssegen der Pillenverkäufer. Sonst könnte es passieren, dass die Frustrierten eines Tages ihren Arzt oder Apotheker mit allerhand unnötigen Tinkturen und überflüssigen Mittelchen - natürlich gegen Aufpreis - überschütten und geteert und gefedert durch die Straßen jagen. Dann werden wir ja sehen! Denn ein Indianer kennt keinen Schmerz.
Mittelchen gegen alles


Olympia - wir schrammen vorbei!


Natürlich haben wir viel Gold erwartet - und viel Silber und Bronze erhalten. Das erste Diskusgold seit Jahren, ja, darüber freut man sich echt. Ansonsten haben vor allem die deutschen Medien ununterbrochen eins auf den Hut gekriegt. Das geht so: "Heute erwarten wir einen Goldregen. Heute ist wieder alles drin. XYZ liegt in der Wertung vorne. Mit etwas Glück gibt es Gold". Unsere Olympioniken sind schon in Ordnung: mutig, Weltspitze, wettbewerbsfähig, kosmopolitisch. Unsere Medien setzen sie ständig unter Druck und müssen dann (enttäuscht) gute Miene zum bösen Spiel machen.


Ätsch, ich habe gewonnen!

Bei den so erfolgreichen Briten ist es total anders: sie kassieren eine Goldmedaille nach der anderen, stecken neben den weniger attraktiven Silber- und Bronzedingern auch die vierten und fünften Plätze mit einem freundlichen Lächeln weg. Der Platzvorteil spielt dabei eine wichtige Rolle, aber, vor allem, die Tatsache, dass sich das Gastland seit Jahren ernsthaft und finanziell für die gewinnträchtigen Disziplinen eingesetzt hat. Der Lohn hierfür ist der wahrscheinlich dritte Medaillenplatz im Länderspiegel. Auch die Royals klatschen kräftig mit, sogar, wenn nicht-Briten das Gold holen.

Simultanspringen

Warum müssen die Medien unsere Leute immer so hochheben, wenn sie damit rechnen müssen, dass man dann umso tiefer fallen kann? Gibt es da keinen anderen Weg? Zum Beispiel: "Heute sind wieder Deutsche mit im Rennen. Wir werden sehen, was dabei herauskommt. Überraschungen sind bei allen möglich. Dabeisein ist wieder einmal alles. Hauptsache, es stürzt keiner ab. Auch Chinesen sind Menschen und haben schwer erkämpfte Siege mit Gratulation verdient". Wenn ich mich recht erinnere, war das deutsche Medienverhalten immer schon beschissen. Seit die Unschuld des freien Wettbewerbs verloren ging. "Fortschritt durch Technik" ist nur eine Werbeschnulze. Damit kann man sich etwas einreden, was nicht der Wirklichkeit entspricht. Werdet endlich erwachsen, ihr schreibenden und sprechenden Ersatzweltmeister! Schaut doch einfach mal zu! Dann werdet
ihr merken, dass die deutschen Olympiateilnehmer keine Medaillenmaschinen sind, sondern herrlich junge, dynamische Sportler, die natürlich auch die besten sein wollen, und es manchmal auch sind.

Dabeisein ist alles


Montag, 6. August 2012

Olympia, einmal gaaaanz anders

Als Kind glaubte ich an eine besondere Begabung, von der meine Eltern nichts wussten. Ich spielte Bimbo und war äußerst geschickt. Es ging dabei darum, Geldmünzen in der offenen Hand zu platzieren und diese hoch zu werfen, dann ganz schnell die Hand umzudrehen und die Münzen auf dem Handrücken landen zu lassen, ohne, dass diese herunterfielen. Ich verdiente mir damit so manche Eiskugel. Auch Murmelspiele waren beliebt. Ich war einer der geschicktesten Werfer. Auf dieser Basis hätten meine Eltern mich in eine sportliche Karriere entlassen können. Ich hätte vielleicht Gold gemacht. Leider haben die IOC-Oberen noch nie durchblicken lassen, dass sie eine Disziplin "Murmelwerfen" in ihr olympisches Tun aufnehmen würden. Dabei gab es gerade eine Murmelmeisterschaft in Södel (irgendwo in Deutschland). Södel ist auch Weltmeister im Murmeln, hat jedoch keine wirksame Lobby, sonst wären wir schon lange weiter.

Murmelmeister 2012

Auch im Steinstoßen, bis 25 Kilo, haben wir ungeheure Talente, die meist selbst einige Kilos wiegen und den Stein mit unheimlichen Kräften von sich stoßen. Eigentlich sind es die Briten, die die abstrusesten Sportarten praktizieren. Cricket gehört da noch zu den gängigen Arten, die wohl oder übel, wenn das Commonwealth genug Druck macht, olympisch anerkannt werden. Dann würde ich aber ganz entschieden auch für das Rhönradfahren als Wettbewerb plädieren, obwohl die Deutschen fast immer Weltmeister werden. Das wird niemand begeistern.
Extra-Gold im Reiten

Wie weit man es bringen kann, wenn man ausdauernd seinen Weg geht und die Ernährung entsprechend anpasst, zeigt unsere Geierwally Barbara Rütting, die mit über 80 Jahren an Vitalität und Gesundheit nur so strotzt. Nicht nur hat sie ein kaum genießbares Vollkornbrot erfunden, an dem man sich olympiareif die Zähne ausbeißen kann, nein, sie propagiert auch das gesundheitsfördernde Dauerbrausen, das Krankheitserreger aus dem Körper spült und für ältere Athleten wahrscheinlich ideal ist. Eine Goldmedaille mit 85. Das wär's. In der Geierwally hat unsere Barbara noch in Tragödie gemacht, was allen Kinogängern in entsetzlicher Erinnerung geblieben ist. Ich bin sicher, dass die erfolgreichen Londoner Spiele
noch interessante Blüten treiben werden.


Sonntag, 5. August 2012

Homo ludens - the games must go on!

Die Spiele müssen weitergehen, sagte der IOC-Präsident, Every Brundage, als Terroristen 1972 in München bei den Olympischen Spielen ein Massaker anrichteten. Irgendwie war der olympische Gedanke ad absurdum geführt. Wie sicher sind die Spiele, wenn gewaltbereite Gruppierungen, von denen es viele auf dieser Welt gibt, einfach so ein hochsensibles Gebilde aus den Angeln heben können? Zum Glück scheint London 2012 so weit gediehen, dass man einen gewaltfreien Verlauf bis zum Ende vermuten darf.




Homo ludens, der spielende Mensch, ist schon lange entdeckt. Man verbindet damit, dass der Mensch spielerisch Neues findet, und auf diese Weise hinter die Geheimnisse der Welt kommt. Das erlaubt ihm, zu sich zu finden und den heiligen Ernst der Dinge zu entdecken. Für manche wird es der bittere Ernst des Lebens. Schon deshalb sollten die Olympischen Spiele etwas heiteres sein. Das scheinen sie zu sein, vor allem für die Briten, Europas beste Sportnation, wenn man den Medaillenspiegel zum Maßstab nehmen darf. Was ich äußerst ungerecht finde, sind die vielen Olympioniken, die wegen fehlender Zehntelsekunden aus dem Gold-Silber-Bronze-Schema fallen, obwohl sie sich auch mit Herzblut an die Sache gemacht haben. Deutschland scheint da vom Pech verfolgt. Da nur Gold zählt, stehen sie da, wie die begossenen Pudel der Spiele. Macht euch nichts draus, ihr wart sehr gut.




Ein anderer Gedanke, der die griechische Misere unserer Gegenwart ins Auge fasst, wäre der, den Helenen die Spiele zurückzugeben. Schließlich hat das Spektakel dort begonnen. Die Spiele der Neuzeit wurden 1894 wieder aufgenommen, nachdem der Edelmann Pierre de Coubertin dies angeregt hatte. Sein Gedanke war, die Jugend zur Völkerverständigung in Faire Wettkämpfe einzubinden. Seither haben die Olympischen Spiele vieles durchgemacht: Unterbrechungen wegen Kriegen, Boykotte, Bestechung, Doping, Terrorismus. Fast alle Länder der Welt nehmen teil, sogar solche, die offiziell nicht als unabhängige Staaten geführt werden. Bereits 1968 bei den Spielen in Mexiko-Stadt hat man 600 Millionen Fernsehzuschauer gemutmaßt, 1992, in Barcelona waren es schon 3,5 Milliarden. Sind die Spiele also besser geworden? Kommerzieller, ganz sicher. Dabeisein ist nicht mehr alles. Man muss jetzt gesponsert werden, weil alles so teuer ist. London wird hier neue Erkenntnisse bringen.

Dabei ging es den alten Hellenen nicht zuerst um Sport, sondern, um die Verehrung des Göttervaters Zeus. Als die Römer im Jahr 148 vor Christus Griechenland eroberten, verloren die Spiele, die schon über tausend Jahre alt waren, ihren panhellenischen Charakter. Sie wurden römisch-international, bis sie 393 nach Christus wahrscheinlich zum letzten Mal stattfanden, denn der römische Kaiser Theodosius I. fand diese Wettkämpfe zu heidnisch.
Jetzt wäre die Gelegenheit, Griechenland die Spiele zurückzugeben. Seit 1928 dürfen die Griechen als erste in das Stadion einmarschieren, wenn die Eröffnung der Spiele gefeiert wird. Die Vorteile: Kostenersparnis, denn die Sportstätten könnten mit kleinen Verbesserungen gleich bleiben und würden nicht alle vier Jahre Milliardeninvestitionen erfordern. Alle teilnehmenden Länder, vor allem USA und China, zahlen einen Beitrag für die Organisierung und Durchführung der Spiele. Jeder kann dopen, soviel er will. Gewinnen ist alles. Zur Verhinderung von Betrug und Manipulation könnte übrigens ein internationales Gremium für die Verwendung der Gelder und die Respektierung olympischer Werte sorgen.




Bei den heute geschätzten über 20 Milliarden € Investitionen für die Spiele in London, und den zu erwartenden touristischen, gastronomischen und sonstigen Vorteilen, die sich aus  Spielen ergeben, wäre Griechenland dann endlich aus dem Schneider. Was für ein Gedanke!










Samstag, 4. August 2012

Wir lassen uns nicht gerne schröpfen

Also, ich gebe es gerne zu: ich gehöre zu den Reichen im Lande. Ein sicheres Einkommen, wahrscheinlich redlich verdient, ich besitze einen Wagen, allerdings von der bescheidenen Art, zusammen mit meiner wohlhabenden Frau (nein, der Erbfall ist zum Glück noch nicht eingetreten) besitzen wir ein kleines Häuschen mit Garten. Die ersten Tomaten sind eine wahre Pracht. Auch eine Salatgurke liegt schon sichtbar herum. Die Bohnen brauchen noch ein wenig, und die Kräuter erlauben den Sinnesrausch: Dill, Petersilie, Rauke, Schnittlauch, Liebstöckel, Minze, Bohnenkraut, Rosmarin und Thymian. Diskret huschen wir in den Garten, wenn wir etwas brauchen. Gut, wir gehen auch oft ins Gasthaus. In unserer Gegend gibt es eine große Zahl von neppfreien, terrassenbewussten und schleckmaulorientierten Restos, sodass wir immer wieder schwach werden. Unser Reichtum ist nicht sehr sichtbar (kein Schwimmbad, keine Hausangestellte, keine Karossen zum Angeben, keine Aktien). Jedoch: der Haussegen hängt so gut wie nie schief, und wir freuen uns, dass wir uns haben. Das ist der Reichtum.


Im gefürchteten Sommerloch kommen jedoch Themen auf, die niemandem gefallen können. Das olympische Gold hat die Köpfe der Nachrichtenmacher total vernebelt. Da macht man gerne ein neues Fass auf. Wie wäre es sonst möglich, dass plötzlich, sozusagen aus heiterem Himmel, die Superreichen im Lande mal wieder angegriffen werden? Die Armen! Sie sollten mehr besteuert und an der Bankenrettung beteiligt werden. Ja, wo leben wir denn? Gibt es keine (Regierungs)Parteien mehr , die diesem kommunistischen Ansinnen sofort Einhalt gebieten? So, wie man seit Jahren erfolgreich verhindern konnte, dass ein Tempolimit auf Autobahnen eingeführt wird? Natürlich wird clever ausgebremst. Zugegeben: es sind nur 1 % der Bevölkerung, also  knapp 80000 Bürger, die zusammen über 2 Billionen €€€€€€€€€€€ besitzen und horten.  Wenn diese Rechnung stimmt, ist das eine große Menge Geld. Es gibt keinen Grund, solchen Zahlen zu misstrauen. Dann aber haben wir in unserer Gesellschaft ein echtes Problem. Kann es sein, dass die Bedürftigkeit der einen eng mit dem Wohlstand der wenigen anderen verknüpft ist?


Und die Erbschaftssteuer? Die Vermögenssteuer? Sagen wir es einmal so: ein Finanzamt ist keine erfreuliche Angelegenheit. Bürokratie und Ungerechtigkeit geben sich die Tür in die Hand. Der Bürger leidet schon lange und fühlt sich falsch verstanden. Und die gewählten "Fachleute" in den Parlamenten haben wichtigeres zu tun, als bei der Verteilung der Güter grundsätzlich für Ordnung zu sorgen. Das wären aber die eigentlichen Aufgaben unserer Volksvertreter. Nicht das argumentative Abschmettern durch Hinweise wie "Futterneid", "Recht auf Besitz", "Selbstverschuldete Armut", "wirtschaftlicher Niedergang", "Bestrafung der Tüchtigen" möchte man hören, sondern die ehrliche Erkenntnis, dass etwas faul ist im Staate. Steuergerechtigkeit kann nur durch Steuergerechtigkeit hergestellt werden. Dass rein statistisch die meisten im Lande einen Vorteil davon hätten, ist wohl kein Gegenargument. Muss man so lange warten, bis den Habenichtsen der Kragen platzt? Wenn diese doch endlich kapieren würden, dass sie ihre Wählerstimmen auch für eine bessere Verteilungspolitik nutzen können. Statt dessen wird ab heute mit vollem Rohr zurückgeschossen. Die Schützen kennt man schon. Man kann sich auf sie verlassen.




Freitag, 3. August 2012

Island und seine Blaue Lagune

Gletscherblau

Der Hit jedes Islandreisenden ist die Blaue Lagune bei Reykjavik. Wo gibt es das sonst noch in der Welt: kalte Außentemperaturen, verhangener Wolkenhimmel, steife Brise, und der fröstelnde Isländer begibt sich in einen dampfenden Pfuhl, der 38-40° Celsius verspricht, also Wannentemperatur, und wie ein eisblauer Gletschersee strahlt. Wohlige Wärme tröstet den Isländer, manchmal auch den Touri, auf diese Weise darüber hinweg, dass er sich im hohen Norden nicht am Strand und unter Palmen befindet. Und gesund ist es auch noch, denn das Meerwasser sickert durch die Lava in den Untergrund der Lagune und vermischt sich mit dem Süßwasser im Verhältnis 2 zu 1. Diese unterirdische Sole ist über 200 Grad heiß und überreich an Mineralien und Salzen. Da die schwimmbadüblichen Bakterien bereits tot sind, strotzt die Blaue Lagune geradezu vor Gesundheit. Der leichte Schwefelduft ist da durchaus zu verkraften.


In Island gibt es eine Reihe solcher Badelöcher, auch im Norden der Insel. Deshalb sollte man in Island nie ohne Badeanzug ausgehen. Den Schirm benötigt man nicht, weil die wetterfeste Kleidung eine Selbstverständlichkeit ist. Die heilende Wirkung Islands geht also nicht nur von der frischen Luft aus. Rheumatische Reisende können sich auf die Insel freuen, denn, sollte das Knie schmerzen, wird leicht eine gar nicht billige, aber wirksame Salbe gefunden, die den Schaden in wenigen Tagen behebt. Ebenso geht es mit Schnittwunden, die nicht verheilen wollen: eine Heilkrem (Graedir), bestehend aus wilden isländischen Kräutern, schafft Abhilfe.

Das musste einfach sein!

Ängstliche Damen, die das vorzeitige Altern in Schrecken versetzt, müssen sich nicht an Pariser Kosmetikgurus orientieren, sondern lediglich eine sehr elegante Riesenpackung "Blue Lagoon" erwerben, wo alles drin ist: (ich übersetze aus dem Englischen) 1. Schritt: Reinigung. Mineralischer Schaumreiniger. Mineralischer, zweiphasiger "Einfeuchter" (???) = Toner. Algen-und mineralischer Körperschrubber(???). Algisch-mineralisches Duschgel. 2. Schritt: Verstärken (boost). Schlammmaske aus Kieselerde. 3. Schritt: Beleben(???), Nähren(???). Tageskrem gegens Altern. Nachtkrem gegens Altern. Algen- und Mineral Körperlotion. (Ich weiß, es heißt "Body Lotion", aber, da ich schon mal beim Übersetzen bin, wird auch dieses mit verdeutscht.) Algen- und Kieselerde-Handkrem. Alle diese Produkte, für die ich hier vorbehaltlos Werbung mache, enthalten Wasser, Meerwasser und eine ganze Reihe von Zusätzen, von denen ich nichts verstehe. Sie dienen der Hautpflege.




Neben dem festen Glauben der Isländer an Elfen, Trolle und Gnome, findet man auch ein unerschütterliches Vertrauen in Salben und Tinkturen, die allenthalben angeboten werden und mindestens ebenso teuer sind wie die hochtrabenden Kreationen, die man in Pariser Boutiken erstehen kann. Die Betonung liegt immer auf "Naturprodukt" "Heilkraft" und "Dermatologisch getestet". Island hat also mehr zu bieten als bloße Vulkane, die immer dann nicht ausbrechen, wenn man gerade dort ist. Oder Geysire, die nichts als irdischer Körperspray sind, oder Wasserfälle, die dich nassspritzen, wenn der Wind sich dreht. Oh, Island!

Schöne Pullover gibt's nicht nur in Hannover!


Donnerstag, 2. August 2012

Olympia - BJ seilt sich ab

Was für eine dämliche Information: da lässt sich der populäre OB Londons an einem Seil hoch über den Olympia-Park herabschweben, und bleibt stecken. Mit zwei Union-Jack- Fähnchen in den Händen wedelte Boris Johnson gestern in der Luft herum. So produziert man Popularität. Derjenige, der als Premierminister vielleicht bald die Downing Street Number 10  diesem Lustmolch Johnson überlassen muss, verfügt eben nicht über so viel konservativen Humor und spritzige Originalität. Gar traurig und ideenlos kommt er daher, der blasse David Cameron.

Dabei sein ist alles


Es ist in der Politik wie bei den Olympischen Spielen: Was wie ein Spiel aussehen mag, ist bitterer Ernst. Nur der, der Können mit eisernem Willen zum Sieg verbindet, macht das Rennen. Deshalb sind auch die hoffnungsschwangeren Ansagen (heute erwartet die deutsche Mannschaft einen Medaillenregen) ebenso fragwürdig wie die unverhohlene Schelte, wenn einer wegen einer fehlenden Hundertstelsekunde ohne ausgeht. Lasst uns doch einfach dabei sein. Wie Boris Johnson, der seine Großmutter verkaufen würde, nur um ein wenig geliebt zu werden. Wir lieben unsere Olympioniken und sollten auch etwas Zuwendung für alle anderen haben, die oft unter unvorstellbaren Schwierigkeiten bis zur olympischen Reife gekommen sind und dann scheitern. Es ist alles ein Spiel. Man kann gewinnen und verlieren, und einfach dabei sein. Merkt euch das, ihr gedopten Politikaster, die ihr so tut, als hättet ihr Talent und Können. Ihr seid nicht mehr die Ausnahme. Spätestens jetzt ist eine Entschuldigung bei all jenen angesagt, die es ernst meinen und ihr bestes geben.

Mittwoch, 1. August 2012

Provinzielle Malerei-Malereiprovinz?

Der deutsche Provinzialismus wurde immer schon von strengen Kritikern in Grund und Boden verdammt. Das hat natürlich seine Gründe. Und da Provinzialismus eine Geisteshaltung ist, muss man ganz genau hinschauen. Vor allem in der Kunst. Ich hatte große Schwierigkeiten, einen Giganten der Malerei am Ende seines künstlerischen Werdegangs noch ernst zu nehmen, vor allem, nachdem ich eine jener Ausstellungen von ihm gesehen hatte, die sein Alterswerk zeigen sollte. Ein paar dahingespuckte Frauenporträts, aus einem geschätzten Gesamtwerk von 50.000. Wie bei Paul Klee, dessen einzigen Sohn Felix ich einmal in Bern kennen lernte, war auch Pablo Picasso ein Frühbegabter. Als Kinder schon malten sie kreativ und innovativ. Das hat sie berühmt gemacht. Doch die Picasso-Ausstellung, wohl im Jahre 1956, in Avignon, hatte mich wahnsinnig enttäuscht. Was bleibt von einem Giganten übrig, der nur noch pinselt, um an Geld zu kommen? Jeder Trottel kennt seinen Namen, findet alles von ihm Geschaffene meisterhaft. Durch einen wahnwitzigen Zufall traf ich Picasso im selben Jahr persönlich, als er in Cannes einen Dokumentarfilm über sich im Festspielkino besichtigt hatte. Ich durfte sein hellblaues Wolljäckchen halten, während er in der brüllenden Nachmittagshitze vor dem Filmpalast ein Interview gab (Nein, ich schneide nicht auf: es gibt Fotos von dieser Begegnung). Internationaler Provinzialismus? Jedenfalls bei manchen Kritikern, denn diese weigern sich hochnäsig, in die Niederungen der Provinz zu steigen. Und da spielt oft die Musik.

Jeder weiß, wie schwierig es ist, sich einen Namen zu machen. Zumal in der Malerei, die besonders geschmacksempfindlich ist. Natürlich gibt es die ganz Großen. Aber, was machen wir mit denen, die nicht in dieses Schema passen? Glaubt man denn immer noch, Kreativität und Talent warten an der Straßenecke auf Entdeckung? Am besten ist es, gesponsort zu werden. Die Gattin eines Reichen, die nichts mit ihrem Geld und ihrer Zeit anzufangen weiß? Wenigsten könnten da hübsche Männer zum Zug kommen. Der Sparkassendirektor, der vom Image des Kulturbanausen loskommen möchte, und durch Ausstellungen dem Geldinstitut etwas Seriosität angedeihen lässt? Eine wunderschöne Muße für einen Bankier? Der gewiefte Kunstkritiker, dem man eine obskure Einladung zu einer ländlichen Vernissage zuschiebt und der aus Dusseligkeit zugesagt hat, zu kommen. Der Künstler selbst könnte natürlich auch die Initiative ergreifen und dem Lokalpolitiker bei seiner Rede einen Farbbeutel an den Kopf werfen? Ich befürchte, dass wahre Entdeckungen einfach durch Neugier und Hinschauen gemacht werden. Das hilft alles nichts. Das Urteilsvermögen, ob etwas gut oder kleinkariert ist, muss man sich selbst zuschreiben. Instanzen gibt es hierfür genauso wenige wie in der Philosophie, wo die großen Lehrmeister abhanden gekommen sind. Der Künstler selbst wird oft von Selbstzweifeln zernagt. Von ihm kann man nicht erwarten, dass er Klinken putzt.


BlickKontakt in Ravensburg


Also seien wir neugierig und versuchen wir, hinzuschauen. Christl Schneider-Götz, aus dem Bodenseeraum, ist eine solche Künstlerin. Selbstzweifel, Selbstironie, zwar nicht, wie der arme Poet, am Hungertuch nagend, doch unglaublich vielfältig und ausdrucksstark in ihren Bildern. "Blickkontakt" hieß eine ihrer Ausstellungen in Ravensburg (jawohl: Provinz). WeitBlick, HinBlick, RückBlick nannte sie im vergangenen Jahr einige ihrer Werke, die in den verschiedensten Techniken hergestellt wurden. Der späte Picasso von Avignon hat mich ganz bestimmt nicht mehr beeindruckt, als der feine Humor in den Bildern von Christl Schneider-Götz und ihr meisterhaftes Können. Jetzt stellt sie wieder aus: im Kulturhaus in Oberteuringen, am Sonntag, 9. September um 13 Uhr ist Vernissage. "AnsichtsSache" heißt es da. Großformatige Bilder in Acryl oder Öl werden erwartet. Ich bin neugierig und versuche, hinzuschauen. (88094 OBERTEURINGEN, Eugen-Bolz-Str. 3)

Auch Horst Köbele aus Freiburg gehört zu jenen, die den Kunstbetrieb nicht mitmachen. Keine Galerie, keine Sparkasse, kein Straßenverkauf. "So male ich; ich kann nicht anders". Seine Ausstellung in Eichstetten am Kaiserstuhl mag jetzt schon wieder vorbei sein. Ich war höchst überrascht über die Wandlungen eines Künstlers, der eher für sich malt, als für andere. Auch hier eine Ausdrucksstärke, eine bildnerische Vielfalt und ein Können, die in Erstaunen versetzen. Hier wird alles andere als Provinzialismus verkündet. Wo holt der Kunstmarkt in solchen Fällen seine Kriterien her? Etwa vom Vatikan? (Der Kunstpapst) Oder aus dem Guggenheimmuseum (Nur was dort hängt, hängt gut)? Wann wird endlich wieder nach Neuem gesucht? Neugierig, unvoreingenommen, mit offenen Augen und beherzter Urteilskraft? Es sieht nicht gut aus um die deutsche Malerei. Aber, es gibt sie!


Horst Köbele, Freiburg